Eugenie Kain über die Wichtigkeit der KUPF in der Pflasterspektakelstadt.
Neulich bei einer Flasche Wein. Ein Gespräch mit einem Dichterkollegen, der schon lange in Wien lebt. Wir befinden uns in der assoziativen Phase des Gesprächs, ein Stichwort fällt, es wird aufgegriffen, das Gespräch nimmt rasante Kurven, geographisch weitet es sich aus über Kontinente hinweg, inhaltlich zeichnet sich eine Einengung ab. Der Kollege sagt: KUPF. Die von der KUPF haben das geschickt gemacht, sagt er, sind bei der Gründung in Managermanier aufgetreten und haben für sich gut dotierte Posten durchgesetzt, auf denen sie noch immer sitzen, das weiß er von jemandem, der damals mit dem Ministerium zu tun hatte – aha denke ich, bin aber zu langsam für einen Einwurf, die KUPF war auch nur eine regionale Fußnote im Gespräch, das mäandernd weiter hastete zum erwarteten Endpunkt, die Situation der Schriftsteller in Österreich unter besonderer Berücksichtigung der eigenen Situation, die um einiges besser aussehen könnte, wenn alles anders wäre als es ist.
Aus Platzgründen hier statt der durch subjektive Erfahrung des Kollegen von Zuspitzung und Überzeichnung geprägten Ausführungen ein Schnitt: Tatsache ist, dass viele Verlage schlampig bzw. gar nicht abrechnen, dass sie außer der Produktion des Buches nichts tun, weil diese Ausgaben durch Förderungen gedeckt sind, dass man vom Verkauf der Bücher ohnehin erst leben kann, wenn die Auflagenzahl fünfstellig ist, dass deshalb Lesungen zum Überleben wichtig sind. Außer Literaturhäusern gibt es aber immer weniger VeranstalterInnen, die sich auf Lesungen und Literatur einlassen und zahlen (wollen).
Vor dem Hintergrund des medialen BAWAG – und ÖGB – Bashings und unter der Einwirkung des Weins ist meinem Kollegen ein KUPF -Rülpser entfahren, der auch viel von seiner Verbitterung und erfahrenen Zurückweisung und den prekären Lebensumständen eines „freien“ Schriftstellers erzählt. Nicht nur für ihn bewegen sich Kulturvermittler und Kulturarbeiter in einem Paralleluniversum. Weil es kaum zu Kontakten kommt, weiß einer vom anderen nicht, was er tut, warum er es tut und wie er lebt davon. Es gibt noch Kulturvereine, für die Lesungen ein Schwerpunkt sind, zum Beispiel in Vöcklabruck die kulturakzente4840. Die AktivistInnen veranstalten nicht nur professionell organisierte Literaturveranstaltungen, sie fordern auch mit anderen Initiativen ein offenes Kulturhaus Vöcklabruck.
Da wird wieder bewusst, wie wichtig es ist, dass es die KUPF in der Pflasterspektakelstadt und im Miaderl und Kinderl und Hünderl – Hoamatland mit seinen Kripperlschnitzern und Goldhaubengruppen gibt. Es passt schon, wenn Brauchtum und Tradition gepflegt werden, für die Lebensqualität aller muss ein Gegengewicht vorhanden sein: Initiativen, die in der Tradition der Aufklärung, des Fortschritts, der Moderne, der Avantgarde … die Vermittlung von und Beteiligung an Kunst und Kultur ermöglichen und eine Plattform, die diese freie Kulturarbeit unterstützt.
Eugenie Kain ist Autorin, lebt und arbeitet in Linz.