Ist es uns ernst mit Integration?

Ikechukwu Okafor fragt, wie ernst es uns mit der Integration ist.

 

Das Land Oberösterreich hat am 26. Mai zu einer Informationsveranstaltung im Zusammenhang mit der Erstellung eines Leitbildes zur Integration von MigrantInnen eingeladen – ein Veranstaltungsrückblick.

Die Schaffung eines Leitbildes zur Integration von MigrantInnen in Oberös- terreich ist notwendiger denn je. Bis jetzt war das politische Interesse weniger auf das allgemeine Wohlergehen ALLER BürgerInnen dieses Landes ausgerichtet sondern vielmehr auf das der wählenden BürgerInnen, die politische Macht ermöglichen bzw. erhalten. Viel zu lange wurde die Entwicklung der Zeit nicht erkannt. Der Zeitpunkt, mehr für Integration zu tun, ist günstig.

Auch in Hinblick auf die Bewerbung der Landeshauptstadt zur Europäischen Kulturhauptstadt 2009 ist es wichtig, Minderheiten unseres Landes ein Gefühl der Heimat zu bieten. Kritisch kann hinterfragt werden, ob die steigende Zahl jener Menschen ausländischer Herkunft, die bereits die österreichische Staatsbürgerschaft erworben haben, und somit zu WählerInnen geworden sind, Integrationsbemühungen samt dazugehörigem Leitbild populärer gemacht haben. Lange befand sich das Land zum Thema Integration in einem „Dornröschenschlaf“ die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen wurde zwar erkannt, doch da noch nicht brennend, ließ man sich Zeit. Alle politischen Parteien – und dies wurde bei der Informationsveranstaltung deutlich – bekennen sich zu diesem Projekt und versprechen ihre Unterstützung bei der Erstellung dieses Leitbildes. An das Leitbild werden hohe qualitative Anforderungen gestellt, vor allem soll es die Handschrift aller tragen. Nur so können wir sicher sein, dass die im Leitbild vorgesehenen notwendigen Schritte auch von allen mitgetragen werden und nachhaltig sind.

Allen Beteiligten soll klar sein, dass es um viel mehr geht als ein Zeichen zu setzen und ein paar Stimmen zu gewinnen – es geht um die Zukunft und Gestaltung unserer Gesellschaft. Es geht nicht mehr um „GastarbeiterInnen“ sondern um die Zukunft derjenigen, die genau wie die „GastgeberInnen“ hier geboren wurden. Für die Anliegen der zweiten und dritten Generation der Zugewanderten ist eine „GastarbeiterInnen-Politik“ nicht mehr zeitgemäß! Es ist daher notwendig, neue Töne anzuschlagen – sie als Teil dieser Gesellschaft anzuerkennen, ihr Dasein wahrzunehmen. Für die Zugewanderte bedeutet Integration nicht nur, Zugang zum Arbeitsmarkt zu haben sondern sich auch als BürgerInnen dieser Gesellschaft fühlen zu können und am gesellschaftlichen Geschehen mitzuwirken und mitzubestimmen. Doch leider zeigt sich immer wieder, dass dafür auch die Einbürgerung keine Garantie darstellt.

Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass das geplante Leitbild ein Erfolg wird – ob es sich wie viele andere Projekte als Versuchung für die Parteien erweist, daraus politisches Kleingeld zu schlagen, wird sich zeigen. Ich habe nicht die Absicht, an dieser Stelle eine Definition von Integrationsleitbildern zu geben. Mir ist aber klar, dass Integration auf vielen Ebenen unserer Gesellschaft stattzufinden hat, bevor wir uns zurücklehnen können um von echter Integration zu reden. Ein Umdenken in der Gesellschaft ist jedenfalls notwendig. Integration soll nicht nur auf die gemeinsame Sprache reduziert werden – sie ist viel mehr als das. Nun sind wir alle aufgefordert an diesem Prozess mitzuwirken.

Ikechukwu Okafor ist Vorstand der KUPF, Mitglied des Ausländer- Integrationsbeirates der Stadt Linz und Mitarbeiter der Linzer Wahlpartie.