Den nunmehr fünften Band aus der republicart-Reihe hat Andre Zogholy für Sie gelesen.
Der nunmehr fünfte Band aus der republicart-Reihe geht auf ein Symposium mit dem Titel „Publicum”, das im Juni 2004 im Kunstraum der Universität Lüneburg abgehalten wurde, zurück und enthält vielschichtige theoretische, wie praxisreflektierende Annäherungen und Umherschweifungen an und um einen zeitgemäßen Begriff von „Öffentlichkeit”. Eine der zentralen Ausgangspunkte für diesen inhaltlich ungemein dichten Sammelband ist weniger ein Zurückgreifen auf einen mehr oder weniger traditionellen Bezugsrahmen der analytischen Philosophie, vielmehr wurde versucht, diesen Rahmen an Eckpfeilern von kritischer Theorie, feministischer Theorie, radikaler Demokratietheorie, kritischer Soziologie, Cultural Studies und poststrukturalistischen Ansätzen abzustecken. Herausgekommen ist ein Sammelband mit TheoretikerInnen aus heterogenen Theoriefeldern und mit sehr unterschiedlichen Zugängen und Herangehensweisen, alleine die Liste der AutorInnen reicht von Alex Demirovic, Nancy Fraser, Oliver Marchart, Jim McGuigan, Klaus Neundlinger, Stefan Nowotny, Marion von Osten, Jorge Ribalta, Simon Sheikh, Paolo Virno, George Yudice, Linda Zerilli, bis zu den Precarias a la Deriva und noch einigen mehr. Um dieser Heterogenität doch etwas Ordnung überzustülpen, wurden die Beiträge in einer grundlegenden Einteilung vier groben Themenbereichen zugeordnet. Einem im engeren Sinne theorieorientierten Abschnitt, in dem eine Erweiterung des Diskurses um Öffentlichkeit(en) eingefordert wird, auch mittels einer Fokussierung auf neuere Entwicklungen hinsichtlich transnationaler (Gegen-) Öffentlichkeiten, folgt ein Abschnitt mit Beiträgen, die sich auf das Feld der visuellen Kunst beziehen bzw. unmittelbar aus diesen hervorgegangen sind. Als Schlagworte hierzu können u.a. Public Art oder Kunst im öffentlichen Raum, aber auch das Konzept einer „Kultur für alle” angeführt werden. Der dritte Abschnitt bezieht sich in erster Linie auf eine medienwissenschaftliche Verknüpfung einer an Adornos Theorie der Kulturindustrie orientierten Einschätzung der Medienmacht. Der letzte Abschnitt dieses Bandes bezieht sich auf konkrete Praxen, auf Formen der Interaktion und des kollektiven Handelns, welche als Gegen-Öffentlichkeiten verstanden werden können, die auf nationaler und transnationaler Ebene agieren. Wie jeder Band der republicart Reihe kann auch der nun Vorliegende als wichtiger Impulsgeber und Lieferant für weitere Denkanstöße dienen. Mit Spannung darf jedenfalls auch der angekündigte siebente Band der Reihe von Oliver Marchart mit dem Titel „Ästhetik des Öffentlichen” erwartet werden.
Andre Zogholy ist Vorstandsmitglied der KUPF, Ländervertreter Oberösterreichs in der IG Kultur und Mitglied bei qujOchÖ – experimentelle Kunst- und Kulturarbeit.