Was im KUPF-Arbeitsprogramm steht und was das in weiterer Folge bedeuten könnte, weiß Stefan Hasi Haslinger.
„Ihr wollt am Abend ernten was Ihr nachmittags gesät“ 1
Kein Wort über Mozart steht im Arbeitsprogramm der KUPF, genauso wenig wie 2005 irgend eines der begangenen Jubiläen Einzug in das Arbeitsprogramm gehalten hat. Wir sehen, die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich schert sich sehr wenig darum, was offizielle Jubiläen betrifft. Das eigene Jubiläum – Jahre KUPF – Kulturplattform Oberösterreich – steht sehr wohl im Arbeitsprogramm, und wird auf anderen Seiten dieser Zeitung auch gebührend gewürdigt!
Worum sich die KUPF sehr wohl schert, ist das Vorwärtsstreben im Sinne der Verbesserung von Rahmenbedingungen. Und so wird als ein Schwerpunkt im Arbeitsprogramm das „Kulturfördergesetz Neu!2 definiert. Da könnten wir natürlich Gefahr laufen weltverbesserisch zu agieren, und zu meinen, dass uns das sehr schnell gelingt!
„Ihr wünscht Euch heiler noch die Welt, am liebsten morgen schon“
Das Arbeitsprogramm der KUPF ist eine Willenserklärung an die Kulturvereine, gleichzeitig auch in vielen Bereichen ein Drohbrief an Verantwortliche in Kulturpolitik und –verwaltung. Willenserklärung deshalb, weil trotz Reduktion und dem Festsetzen von Schwerpunkten es keineswegs sichergestellt ist, dass alle Arbeitsvorhaben erfüllt werden. Drohbrief deshalb, da in den Vorhaben der KUPF – Kulturplattform Oberösterreich, durchaus einiges an Sprengkraft steckt. Eine Reform des OÖ. Kulturfördergesetzes, wie es der KUPF vorschwebt, bringt sicherlich nachhaltige Veränderungen mit sich, wenn sie denn stattgefunden hat, aber schon im Vorfeld bedingt die Diskussion dass sich auf vielen Ebenen Menschen mit der Frage nach Fördervergaben auseinander setzen müssen.
„Bedenkt ein jedes rechte Ding braucht seine Weil“
An den Umsturz über Nacht glaubt die KUPF schon lange nicht mehr. Und – vielleicht sogar zu – vorsichtig hat sie im Arbeitsprogramm 2006 formuliert, dass sie mit ihrer Initiative zum Kulturfördergesetz den Anstoß dafür geben will, dass ein neues, zeitgemäßes Kulturfördergesetz in Oberösterreich entsteht, welches den Bedürfnissen und Notwendigkeiten einer zukunftsweisenden Kulturpolitik gerecht wird. Das kann jetzt durchaus als eine Rücknahme radikaler Forderungspolitik verstanden werden, aber es kann auch als eine Art von Altersweisheit gelesen werden. Dem ganzen Arbeitsprogramm der KUPF immanent ist die Gratwanderung zwischen Antichambrieren, Lobbyismus, harscher Forderung und aktionistischer Umsetzung. Was so ein Arbeitsprogramm ja erst ausmacht, ist die Frage nach der strategisch adäquaten Umsetzung der einzelnen Punkte. Die schreibt die KUPF aber nicht hinein. Das wäre ein wenig zuviel des sich in die Karten schauen lassen.
„Das Paradies auf Erden kommt auch ohne Revolution“
Wer wird denn auch gleich von Revolution sprechen. So weit kommt es noch. Vom Paradies sprechen wir ohnehin nicht. Nochmals zurück zum Arbeitsprogramm. Neben dem Kulturfördergesetz, setzt die KUPF im Jahr 2006 einen weiteren Schwerpunkt im Bereich Weiterbildung für Menschen aus Kulturinitiativen. Auch hier gilt die Prämisse „wie sag ich’s meinem Kinde?”. Ständiges strategisches Denken. Nebenbei bemerkt läuft „strategische Vorgehensweise” Gefahr zu einer der totgerededsten Phrasen der letzten Jahre zu werden. Aber genug der Abschweifungen und zurück zum Kind. Es wäre ein Leichtes hier das Arbeitsprogramm in stilistisch anderer Form noch einmal zu präsentieren, andererseits gilt es aber Fragen nach außen zu tragen, welche größer zu denken sind. Diese Fragen kreisen um die zentrale Rolle der Vermittlung. Ein Arbeitsprogramm, das nicht dahingehend konzipiert ist, von einem Großteil der Mitgliedsvereine der KUPF getragen zu werden, kann kein Arbeitsprogramm der KUPF sein. Und es geht um ständige Bedachtnahme auf die Erfordernisse, und gleichzeitig immer um die Progression der Veränderungen. Das ist eine weitere Gratwanderung, eine der vielen, welche es zu vollführen gilt.
Die KUPF versteht sich als kulturpolitisch gestaltende Kraft. Sie tritt im Namen ihrer Mitglieder an, die Bedingungen für regionale Kulturinitiativen abzusichern, zu verbessern, und gemeinsam mit den AktivistInnen weiter zu entwickeln.
Eventuell zuviel Pathos am Schluss? Dann vielleicht noch einmal Werner Pirchner:
„Der unverdaute Knoblauch ist nicht jener welcher bläht / Der wahre Duft wird erst nach dem Genuss zu teil!“
Stefan Haslinger ist Geschäftsführer der KUPF – Kulturplattform Oberösterreich und im
Vorstand der IG Kultur Österreich.
1 Alle Zitate in den Zwischentiteln sind dem Lied von Werner Pirchner „An Die Ungestümen
Weltverbesserer” aus dem Album „Ein halbes Doppelalbum” entnommen.