Die Linzer Förderungspolitik findet Rubia Salgado fragwürdig.
Im Einklang mit der Forderung der MigrantInnen nach aktiver Mitgestaltung in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen begann ich mich im Lauf meines Daseins in dieser Stadt kulturpolitisch zu engagieren. Anfänglich beschäftigte ich mich mit Themen, die im Zusammenhang mit den Partizipationsmöglichkeiten von MigrantInnen im Kulturbereich stehen, nach kurzer Zeit entdeckte ich aufschlussreiche Entfaltungen von Ausgrenzungen und Strukturen der Benachteiligung anderer Gruppen und Initiativen.
Über Facetten dieser Benachteiligungsstrukturen anhand der aktuellen förderpolitischen Situation in der Linzer Kulturlandschaft möchte ich hier schreiben. Es geht hier hauptsächlich um die Förderung von Initiativen, die sich trotz vieler Hindernisse seit einigen Jahren bemühen, in Linz eine kontinuierliche Arbeit zu leisten. Eine Arbeit, die letztendlich auch im Kulturentwicklungsplan dieser Stadt als relevant beschrieben wird. Seit 2004 wird Initiativen aus diesem Bereich, die diese „Chance“ vorher nicht hatten, die Möglichkeit eines mehrjährigen Vertrages angeboten. Eine großartige Entscheidung, die doch einer Forderung aus der freien Szene Rechnung trägt! Es wäre tatsächlich großartig, wenn die begleitenden Bedingungen anders ausschauen würden, denn um die mehrjährige Förderung zu genießen, müssen sich die Initiativen mit einem deutlichen Einschnitt der Fördermöglichkeiten abfinden.
Um das klar zu stellen, sollen jetzt die Zahlen und Namen genannt werden: sowohl FIFTITU% (Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur), als auch medea (Verein für Medienpädagogik) und maiz (Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen) haben die Möglichkeit für die nächsten 3 Jahre eine Fördersumme von jeweils 3.600,- Euro zu bekommen. Ein weiteres Beispiel bildet die Initiative Linzer Frühling, die ebenfalls einen mehrjährigen Fördervertrag in der Höhe von 4.000,- Euro zugeschrieben bekommen hat. Abgesehen von der Tatsache, dass sowohl medea als auch maiz im letzten Jahr gar keine Förderung der Stadt Linz bekamen, bestand bis letztes Jahr die Möglichkeit der Antragstellung auf zusätzliche Projektförderung. Diese existiert nach dem neuen Modell der mehrjährigen Förderung nicht mehr. Bis heute ist es den Mitarbeiterinnen dieser Vereine nicht gelungen zu erfahren, ob es sich bei den 3.600,- Euro um eine Strukturförderung oder um allgemeine Projektförderung handelt.
Anscheinend ist die Differenzierung in diesem spezifischen kulturpolitischen Zusammenhang nicht relevant oder nicht erwünscht. Denn egal welche Antwort hier geliefert würde, müssten sich die EntscheidungsträgerInnen und die zuständigen Beamten mit der Frage nach dem fehlenden Teil konfrontieren. Wahrscheinlich deswegen vermeiden sie jegliche klare Aussage diesbezüglich und beharren auf dem Angebot, das angesichts der Machtverhältnisse eigentlich kein Angebot ist, sondern ein Ultimatum. Und wie reagieren die drei erwähnten Vereine gegenüber diesem Ultimatum? „Welche Alternativen sind vorhanden?“ lautet die erste Frage bei der Planung des strategischen Vorgehens. Die Antworten entsprechen der Härte eines Ultimatums: Akzeptieren sie die Bedingungen, dann sind die Einschnitte für drei Jahre fix. Dafür könnten sie sich über die mittelfristige „Sicherheit“ freuen…
Was ist aber, wenn diese so genannte Sicherheit als Nicht-Anerkennung der Relevanz der geleisteten Arbeit gesehen wird? Wenn sie die Fortsetzung der Ausbeutung von KulturarbeiterInnen bedeutet und die notwendige Reduzierung von Tätigkeiten der Initiativen verursacht? Die zweite Alternative wäre, das Angebot nicht zu akzeptieren und jährlich um die Förderung zu verhandeln. Seitens der Verantwortlichen gab es jedoch bereits Hinweise, dass mehr Geld nicht vorhanden ist. Das heißt, kein zusätzliches Geld und selbstverständlich eine Menge Ärger… Eine dritte Alternative bezieht sich auf ein politisches Agieren, indem die betroffenen Initiativen gemeinsam Strategien überlegen und als Block mit der Stadt Linz weitere Verhandlungen führen – oder eben nicht.
Was den Verein Linzer Frühling betrifft, habe ich bei einem Gespräch mit einem Vorstandsmitglied über ihre Sorgen erfahren. Einerseits erlitten sie im Zusammenhang mit der Umstellung auf den mehrjährigen Fördervertrag eine Kürzung von ca.10% ihrer bisherigen Förderung. Auf Anfrage des Vereins meldete sich der Kulturreferent Dr. Watzl mit der Zusage der Kompensation. Wie und wann das geschehen soll, wissen die MitarbeiterInnen des Vereins noch nicht. Eine weitere Sorge bezieht sich auf die o.e. nicht existierende Möglichkeit der zusätzlichen Projektförderungen, denn für nächstes Jahr wird ein Austauschprojekt geplant, wofür die mehrjährige aber doch unbewegliche zugesagte Summe nicht ausreichen wird…
Wäre noch Platz, würde ich einige Zitate aus dem Kulturentwicklungsplan dieser Stadt einfügen, um Ihnen, werte LeserInnen, weitere Argumente in diesem Fall zu liefern. Ich beschränke mich jedoch auf einige Stichwörter, um eine Orientierung zu ermöglichen: Medien, Frauen, Migrantinnen, lokale Szene, Literatur. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Rubia Salgado
Rubia Salgado ist Mitarbeiterin von MAIZ, Vorstandsmitglied der IG Kultur Österreich und Mitglied des Stadtkulturbeirates Linz
http://www.maiz.at http://www.servus.at/medea http://www.linzer-fruehling.at