Wenn weisse Frauen (Hetero)Sexismus und Rassismus voneinander trennen wollen. Von Belinda Kazeem.
In letzter Zeit begegnen mir wieder vermehrt Frauen, die davon überzeugt sind, dass (Hetero)Sexismus und Rassismus zwei fein säuberlich getrennte Diskriminierungsformen sind, mit denen wir uns separat auseinandersetzen müssen. Präziser: In letzter Zeit begegnen mir wieder vermehrt weiße Frauen, die davon überzeugt sind, dass Sexismus und Rassismus zwei fein säuberlich getrennte Diskriminierungsformen sind, mit denen wir uns separat auseinandersetzen müssen, und das nach dem Motto: Zuerst (Hetero)Sexismus, dann Rassismus. Mir geht’s nicht um die Reihenfolge, folgendes fällt mir dazu ein: Auf der einen Straßenseite (Hetero)Sexismus, in Signalfarbe gelb. Auf der anderen Seite, Rassismus, in violett. Frau – unausgesprochen geht es dann immer um weiße Frau – geht auf der Straße, Attacke von gelb, Farbkleckse am Körper: das Patriarchat hat zugeschlagen. Oft frage ich mich, ob meine Realität als Schwarze Frau nicht weißgemalt wird. Denn genau genommen geht es weiter: Schwarze Frau geht auf der Straße, Attacke von gelb und violett – manchmal hintereinander, manchmal gleichzeitig – wie auch immer, am Ende des Tages gelb-violett-vielfarbige Kleckse am Körper: Keine Chance auf fein säuberliche Abtrennung [1]. Also wie ist das jetzt mit Feminismus, (Hetero)Sexismus und Rassismus und den feinen Abtrennungen? Gibt’s gar noch immer Rassismus in der Frauenbewegung? Was ist mit Schwarzen Feministinnen, sind die wie Bucchi Emecheta sagte: Feministin plus? [2] Und wann wird endlich klar sein, dass wir, wie Audre Lorde sagte, keine »single issue lives« führen? [3] PS: Übrigens gibt es einiges an Literatur – ich spreche von Texten, Büchern Schwarzer und migrantischer Theoretiker_innen, die seit Jahrzehnten auf die blinden Flecken innerhalb feministischer Theorie hinweisen. Die liegt tatsächlich nicht nur in Sekundärliteraturform vor – erklärt von Mehrheitsangehörigen, die als objektive Übersetzer_innen fungieren, damit es besser zu verstehen und nicht gar so subjektiv ist. Aber darüber ein nächstes Mal …
Belinda Kazeem schreibt über wunderliche Ereignisse in Österreich.
[1] Um das Gedankenspiel weiter zu treiben, kann dieses mit den verschiedensten Farben und Diskriminierungsformen weitergedacht werden. Kann nicht, sollte, damit Migrant_innen und Schwarze Frauen sich diese ewig gleichen Diskussionen in Zukunft ersparen können. [2] »Ich bin nicht nur Feministin – ich bin eine Feministin plus. Ich glaube an das Konzept des Feminismus, aber wir haben über den Feminismus hinausgehende Probleme, deshalb ist es so schwer, sich 100prozentig damit zu identifizieren« (Emecheta in Kraft / Ashraf-Khan 1994: 173). [3] »There´s no such thing as a single-issue struggle, because we don´t live single-issue lives« (Audre Lorde unter http://www.zami.org/lordequotes. htm). Gesehen bei Baumgartinger, Perrson B. / Doucette, Erika / Huber, Marty (2006): »Picknickdecke Queer Snack« Aus: Mozart auf Abwegen. Remapping Mozart. Verborgene Geschichte(n).