Liebe Schwestern und Brüder zu Linz!

Ein 300PS Brief von Mata Hari zum Thema Saufen, nachhaltige Kopfschmerzen und dem Schutzpatron Florian – und natürlich 2009.

 

Da ich vor nicht wenigen Kirchenvätern getanzt habe, werde ich heute einen etwas anderen Ton anschlagen. Falls ihr jetzt erwartet, dass ich euch eine dieser einschläfernden Sonntagspredigten halte, dann habt ihr euch jedoch geirrt. Aber irren ist, wie der Rausch, etwas allzu Menschliches und darauf muss ich euch wohl für eure nahe Zukunft vorbereiten.

Wie schon in meinem letzten Brief an den Bruder Martin geht es auch diesmal um die Schatten, die Linz 09 voraus wirft. Nicht nur er muss in die Gänge kommen, sondern auch ihr Schwestern und Brüder, denn auf euch warten herausfordernde Zeiten und ihr müsst euch schon heute darauf vorbereiten.

Unser Thema ist der Rausch, der es ja in letzter Zeit des Öfteren durch engagierte Jugendliche unter dem Schlagwort Komatrinken in die Schlagzeilen brachte. Selbst von Seiten Linz 09 wird nichts unversucht gelassen, den Rausch in eine gesellschaftlich akzeptierte Sphäre zurückzuholen. Begonnen hat es mit dem Schaurausch, der bisher unbekannten architektonischen Objekten (insgesamt waren es 50 Geschäfte), wie einem Hotel oder einem Casino mittels Kunst zu mehr Glanz und Internationalität verhelfen sollte. Wer wäre da nicht schon mal verzückt an einen Roulettetisch getaumelt, um sich dem Spielrausch hinzugeben. Und weil das noch nicht genug ist, wurden die Verkäuferinnen sic! schnell mal Kunstvermittlerinnen (bekommen sie dafür auch eine Entschädigung?), und die Geschäftsleute diskutieren mit den Kuratoren über den Unterschied zwischen Kunst und Werbung.

2008 und 2009 soll dieses Projekt fortgeführt werden, so bitte ich euch schon heute, eure Bier- und Weinkeller leer zu saufen und Platz zu machen für den Tiefenrausch 2008, wo ihr dann, erleichtert um ein paar wenige Gehirnzellen sicherlich Kulturvermittler sein dürft. 2009 noch mal, weil wir uns dann eh schon an nichts mehr erinnern, da geht es dann weiter mit dem Höhenrausch. Wer dann die letzten harten Getränke am Dachboden versteckt, sollte sich hüten, denn auch vor diesen wird nicht halt gemacht. Der Tourismus wünscht sich ja nachhaltige Projekte und wahrlich welches, wenn nicht der Rausch, wäre ein nachhaltiges Projekt. Er kurbelt die Wirtschaft an, macht süchtig und drängt nach Wiederholung. Er ist international und fördert die Völkerverständigung und wenn sich dann ein paar in der Altstadt kloppen, gibt es was zu berichten in der Zeitung und dann brauchen wir neue Überwachungskameras und Leute, die diese installieren, auswerten und kopieren.

Wer dann nicht nachhaltig Kopfweh hat, dem kann der Schutzpatron Florian höchstens noch beim Brandlöschen helfen!

Auf euer Wohl, Mata Hari

Mata Hari ist Doppelagentin und arbeitet hie und da.