Die Gegend im nord-westlichen Teil des Traunviertels entpuppt sich immer mehr als eine für ländliche Gebiete mehr als fruchtbare Gegend, was jugendkulturelle Aktivitäten betrifft. Richard Baldinger weiß, warum das so ist.
Inzersdorf, Vorchdorf und das genau dazwischen liegende Pettenbach sind drei Orte, in denen regelmäßig verschiedenste Veranstaltungen stattfinden, viele junge Bands entstehen und somit ein Kulturleben fernab von Traditionskultur stattfindet. Verantwortlich dafür zeigen sich vor allem drei junge Initiativen. So gibt es schon längere Zeit das Kulturprojekt IFK (Inzersdorfer Freundeskreis), den Bauhof sowie das Müh Fest Pettenbach und seit knappen zweieinhalb Jahren den Kulturverein DEZIBEL aus Vorchdorf. Doch es sind nicht nur die Initiativen, welche die Fruchtbarkeit der Gegend widerspiegeln, sondern auch die zahlreichen jungen Musikgruppen, die sich immer wieder formieren und sich auch über die Region hinaus Namen machen. So sind Bands wie Loxodrome (Heavy Rock), Zombiefied (Hardcore/Metal) oder die Wunschkinder (Experimental) nicht nur den im südlichen Oberösterreich Lebenden ein Begriff.
Über die Gründe für die Fruchtbarkeit dieser Region kann man/frau nur mutmaßen. Doch einige Überlegungen scheinen naheliegend. So ist deutlich spürbar, dass es eine große Zahl an jungen Menschen gibt, die sich nicht mehr mit der traditionellen Kultur der ländlichen Region identifizieren können und so eigene künstlerische Ausdrucksformen suchen und finden. Ein weiterer Grund könnte die geographische Distanz zu größeren Städten sein, welche dazu führt, dass die jungen Menschen initiativ werden, um die unmittelbare Lebenswelt im eigenen Sinne mitzugestalten. Ebenso stehen viele Orte in der Region irgendwie zwischen nicht mehr Landgemeinde-, aber noch nicht Stadt-Sein, was natürlich viel neues Potential hervorbringt, aber noch mit alten Strukturen zu kämpfen hat. Wobei es ein Indiz dafür gibt, dass in der Region schon längere Zeit eine umtriebige Szene existiert. Dieses ist das Lokal »CC-Club«, eine Bar mit alternativer Ausrichtung, welche seit bereits 30 Jahren (!!) nahezu unverändert existiert und immer noch als der Treffpunkt schlechthin für die alternativen Jugendkulturen gilt. An den langen Abenden in diesem Lokal haben bestimmt schon so manche Bands oder Vereine ihren Ursprung genommen…
Die verschiedenen Bands und Initiativen leisten durch ihr Wirken einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in der ländlichen Region und erreichen somit auch ein aufbrechen verstaubter Strukturen. Was machen die verschiedenen Vereine? Das Kulturprojekt IFK veranstaltet regelmäßig Konzerte in der Stockschützenhalle Inzersdorf, darunter das schon legendäre »Hanabalouza« sowie das jahrelang erfolgreich durchgeführte Rock im Dorf. Eng verbunden mit dem IFK ist auch die Junge Bühne Inzersdorf, welche die Theaterkunst hochhält.
In Vorchdorf hat der Kulturverein DEZIBEL seit seiner Gründung im Jahr 2006 wesentlich dazu beigetragen, dass die Kitzmantelfabrik (eine alte Schuh- und Lederfabrik) mit kulturellen Veranstaltungen belebt wird und mittlerweile auch eine Sanierung stattfindet. Wieder ins Leben gerufen hat der junge Verein auch das Hüvie Movie Open Air – eine Kooperationsveranstaltung von unterschiedlichsten Vereinen aus dem Ort.
Das jüngste KUPF-Mitglied aus dieser Region ist der Verein Bauhof Pettenbach. Das ungewöhnliche am Bauhof Pettenbach ist die Kombination aus Jugendzentrum und Kulturinitiative. So bietet der Bauhof einerseits Räumlichkeiten für offene Jugendarbeit und andererseits einen Saal für Veranstaltungen, wo die Jugendlichen zu Kulturtäter/innen werden können. Im Jahr 2000 wurde der Verein gegründet und im ehemaligen Bauhof der Marktgemeinde Pettenbach das Jugendzentrum samt Veranstaltungssaal eingerichtet, ehe 2005 das Gebäude komplett umgebaut wurde und somit ein professioneller Betrieb sichergestellt werden konnte. Seit dem finden (fast) im Monatsrhytmus Konzertveranstaltungen von und für Jugendliche statt. Den Betreiber/innen des Bauhofs ist es wichtig, den jungen Menschen in der Region vernünftige Freizeitaktivitäten und ansprechende Veranstaltungen zu bieten, für die sie sonst in die weit entfernten Städte fahren müssten. Ein interessanter Aspekt der Kombination aus Jugendzentrum und Kulturinitiative ist der Nachwuchs im Verein. So werden die Jugendlichen schrittweise in die Veranstaltungsdurchführung involviert und können mit der Zeit auch selbst Verantwortung übernehmen, somit ist auch der langfristige Nachwuchs im Verein so gut wie sichergestellt. Erfreulich für die Bauhof-Aktivist/innen ist auch der Rückhalt, den sie seitens der Gemeinde sowie der Bevölkerung erfahren. Ohne diesen wäre eine derartige Einrichtung in einer Landgemeinde auch nahezu unmöglich.
Richard Baldinger ist Kulturaktivist beim Verein DEZIBEL, freier Journalist und Student. Lebt in Vorchdorf und Linz.