Fragen an Stella Rollig

Andrea Starmayr führte ein INterview mit der neuen Leiterin des Lentos-Kunstmuseum Linz.

 

Seit 1. Mai ist die Wienerin Stella Rollig Direktorin des Linzer Kunstmuseums Lentos. Was hat sich seit ihrem Amtsantritt verändert? Wie beurteilt sie die kulturpolitische Situation in Linz? Die KUPF führte dazu ein Interview mit der neuen Leiterin des Lentos.

Stella Rollig ist in Linz spätestens seit ihrer Ernennung zur Lentos-Direktorin ein Begriff. Sie lebte bisher als Autorin, Kunstkritikerin und Kuratorin in Wien und ist seit fast 20 Jahren im Bereich der Gegenwartskunst tätig. Seit 2002 ist Rollig u.a. Mitglied des Kuratoriums am O.K. Centrum für Gegenwartskunst. Nach Linz führte sie aber bereits 2001 eine Lehramtstätigkeit an der Kunstuniversität.

KUPF: Was war Ihre persönliche Motivation nach Linz zu kommen bzw. die Führung des Lentos zu übernehmen? Rollig: Ich habe Linz ja schon durch meine Tätigkeiten an der Kunstuni und im OK gekannt. Und man bekommt schließlich nicht jeden Tag die Leitung eines Museums angeboten.

Wie sehen Sie die kulturpolitische Situation in OÖ? Die Situation in OÖ kann ich nicht beurteilen, ich kann nur von Linz sprechen. Linz betreibt eine sehr engagierte Kulturpolitik. Die Methode, Kulturschaffende in einen Dialog zu bringen, trägt Früchte. Was sind die Ihrer Meinung nach gravierendsten Unterschiede zwischen der Kunst- und Kulturszene Linz und Wien? Linz ist mit Wien nicht zu vergleichen, da Wien viel größer ist. In Linz ist die Kulturszene sehr offen. Welchen Stellenwert nimmt für Sie die so genannte „Freie Kunstszene“ ein? Ich bin mit der Freien Szene sehr verbunden, da ich von meiner Geschichte her ja daher komme. Ich sehe die Freie Szene als einen wesentlichen Motor der Kulturszene.

Die neue Ausstellung „Paula?s Home“, welche das Lentos ab 15. Oktober zeigt, präsentiert ausschließlich Werke von Künstlerinnen. Ist das eine Anspielung auf die Aktion von FIFTITU%? Ich kenne die Aktion von FIFTITU% ? FIFTITU% hat sich verdienstvollerweise die Frage gestellt, ob die Ausstellung ein „Home für Männer“ ist, da fast nur männliche Künstler gezeigt wurden. Als Reaktion darauf und angeregt durch die alte Kampagne, haben wir „Paula?s Home“ konzipiert. „Paula?s Home“ ist ein Home für Künstlerinnen, in welcher Werke von insgesamt 104 Künstlerinnen aus der Sammlung des Lentos gezeigt werden.

Konzeptionell ist „Paula?s Home“ aber keine reine Frauenausstellung sondern zugleich auch eine Selbstreflexion. Was bedeutet für Sie Kunst aus feministischer Sicht? Die Definition des Feminismus im Kunstbetrieb ist, das Bewusstsein für Ungleichheit wachzurufen. Wir leben noch immer in einer Männerwelt- man soll im Kunstbetrieb verschiedene Maßnahmen aufzeigen und dem entgegen arbeiten. Feminismus wird oftmals mit Agressivität gleichgesetzt, es gilt, dieses Vorurteil aus der Welt zu schaffen. Bei feministischer Kunst kommt es vor allem aber auf die Qualität an, nur Frau zu sein alleine, ist zu wenig.

Was sind die gravierendsten Veränderungen seit Ihrem Amtsantritt? Mit welchen Intensionen haben Sie die Führung des Lentos übernommen ? was konnten Sie bis dato realisieren? Wie bereits bei der Eröffnungsausstellung sichtbar wurde, zeige ich eher Zeitgenössisches mit anderen Bildmedien. Wichtig ist mir auch, dass die KünsterInnen mit der Sammlung arbeiten dürfen. Auch lege ich großen Wert auf die Vernetzung mit anderen Einrichtungen, wie z. B. mit dem AEC.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Bis jetzt sehr gut. Ein großes Anliegen von mir ist es, dass Leute, die in die Stadtwerkstatt kommen, auch das Lentos im Auge haben. Wichtig ist auch, junge Leute ins Lentos zu bekommen, ich möchte auch vermehrt mit der Kunstuni zusammenarbeiten.

Ihre Intention bei Übernahme der Lentos- Führung war die regionale und internationale Profilierung beziehungsweise Positionierung des Lentos. Apropos Internationalität: Wie groß ist Ihrer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit für Linz, Kulturhauptstadt zu werden? Die Chancen sind sehr hoch, am 15. September war bereits Einsendeschluss, Innsbruck fällt aus, es bewirbt sich nur Linz. Ich sehe eine Riesenchance, um die Aufmerksamkeit nach Linz zu lenken und dadurch hohe Gewinne zu erzielen.

Vielen Dank für das Gespräch. Lentos Kunstmuseum Linz Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz Tel.:0732/7070-3600 http://www.lentos.at, info@lentos.at