Liebes Christkind, lieber Weihnachtsmann!

Was der Herr Kunststaatssekretär am Herzen hat.

 

Liebes Christkind, lieber Weihnachtsmann!

Jetzt hab ich Euch beide in den letzten Jahren ziemlich sträflich vernachlässigt. Aber was soll ich sagen. Ihr zwei habt einen Tag im Jahr was zu tun, und ich 365, das ist schon eine ungleiche Gewichtung. Aber heute hab ich mir gedacht, ich muss euch schreiben, und ein paar Wünsche deponieren, weil ich glaube ihr könnt mir weiterhelfen, damit das nächste Jahr glatt über die Bühne geht. Es ist ja nicht so, dass ich viele Wünsche offen hätte. Nein, gemeinsam mit meinem Chef regeln wir eh alles. Aber was ich mir trotzdem wünsche ist, dass mein Chef sich auch wieder einmal zur Kultur äußert. Ist Euch das auch aufgefallen. Immer stehe ich da, und muss alles ausbaden, und mein Chef ist dann da, wenn er weiß, dass auch das Fernsehen kommt. Nicht dass ich mich soviel zum Thema Kultur äußern würde, wir haben hier ja ein internes Schweigegelübde abgelegt, aber die Chefsache wäre halt die vom Chef. Ansonsten ist eh alles sehr wonnig. Dass ich den Kulturinitiativen in den letzten Jahren ein wenig Geld wegnehmen musste, haben eh nicht so viele bemerkt, und Ihr habt das wahrscheinlich mit wohlwollendem Flügelschlag und Bartgekraule goutiert. Dadurch bleibt auch mehr Geld, das ich oder mein Chef für schönere Sache ausgeben können. Was ich mir aber wünsche, und da glaube ich kann ich auch für meinen Chef gleich mitwünschen (wenn das geht bei Euch), ist, dass dieses ewige Kritisieren meiner zukunftsweisenden Kulturpolitik (bzw. der meines Chefs) endlich aufhört. Anstatt die Errungenschaften meiner weitblickenden Umwälzungen zu lobpreisen, bekomme ich Spott, Hohn und herbe Kritik. Das ist nicht fair. Und Ihr beide steht doch für Fairness und Gerechtigkeit. Also bitte macht, dass das aufhört. Noch dazu wo ich 2006 Sekretär des EU-Präsidenten bin. Und hier werde ich kulturell ganz schön umrühren. Für dieses Jahr würde ich mich auch freuen, wenn mein Name ein bisschen öfter in den Qualitätszeitung vorkommen würde. Weil, das sage ich jetzt aber nur Euch, die EU wird schön schauen, was ich Ihnen da zeigen werde. Wie Ihr seht, ich bin recht bescheiden, was meine Wünsche anbetrifft. So bin ich halt, keiner der gerne im Mittelpunkt steht, keiner der sich in den Vordergrund drängt. Aber ich bin ja auch nur Sekretär. Und wenn ich noch einen Wunsch anbringen dürfte, der aber sicher in weiter Ferne liegt, dann möchte ich Euch zum Schluss noch um Folgendes bitten: Falls ich in 4 oder 8 Jahren nicht mehr in der Bundesregierung sein werde, würde ich gerne wieder zu meinem alten Beruf zurückkehren, und Burgtheaterdirektor werden. Danke Ihr beiden, ich weiß Ihr versteht mich.

Liebe Grüße Euer Franz Morak

Staatssekretär des Bundeskanzlers, und ziemlich für die Kultur zuständig.