Der Geschichtenmacher

Andi Wahl über einen Mann, dem die Einfälle schneller kommen, als ein Ferkel blinzeln kann.

 

Wenn der Herrgott einmal über Manfred Berghammer zu Gericht sitzt, wird er wohl eine dicke Akte vor sich liegen haben, und es wird nicht leicht sein, Manfreds Taten klar einem Aktiv- oder Passivposten zuzuordnen.

Kaum ein Mensch heckt so viele Streiche aus wie Manfred. Und wenn Astrid Lindgren von Madita sagt, sie sei ein Kind, dem die Einfälle schneller kommen, als ein Ferkel blinzele, dann ist Manfred wohl das männliche Pendant zu dieser kindlichen Romanfigur. Sollte der Herrgott etwa den Schrecken, den Manfred vielen mit seinen Streichen einjagte, als negativ beurteilen, so wird sein himmlisches Konto wohl massiv absacken. Ins Minus wird es aber dennoch nicht geraten, weil Manfred einen großen Teil seines Lebens damit zubringt, Menschen Freude zu bereiten. Und das ist wohl auch der Schlüssel zum Verständnis des Manfred Berghammer. Was ihn interessiert, sind die Menschen. Weniger ihre Ideologien, Weltanschauungen oder ihr gesellschaftlicher Status. Und wenn er hinter all dem Blendwerk und den Schutzpanzern, die sich die Leute im Laufe ihres Lebens zugelegt haben, den Menschen zu erkennen vermag, dann weiß er auch, wie er diesem Menschen eine Freude bereiten kann. Dabei darf natürlich der eigene Spaß nicht zu kurz kommen. Wenn er etwa einer ganzen Schar älterer Damen über Monate einredet, ein verhinderter Priester zu sein, und sie, nachdem sie Zutrauen zu ihm gefasst haben, dann dazu verführt, sich einen fürchterlichen Brutalo- Film anzusehen, weil sie nur so die Jugend von Heute verstehen könnten. Ob Manfred, der im Kern ein Menschenfreund und Moralist ist, da die Grenze des Vertretbaren immer richtig erwischt, weiß wohl nur der Herrgott.

Manfred selbst scheint sich allerdings seiner Sache sehr sicher zu sein. Die Liebe zu den Menschen und das Interesse an ihrem Verhalten treibt Manfred auch immer an Orte, wo sich diese Spezies gerne zusammenrottet. In Kulturvereine, zu Demonstrationen und ins Wirtshaus. Gerade dem Wirtshaus gilt sein besonderes Interesse. Wobei der Treibstoff, der eine Wirtshausrunde antreibt, nicht, wie oftmals angenommen, die konsumierten Alkoholika sind, sondern die Diskussionen, die man führt, und die Geschichten, die man sich zu erzählen weiß. (Bier und Wein sind lediglich das Kühlmittel, um die Wirtshausrunde vor Überhitzung zu bewahren.) Und hier, beim Geschichtenerzählen, liegt eines der großen Talente Manfreds. Wobei er es nicht nur blendend versteht, über Dinge, die sich zugetragen haben, fesselnd zu erzählen, sondern Manfred ist selbst eine sprudelnde Quelle solcher Geschichten. Unentwegt produziert er Ereignisse, sie sich glänzend in der vertrauten Wirtshausrunde erzählen lassen.

Wenn Manfred nach 14 Jahren im Vorstand der KUPF aus diesem ausscheidet, verliert die KUPF nicht nur einen „alten Hasen“, der schon an der Wiege der KUPF gestanden ist, sondern auch jenen Menschen, der sich um die soziale Wärme in diesem Verband mehr verdient gemacht hat, als jedeR andere. Tröstlich an diesem Unstand ist nur, dass er dieses Wirken an neuer Stätte fortführen wird. Als neuer Pächter des Gasthauses Tramway in der Linzer Stockhofstraße, wird er ab März sein Hobby endlich zum Beruf machen. Dass er dafür seine ganze Aufmerksamkeit braucht, und deshalb aus der KUPF ausscheidet, ist schade, aber verständlich. Wir wünschen ihm in seiner neuen Aufgabe genau soviel Spaß, wie wir ihn in der KUPF hatten.

PS: Egal, wo der Herrgott den Manfred Berghammer beim Jüngsten Gericht auch hin steckt. Ob in die Hölle, den Himmel, oder in das Fegefeuer der ersten, zweiten oder dritten Klasse. Wenn man es da oben irgendwie einrichten kann, so möchte ich doch bitten, mich selbst zumindest in der Nähe von Manfred unterzubringen. Zusammen haben wir sicherlich einige gute Ideen, wie wir allen den Aufenthalt ein wenig spaßiger gestalten können.