wittert Luigi Gabinetto
Gehe nicht zu deinem Fürst, wenn du nicht gerufen würst. Sowieso. Was aber, wenn der Fürst kommt? Dann lass Dir was einfallen. Nur so kann verstanden werden, dass der Linzer Neo-Kulturstadtrat Watzl bei seiner „Tour de Force“ durch die freie Kulturszene mit einem Bild des Linzer Malers Fritz Aigner beschenkt worden ist. Ist die freie Szene wirklich schon so weit heruntergekommen, dass sie den sie beherrschenden Politiker mit einer Art Kunst-Zehent bedenkt? Das Bild repräsentiere einen Wert von 5000 Euro, vermeldeten die Stifter des Gemäldes. Statt vom Stadtrat Geld zu fordern, weist man darauf hin, wie teuer das Ding ist, das man ihm geschenkt hat. Die Arschkriecherei ist zur vorherrschenden Bewegungsform geworden. Oder war Watzls Tour doch nur eine Art Schnorrerfahrt, bei der er bei den jeweiligen Initiativen und Kulturstätten abzockte was zu haben war? Denn die Affinität von Aigners Bildern zu ÖVP-Politikern ist doch famos: Schwulstige Ästhetik beladen mit schwerer christlicher Mythologie und irrationalen Heilserwartungen. Eine Bildsprache des schlechten Gewissens und des schlechten Geschmacks, wie sie zu einem Christlichsozialen nicht besser passen könnte. Apropos Aigners Ästhetik und schlechtes Gewissen: Die Katholiken hatten immer schon den härteren Sex. Während die Aktivisten der sogenannten sexuellen Revolution in den sechziger Jahren froh waren zweimal mit einer Kommunengenossin gevögelt zu haben, trieben es die Kleinbürger bereits munter in Swingerclubs. Während die Kleinbürger heute in den fernen Osten fliegen um dort Kinder tot zu ficken, haben es die Katholiken geschafft mit Snuff-Videos á la „Die Passion Christi“ Milliardenprofite zu einzufahren. Während Landgendarmen die Computer von Berufschülern nach so genannter Kinderpornographie durchstöbern, läuft in den Kinos ein Streifen, der nur unter dem Tatbestand der Gewaltpornographie verhandelt werden kann. Nichts anderes ist es, wenn sich die Kinobesucher daran ergötzen, wenn Fleischfetzen durch die Luft fliegen, Blut in die Kamera spritzt, Augen ausgehackt werden, Nägel sich durch Hände bohren. Die aufgeregte Debatte um den Film ist nur die katholische Form von Geilheit, die nur dann sein darf, wenn man sie mit Reue, also mit schlechtem Gewissen, erhöht. Dieser Bibel-Trash hat in Österreich seine kleinformatige Entsprechung. Aigner, Nitsch und Nenning sind drei ihrer Protagonisten.