Alles, nichts, oder?

Hanna Schatz stellt sich Fragen zum Thema Gender Mainstreaming

 

Seit geraumer Zeit ist Gender Mainstreaming nahezu überall präsent ? neuerdings sogar auf den Formblättern der Fördererklärung des Landes Oberösterreich. Was aber steckt dahinter, was hat es damit auf sich, wie damit umgehen? Handelt es sich dabei um das neue Wundermittel in Sachen Gleichstellung der Geschlechter?

Dafür spricht, dass die Ursprünge des Gender Mainstreaming in feministischen Kreisen, in der feministischen Entwicklungspolitik zu verorten sind. Andererseits erfreut sich gender mainstreaming gerade in jenen politischen Kreisen großer Beliebtheit, die traditionell mit Begriffen wie Gleichstellung, Frauenförderung oder gar Feminismus wenig anzufangen wussten. So hat die österreichische Bundesregierung ausgerechnet unter schwarz-blau, nämlich unter ? wir erinnern uns mit Schaudern Frauenministerin Sickl und Frauenminister Haupt das Prinzip gender mainstreaming etabliert.

Seit dem Amsterdamer Vertrag (1999) ist gender mainstreaming auf europarechtlicher Ebene verankert. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben sich dazu bekannt bei allen Tätigkeiten der Gemeinschaft (z.B.: Handel, Verkehr, Fischerei, Landwirtschaft etc) darauf hinzuwirken, ?Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Männern und Frauen zu fördern? . Darin wird die Grundidee des gender mainstreaming sichtbar. Gleichstellungspolitik soll nicht länger ausschließlich als Materie zu verstehen sein, die von Frauen für Frauen quasi isoliert auf einer kleinen Insel im großen Meer der Politik betrieben wird, sondern gleichzeitig auch als Querschnittsmaterie, die in allen Feldern der Politik eine Rolle zu spielen hat.

Gleichzeitig werden hier zwei Hauptprobleme in Zusammenhang mit gender mainstreaming deutlich: Mittlerweile wird häufig darauf vergessen, dass Gleichstellungspolitik ? verstanden als Querschnittsmaterie ? nur neben und als Ergänzung zu ?traditioneller Frauenförderpolitik? funktionieren kann und nie als deren Ersatz gedacht war. So werden Frauenbeauftragte ersetzt durch Genderbeauftragte, in Frauenministerien die ohnehin knappen Mittel dazu verwendet Männerabteilungen einzurichten und neu etablierte gender mainstreaming Arbeitsgruppen von Männern geleitet.

Die Idee Gleichstellungspolitik in allen Feldern der Politik mitzudenken ist zweifellos eine gute. Nur liegt auch hier ein Problem auf der Hand: Die meisten hohen Funktionen und Positionen der Politik und Verwaltung sind in Männerhand, deren ureigenstes Sichtweise in den meisten Fällen wohl nicht die feministische ist. Die meisten dieser Herren sind, das soll hier unbestritten bleiben, vielleicht sogar guten Willens einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter zu leisten. Die notwendige Fachkompetenz ist aber in den Köpfen anderer.

Einschlägiger Medienberichterstattung zu Folge sind finanzielle Mittel zur Zeit überall knapp. Dementsprechend gering ist die Bereitschaft sie für ?Gender?-Fachexpertisen auszugeben. Und gerade in diesem Bereich führt eine Portion von ?das können wir auch selber? in Kombination mit ?gut gemeint? oft dazu, dass herkömmliche Rollenmodelle prolongiert und Unterschiede zementiert werden.

Und was dieses gender mainstreaming jetzt genau sein soll, das scheint niemand so recht zu wissen. Jüngstes Beispiel die Formblätter für die Fördererklärungen des Landes OÖ. wo es heißt: Die Nachfrage der KUPF beim Land OÖ, was auf diese Fragen erwartet wird und wie die Antworten bewertet werden, brachte folgendes Ergebnis: Der Vorsitzende der gender mainstreaming Arbeitsgruppe des Landes Herr Dr. Steiner war aus seiner Sicht der falsche Ansprechpartner und verwies die KUPF zur Finanzabteilung. Dort wird davon ausgegangen, dass ?es reicht, wenn angegeben wird, dass für keinerlei Geschlecht keinerlei Nachteil erwächst? (?).

Die Frauenbeauftragte zeigt sich generell sehr bewandert auf dem Gebiet des gender mainstreaming. Zur konkreten Frage kann sie uns aber auch nicht weiterhelfen und verweist auf die fördernde Fachabteilung. Schweigen zum Thema aus der Kulturabteilung. Es ist halt ein sehr junges Phänomen und deshalb auch noch nicht klar, wie mit den Angaben umgegangen wird. Dafür haben sicher alle Verständnis, oder? Immerhin zeigt das Land, dass es ihm mit Installierung des gender mainstreaming so richtig ernst ist.

Hanna Schatz

Anmerkung der Redaktion: Trotz der berechtigten Kritik am Umgang mit Gender Mainstreaming von Seiten Politik und Verwaltung, sieht die KUPF den Umstand, dass es zumindest Tendenzen der Sensibilisierung in diesem Bereich gibt als durchwegs positiv an. Um aber der Unerfahrenheit mit der Thematik, die vielerorts sicher gegeben ist, entgegenzuwirken, hat die KUPF Informationen und Leitlinien, wie ? vor allem im Bereich der Förderformulare ? damit umgegangen werden kann, im Bereich Service und Beratung zur Verfügung gestellt.

Hanna Schatz ist Angestellte. Lebt und arbeitet in Linz.