„RealPlayer : genderfuck“ ist ein Dokumentarfilm von Christina Ertl und Tobias Hassels über verschiedenste Musikerinnen in der aktuellen elektronischen experimentellen Musikszene.
Anhand von Interviews, Live-Performances und Musikvideos mit Künstlerinnen wie unter anderem Sachiko M., people like us, Marina Rosenfeld, Kaffe Matthews oder Kevin Blechdom werden zunächst deren individuelle und äußerst spezifische Herangehensweisen und Produktionsprozesse vorgestellt. Fast zwangsläufig und wie auch der wunderbar gewählte Titel bereits andeutet, stößt der Film auf spannende Fragen der Geschlechterverhältnisse in diesen spezifischen Feldern. So geht es den beiden FilmemacherInnen jedoch „nicht darum, exotisierende Fingerzeige darauf zu werfen, dass es hier Frauen sind, die elektronische Musik machen, sondern darum, die vielfältigen Ansätze und Musikstile der Musikerinnen aufzuzeigen und motivierend darzustellen.“ Die Illusion, dass Maschinenmusik generell geschlechtsneutral produziert wie rezipiert werde, kann schon lange als obsolet erklärt werden. So gestaltet sich das Feld elektronischer Musik ganz ähnlich wie andere Bereiche von Musik und Gesellschaft. Schließlich ist das Musikbusiness generell männerdominiert. Zwischeneinblendungen wie die der *****-Rocker Slipknot mit dem Refrain „The girls got no rhythm“ oder auf Deutsch „Der Rythmus muss aus deinen Eiern kommen“ – so die Worte des kurzfristigen Musikschullehrers des Autors dieser Zeilen – werden den Aussagen der Musikerinnen gegenübergestellt. Schließlich hat auch Laptop-Musik und generell elektronische Musik geschlechterkonnotierte Diskurse produziert, wenn auch zumeist subtilere Methoden in der Praxis gefunden wurden. So werden z.B. bei weiblichen DJs und Musikerinnen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen nicht selten deren spezielle Skills hervorgehoben. Die typischen Boys-Toys zeichnen sich mitunter auch in der Frage einer Distinktion und Differenz durch Hervorhebung der jeweiligen tools und auch der verwendeten software aus. Die technisch versierte Künstlerin Kaffe Matthews meint hierzu: „Technology is just a tool“, und vergleicht den Einsatz ihres Computers mit dem eines klassischen Instrumentes. Andere vorgestellte Musikerinnen wiederum verweigern jegliches Studium etwaiger Manuals und finden so, in einer Mischung aus Intuition, Autodidaktik und spielerischem Umgang, zu einem eigenen, ganz persönlichen Stil. Christina Ertl und Tobias Hassler möchten schließlich auch „dazu anregen, einfach loszulegen, anzufangen, wenn die Lust zum Musikmachen da ist, sich nicht abschrecken zu lassen von der Technik, der Sprache und den Rollen, die Frauen noch immer von der Gesellschaft zugeschrieben werden.“ In diesem Sinn handelt RealPlayer : Genderfuck thematisch wie inhaltlich auch von Role Models, die nicht auf pessimistische Weise über geschlechterspezifische Unterdrückungsmechanismen lamentieren, sondern aktiv werden, ohne auf eine Reflexion zu verzichten. Kevin Blechdom betont die Wichtigkeit von Role Models, damit weitere Frauen aktiv werden, um wiederum auf das Statement am Beginn des Filmes zurückzuführen: „It´s not our number, it´s about how and if we are recognized.“
RealPlayer : genderfuck von: Christina Ertl und Tobias Hassel DV, 52 min, 2003 dt/engl. mit engl. UT zu bestellen via mail an r_p_g_f@gmx.net
Andre Zogholy ist Vorstandsmitglied der KUPF, Aktivist bei QujOchÖ – experimentelle Kunst- und Kulturarbeit.