Fragwürdige Kulturrezeption

Die Niederungen des Kulturjournalismus, und die Affinität zu Zahlen als alleiniges Messinstrument für Kulturrezeption gilt es diesmal anzuprangern.

Der Umgang mit der Leitung des Kunstmuseum Lentos, Stella Rollig und Gernot Barounig, seitens der Kulturredaktion der Landespostille, lässt alles missen, was von objektivem Journalismus zu erwarten wäre. Nichts als blanker Zynismus strahlt aus der Frage, ob das Lentos zum 2jährigen Bestehen etwa den BesucherInnenschwund feiern möchte.

Hier geht es nicht mehr um Fragen nach einem künstlerisch-kulturellen Stellenwert, sondern um die Inszenierung eines medialen Kleinkrieges gegen eine Kunstinstitution. Und die Munition liefern einmal mehr Zahlen, welche als unumstößliche Faktoren jedes Angriffsszenario erleichtern. Untermauert wird das gleich noch vom Kulturreferenten der Stadt Linz, der erklärt: “Ich nehme den Besucherschwund sehr ernst”. Die martialische Kriegssprache ist durchaus angebracht, wenn die indifferente Herangehensweise in der Berichterstattung verfolgt wird.

Und dann tritt, nicht via Landespostille sondern in der Qualitätszeitung Österreichs, der Bürgermeister auf den Plan und erklärt in wunderschön dialektischer Manier, dass es an Zugpferden fehle, die die Massen ins Lentos holen würden, und entgegnet der Replik von Rollig, dass das jedes Budget sprenge würde mit einem einfachen: “Am Geld scheitert die Sache sicher nicht.” Ja was denn nun? Alles einfach, weil das Heil sieht der Bürgermeister ohnehin im Sponsoring. Also wieder einmal das klassische Milchmädchenspiel. Verantwortung auslagern, Zahlen einfordern, und selbst als Förderer der Kunst bestehen bleiben. Der Mann hat seine Hausaufgaben gemacht. Na ja, nach mehr als17 Jahren Bürgermeister sollte das auch von ihm zu erwarten sein. Noch schöner wäre freilich, wenn von ihm zu erwarten wäre, nicht in billige Zahlenspielereien zu verfallen, sondern ein Bekenntnis zur Förderung von kantigen, nicht massenkompatiblen Kunstprojekten abzugeben.

Aber das scheint zuviel verlangt. Und darum bittet die KUPF zum Gnackwatschntanz,
bei dem sich Kulturredakteure und Politiker gleichermaßen beteiligen dürfen. Das ist radikale Demokratie.