Gedanken und Fragen zu anstehenden Feierlichkeiten von Stefan Haslinger.
Jubiläen sind dazu da gefeiert zu werden. Andere Sinnhaftigkeit zeigt sich nicht in der Abfeierung runder Jahreszahlen. Die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich feierte 2001 schon einmal, oder besser gesagt sie feierte nicht. ”15 Jahre KUPF – kein Grund zu feiern” war damals das Jahresmotto, eingedenk der vielen unerfüllten kulturpolitischen Forderungen trotz 15 Jahren Arbeit. Und zum Abschluss gab’s ein „Nicht-Fest“
Alles erfüllt?
Warum kommt die KUPF jetzt auf die Idee 2006 das 20jährige Jubiläum der Vereinsgründung doch zu feiern? Sind in den letzten Jahren alle Forderungen umgesetzt worden? Durchaus berechtigt also zu fragen, was hier eigentlich gefeiert wird. Und -, aber dazu später – zu fragen, wer hier wen feiert. Gefeiert wird, ganz pragmatisch, das 20 jährige Bestehen eines Vereins. Das alleine ist ja schon nicht schlecht, im Vergleich zu anderen Jubiläen (950 Jahre Stift Lambach zum Beispiel) verblasst das aber ziemlich schnell. Gefeiert wird, und das erscheint viel notwendiger und zielführender die Verwirklichung einer Idee, welche tiefverwurzelt ist in Begriffen wie Selbstorganisation, Selbstvertretung und Empowerment. denn die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich repräsentierte damals wie auch heute (zum
Gutteil?!) ein Modell, welches das klassische Top-Down ad acta legte. Betroffene (Kulturinitiativen) nahmen die Vertretung ihrer Anliegen selbst in die Hand, vernetzten sich
quer durch Oberösterreich, und begannen politische Forderungen zu erheben und diese auch vehement an die Verantwortlichen heranzutragen. Die Erfolge dieser Gründerzeit sind historisch verbucht und können in der Publikation, die im Frühjahr 2006 erscheinen wird, zu den 20 Jahr – Feierlichkeiten nachgelesen werden.
Zum Gutteil sagt er?
Im Sinnieren über die 20 Jahre stellt sich die Frage, ob das heute auch noch so ist. Gibt es heute auch diesen Selbstvertretungsanspruch? Ist nicht im Zuge der fortschreitenden Professionalisierung, die Rolle des Dachverbandes KUPF hin zu einer Gewerkschaft der Kulturinitiativen neu definiert worden? Gewerkschaften im österreichischen Sinne haben keinen Selbstvertretungsanspruch. Und wie sieht es aus mit der Betroffenheit? Ist nicht diese einer gewissen Sattheit gewichen? Die Notwendigkeiten des permanenten Aufbegehrens und Insistierens auf Forderungen sind nicht mehr so gegeben wie damals. Der Aktionismus der frühen Jahre ist dem Antichambrieren gewichen, dem Verhandeln am runden Tisch.
Wer feiert wen?
Wie gesagt, auch eine Frage derer wir uns stellen sollen. Feiert ein Dachverband seine Gründung, so wie heuer der ÖGB die seine vor 60 Jahren. Oder feiert sich ein Netzwerk, eine
Plattform? Die KUPF – Kulturplattform Oberösterreich wurde 1984 von einigen Vereinen ins Leben gerufen, gewissermaßen als Vernetzungsinitiative und 1986 als Verein gegründet. Das Netzwerk besteht bis heute, in immer variierenden Ausprägungsgraden. Wenn es heute 20 Jahre nach der Gründung etwas zu feiern gibt, dann ist es dieses Netzwerk, dann ist es das Wachsen dieses Netzwerkes und dann sind es auch die Veränderungen denen dieses Netzwerk ständig unterliegt. Die KUPF will 2006 feiern. Und sie will mit den Mitgliedsinitiativen feiern, denn diese sind die KUPF, diese repräsentieren die Vielfalt freier, autonomer Kulturarbeit in Oberösterreich. Und vor allem stellen die Kulturinitiativen die Basis, Grundlage
und Legitimation für die Arbeit des Vorstandes und des Büros dar. Das klingt jetzt alles sehr salbungsvoll, fast wie eine Predigt. Der Pathos kommt oft mit den Jahren. Manchmal ist es einfach einfacher beim Sinnieren auch den Wörtern freien Lauf zu lassen, und die Stilfragen in den Hintergrund treten zu lassen. Um aber zum Schluss wieder knallhart realistisch zu werden gibt es hier die Fakten:
Die KUPF feiert am 22. April 2006 im Alten Schl8hof in Wels ihre 20jährige Vereinsgründung! Und das können sich alle, die schon einen Kalender für 2006 besitzen jetzt schon einmal eintragen.
Stefan Haslinger ist Geschäftsführer der KUPF und im Vorstand von waschaecht und der IG Kultur Österreich.