Doppelagentin Mata Hari träumt schlecht und teilt uns das mit.
Ich hatte einen Traum – einen Albtraum. Der Molterer Wille war Kulturkanzler und die Schotter Mitzi war in ihrem Polizey-Minsterium als Staatssekretärin zuständig für Kulturdelikte. Und sie, wie immer gnadenlos, jagt mich zwischen den Schotterbergen hinterm Niederndorf, weil ich zu meinen wöchentlichen 10 Peitschenhieben für den Austritt aus der Katholischen Kirche nicht angetreten bin.
Das hat sie so verärgert, dass sie mir noch gleich ein paar weitere Kulturdelikte an den Hals bindet, wie früher den Mühlstein um manch armen Untertanen. Mit spitzer Stimme ruft sie mir ihre Anklage hinter her: „Wirtschaftlichen Einfluss gemäss § 278a gemeinsam begangen innerhalb einer nicht weiter definierten kriminellen Organisation in mehrfacher Hinsicht: Durch mangelnden Konsum von Schweinefleisch wird versucht den Schweinezüchterverband nachhaltig zu stören. Bewiesen wird das durch die Bestellung eines vegetarischen Menüs an Board einer Boing 777 und eines vegetarischen Kochbuches bei einem Internet-Auktionshaus.“ Ich rutsche heißen Stöckelschuhs voran, den Schotterberg hinunter, wo sich vor mir ein trojanisches Platter-Pferd aufbäumt. Die fiepsige Stimme hinter mir keucht schon etwas: „Weiters die Verweigerung der staatlich geforderten Mindestabnahme von Bio-Diesel, die Angeklagte tankt nur Super-Plus in ihren Lamborghini und besitzt auch keine Kettensäge.“ Ich renne durch eine Zementrohr und lande im Wohnzimmer einer Familie. Sie sehen fern und alle haben eine überdimensionierte Fernbedienung in der Hand. Ich denke noch, endlich Demokratie beim Zappen, da sehe ich auf dem Bildschirm Bilder von unzähligen Überwachungskameras. Kein Wetter mehr auf ORF 2, sondern Denunziationsfernsehen der Vereinigten Bürgerwehr Österreichs (VBÖ). Auf den Fernbedienungen gibt es nur einen großen Knopf, den Meldeknopf, mehr nicht.
„Bürgerbeteiligung, wie wir sie verstehen!“ schreit Schotter Mitzi. Mir bleibt nichts anderes übrig als durch die Kanalisation weiterzufliehen. „Niemand flüchtet ohne Grund“, schießt es mir durch den Kopf, dann ein Knall und ich verschwinde in einem Abfluss, der mich orkanartig abwärts saugt, tiefer, als ich mir jemals vorstellen konnte. Unten angekommen sitze ich im Beichtstuhl, mein beichtendes Gegenüber ist der Kulturkanzler Molterer Wille himself. „So gefreut hätte ich mich, wenn ich all diese Bierfeste hätte eröffnen können, beim Breznwurfwettbewerb hätt’ nur ich gewinnen dürfen und dem Präsidenten hätt’ ich die Eröffnungsrede der Festspiele verboten. Hätt’ i, war i, würd’ i net imma nu auf ’n Schweiger Wolfi hören, der hat mir jeden Spass nu verdurbn. I kennt erm würgn!“ Unter vorgehaltener Pistole muss ich ihm dann die Absolution erteilen. 1.934 Gegrüsset seist du Maria muss er zur Sühne beten. Es klopft an der Tür, schweißgebadet wache ich auf, es steht ein maskierter Geheimpolizist vor mir und ruft: „Mata Hari, Sie sind verhaftet wegen des satirischen Verrats von Staatsgeheimnissen!“
PS: Diesen Kassiber widmet euch Mata Hari aus dem Schubgefängnis ohne Verhandlung.
PPS: Rat und vielleicht Trost findet ihr auf der Webseite http://www.dieguteregierung.at
Mata Hari ist Doppelagentin und arbeitet hie und da.