Andrea Mayer-Edoloeyi über die Geschichte der Frauen in der KUPF.
Uli Böker, ehemaliges KUPF-Vorstandsmitglied, sprach auf der 20-Jahre-KUPF-Feier davon, dass die KUPF ehedem eine „Macho-Partie“ war. Da kann ihr wohl niemand widersprechen, aber es ist interessant zu fragen, was passiert ist, dass diese Zuschreibung heute so nicht mehr gelten kann.
Auf Wikipedia wird der Begriff „Macho“ erklärt: „Macho (sprich: Matscho) bezeichnet in der deutschen Umgangssprache einen Mann oder eine Person, die sich stark an den traditionellen westlichen Bildern von der männlichen Geschlechterrolle orientiert“. Da ist aber auch ausgeführt, dass Machos zu prestigeträchtigen Statussymbolen wie imposanten Autos oder zu aggressivem Verhalten neigen. Diese Stereotype, angewandt auf die KUPF, beweise, dass es so einfach nicht ist. Die Gründerväter der KUPF können zwar unisono als unsensibel in der Geschlechterfrage bezeichnet werden, aber erfüllen doch nicht so ganz das Klischee: Dann hätten sie sich wohl nicht für die Schaffung eines Dachverbands der Kulturinitiativen engagiert und so manch schwierigen Streit für initiative Kulturarbeit ausgefochten. Und doch: Die ehemalige KUPF-Geschäftsführerin Sylvia Amann fand Ende der 90er Jahre mit der KUPF eine Organisation vor, wo Frauen, Feminismen, Genderfragen, … einfach keine Themen waren. Sie initiierte die KUPF-Frauengesprächsrunde mit engagierten Frauen aus Kulturinitiativen und die KUPF gab die Studie „Frauen/Kultur-Frauen“ in Auftrag.
Konstatiert wurde, dass es in Kulturvereinen zwar viele Frauen gibt, dass diese aber selten in der ersten Reihe stehen. Aus der Runde von KI-Frauen entwickelte sich ausgehend von einem öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungsprojekt „frauen.kultur. woche“ 1999 schließlich unter tatkräftiger Mitwirkung weiterer Kultur-Frauen der Verein FIFTITU%, der ab 2001 als Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich aktiv ist.
Für die KUPF entstand mit FIFTITU% auch ein kulturpolitisches Pendant in Sachen Frauenkulturpolitik. Es folgte eine Orientierungsphase mit dem Versuch der Schaffung einer eigenen KUPF-Frauenbeauftragten, auch fand ein Gender-Seminar zur Weiterbildung von Vorstand und MitarbeiterInnen statt. Letztlich setzte sich ein Konzept durch, dass bis heute gut funktioniert: KUPF und FIFTITU% kooperieren punktuell in Sachen Frauenkulturpolitik und ergänzen sich hervorragend. Dazu gehört wohl auch, sich gegenseitig im Tun manchmal ein bisschen skeptisch zu beäugen und allezeit bereit zu sein, sich gegenseitig (liebevoll) zu kritisieren. Die KUPF selbst initiierte einen Prozess des Gender Mainstreamings – ohne diesen Prozess jemals so zu nennen. Da überwiegt dann doch die Skepsis gegenüber Gender Mainstreaming- Konzepten, die kompatibel mit neoliberalen Strukturen sind. Doch die guten Dinge kann man/frau sich ja rausnehmen: 2001 wurde eine 50 %-Frauenquote für den KUPF- Vorstand im Statut verankert, in der KUPF- Zeitung schreiben mindestens 50 % Autorinnen, neue Mitgliedsvereine werden beim Aufnahmegespräch gefragt, wie denn das bei ihnen mit Frauen ausschaut und Genderfragen sind Themen, wenn es ums Anstellen von Personal geht.
Das wichtigste aber ist wohl, dass Sensibilität in Genderfragen Alltag in der Arbeit der KUPF geworden ist – es ist ein immer wieder präsentes Querschnittsthema in der Kulturpolitik und auch im Servicebereich. Nicht zuletzt kann sich die KUPF in den letzten Jahren über Mitgliedsvereine freuen, die nur aus Frauen bestehen und dezidiert feministisch arbeiten: Autonomes Frauenzentrum Linz, MAIZ, FIFTITU%, Vier Frauen fahren fort, Radio SPACEfemFM, Frauentreffpunkt Rohrbach, Frauenforum Salzkammergut und die Insel Scharnstein. Und feministisches Tun ist etwas das Spaß macht: Heuer am 8. März hat ein Trupp Vorstandsfrauen gemeinsam eine Radiosendung gemacht – das gemeinsame Tun bereichert. Dass nicht immer alles eitle Wonne ist, zeigt aber gerade die 20-Jahres-Feier der KUPF: Gerade da wurde es nicht geschafft, dass Festakt- Programm so zu gestalten, dass Frauen entsprechend repräsentiert waren. Viele gute Gründe haben für das Programm gesprochen, wie es eben war – es wurde dem Anspruch gerecht, Geschichte zu repräsentieren mit dem Blick ins Heute und ins Morgen der KUPF. Beim Rückblick sind es dann diese Männer: diese Männer ohne prestigeträchtige Autos. Doch die Voraussetzungen sind gut, dass 30-Jahre-KUPF eine Veranstaltung wird, wo nur Frauen auf der Bühne stehen. Es gibt aber noch etwas zu tun: Denn wir wollen dann spätestens in 10 Jahren eine Frau als Landeshauptfrau und als Kulturreferentin – und zwar eine, die sich als Feministin versteht.
Andrea Mayer-Edoloeyi ist im Vorstand von FIFTITU% und der KUPF.