Prekarisierung(stendenzen) am Beispiel der Kunstuniversität Linz und deren AbsolventInnen.
Von Andre Zogholy
Flexibilisierung und Prekarisierung sind beides Schlagwörter, welche seit längerer Zeit für verschiedenste gesellschaftliche Verände-rungen herangezogen werden. So kann in Anbetracht einer sog. New Economy und einer wachsenden Anzahl von Ich-AG´s von einem neuen „UnternehmerInntenum für alle„ gesprochen werden. Vor allem das Spannungs-verhältnis zwischen Flexibilität und Prekarität zeigt sich bei den Arbeitsbedingungen und –verhältnissen von KünstlerInnen und Kultur-arbeiterInnen sehr deutlich. Beschäftigungs-verhältnisse am Rande des Existenzminimums oder darunter, permanentes Job-Hopping von einem Projekt zum nächsten, Steh- und War-tezeiten ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld, aber natürlich auch ehrenamtlich verrichtete Arbeit prägen nicht selten den Alltag und das Schaffen in diesem Feld.
Obwohl eine Vielzahl an Publikation, Veranstaltungen und Aktionen zur Problematik einer um sich greifenden Prekarisierung bislang Eingang in künstlerische Diskurse und sogar Museen fand, ergeben sich durch die Konzeption und Ausgangslage für das Projekt flexible@art grundlegend zwei besondere Chancen. Zum einen wird als forschungs- und projektimmanent ein transdisziplinärer und experimenteller Zugang verfolgt. Dieser definiert sich nicht durch ein Nebeneinander von verschiedenen Disziplinen, sondern durch eine möglichst gleichwertige Vermischung, einer bewussten und aktiven Nutzung von Schnittstellen von SozialwissenschafterInnen, KulturwissenschafterInnen, KünstlerInnen, KulturarbeiterInnen, auch und vor allem im Zusammenhang mit PraktikerInnen der Arbeitsmarktpolitik im kulturellen Feld. An-dererseits sollen regionale, wie lokale Gesichts-punkte, im Speziellen die Kunstuniversität Linz und das künstlerische und kulturelle Umfeld in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden, ohne gesamtgesellschaftliche Veränderungen aus dem Blickwinkel zu verlie-ren. Die zentralen Schlagwörter und Begriffe (Prekarisierung, Flexibilisierung, Kreativität, Innovation, Cultural Entrepreneurs, Ich-AG. Kreativwirtschaft, etc.) werden hinsicht-lich der spezifisch lokalen und regionalen Bedeutung kritisch analysiert, bearbeitet und dahingehend aufbereitet, dass damit neue Handlungsoptionen ermöglicht werden sollen. Durch Schwerpunktsetzungen wie auf Genderspezifika, Kulturhauptstadtjahr 2009, einem Medienstandort Linz, aber auch das konkrete Einwirken der Forschungsergeb-nisse in Lehrpläne, Weiterbildungsmodule, wie auch spezifische Lehrveranstaltungen sowohl an der Kepler Universität wie an der Kunstuniversität und verschiedenste geplante Veranstaltungen sollen der Thematik zu einer besonderen Intensität verhelfen. Verfolgt wird eine Weiterführung und Zuspitzung, ein Bearbeiten und Vernetzen bestehender Diskurse aus unterschiedlichen Kontexten mit dem konkreten Ziel einer Verbesserung der Einstiegssituationen von AbsolventInnen künstlerischer Studien in den Arbeitsmarkt, wie einer allgemeinen Verbesserung der Rah-menbedingungen für Kulturarbeit.
Andre Zogholy
www.ufg.ac.at/portal/DE/forschung/projekte/flexibleatart
Andre Zogholy ist Vorstandsmitglied der KUPF und qujOchÖ – experimentelle Kunst- und Kulturarbeit. Gemeinsam mit Rainer Zendron Projektleiter bei flexible@art.
flexible@art ist ein Forschungsprojekt der Kunstuniversität Linz in Kooperation mit der KUPF-Kulturplattform OÖ, FIFTITU%, LIquA – Linzer Institut für qualitative Analysen, dem AbsolventInnenverein, der ÖH und dem Institut für bildende Kunst und Kulturwissenschaften der Linzer Kunstuni, dem Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität und der Abteilung für Kunst- und Kultursoziologie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Flexible@Art hat eine Projektlaufzeit von 18 Monaten (April 2005 bis September 2006) und wird gefördert vom bm:bwk im Rahmen des Forschungsrahmenprogrammes TRAFO – Transdisziplinäres Forschen Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.