Kotzen statt kleckern…

… heißt es in der OÖ Medienlandschaft.

 

Von Lois Sonnleitner.

Dieses Verfahren einer Journalistik, deren Eigenart mit nichts gleichzuschalten wäre, ist bis zur Eingeweihtheit in schmierigsten Konkurrenzbelangen und bis zur Anspinnung jener Geschäftskabalen entwickelt, die sonst erst hintendrein zu unsrer geistigen Diät bestimmt waren. Doch ganz abgesehen davon, dass es zum Kotzen ist,… *

… wird es höchste Zeit, ein Auge auf das so genannte Landeshauptblatt zu werfen – und auf seine beiden, bis auf die Zähne bewaffneten Mitstreiter: In den OÖN verbreiten die Wimmer Medien GmbH des Herausgebers Rudolf Andreas Cuturi – alter italienischer Adel, erst vor wenigen Monaten erbte der feudale Herr drei Häuser in Roms bester, sprich teuerster Lage – wie alle anderen die Meinung der Herrschenden als herrschende Meinung; in der konservativen Politik, in der neoliberalen Wirtschaft und in der Kultur, die zum Volkstum schielt.

Im Krieg um Kleinanzeigen und gegen Kaufzeitungen kämpfen Cuturis Söldner bei den TIPS. Die Redaktionen fungieren hier als Feigenblatt für die verkauften Geschichten und Anzeigen. Da ist es auch komplett wurscht, dass selbst der Zeitungstitel durch die Rechtschreibreform obsolet wurde und die Schreiberlinge durch angewandten Analphabetismus erheitern.

Oberösterreichs NEUE heißt das jüngste, am 21. August auf die Öffentlichkeit losgelassene Geschütz Cuturis, in Stellung gebracht angesichts der Bedrohung durch Fellners „Österreich“ (symptomatisch für dieses Scheißgewerbe: die Plakatpletschen, auf denen sich Fellner als Martin Luther King aufpudelt), Sohn Paolo Cuturi macht den Geschäftsführer, OÖN-Seitenblickewerfer Kurt Guggenbichler den Chefredakteur – ein kleiner Rückschritt für die Menschheit, ein großer Fortschritt für die Barbarisierung dieses Landes. Anvisiert werden wörtlich „Jüngere mit höherer Bildung – konsumorientiert statt lethargisch“. Wer das verdaut hat, braucht das Zeitungsmotto nur geringfügig abändern und wird: kotzen statt kleckern.

Man muss natürlich immer verstehen, daß für diese Wertung des eigentlichen journalistischen Wirkens der lächerliche Außenbegriff einer Pressfreiheit mit ihrer Genehmigung oder Einschränkung durch den kulturell ohnmächtigen Staat überhaupt nicht in Betracht kommt. (…) Selbst ihre totale Gleich- oder Ausschaltung für den politischen Zweck vermag nichts gegen die Verderblichkeit des in die Maschine diktierten, wie immer gesinnten Wortes, und mögen hundert Staatsanwälte die Presse „knebeln“, so hat sie doch Freiheit, solange sie lebt und kein Kulturanwalt sie eben daran verhindert.

aus: Karl Kraus, Dritte Walpurgisnacht (st 1322)

Lois Sonnleitner