Wir bleiben!

„Wir bleiben!“ postulieren die MAIZ-Frauen

 

Eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet … ein oft eingebrachtes Argument innerhalb von Diskussionen über den Einsatz von Gewalt als Erziehungsmethode. Anscheinend ist die ältere Frau, die vor ca. einem Monat in die Räumlichkeit von MAIZ schreiend und schimpfend einstürmte und einer Mitarbeiterin eine Ohrfeige erteilte, dieser Meinung. Die ältere Frau hatte sich scheinbar durch ein kulturpolitisches Projekt von MAIZ in der Schaufenstergalerie angesprochen gefühlt. In der Ausstellung „Gleiche Privilegien für alle“ haben Migrantinnen und eine Mehrheitsösterreicherin unter der Anleitung einer Künstlerin die Schaufenster zu eben diesem Thema künstlerisch gestaltet und ihre politischen Forderungen angebracht. Diese enthalten klare Stellungnahmen gegen Rassismus und Gewalt und fordern die Möglichkeit zur politischen Partizipation in Österreich.

Als Migrantinnen machen wir oft die Erfahrung, von MehrheitsösterreicherInnen als nichtswissende und erziehungsbedürftigte Menschen behandelt zu werden. Sie sehen uns als Kinder und damit meinen sie, dass Kinder noch keine „richtigen“ Menschen sind! Erst durch eine strenge Erziehung, welche die Anwendung von gewaltsamen Korrekturinstrumenten vorsieht, können diese von ihnen in einer Art Vorstadium des Menschenseins gesehenen Wesen endlich als gleichartig eingestuft werden.

Da aber einige davon sich wehren, trotz aller eingesetzten Erziehungsmaßnahmen „im eurozentristischen Sinn richtig funktionierende Menschen“ zu werden, erhalten Angehörige bestimmter Gruppen die Funktion der Weiterführung der Erziehung unter Anwendung von Gewalt. Wir sind überzeugt, dass diese gewalttätige Frau sich verpflichtet und legitimiert sieht, andere zu erziehen und im Fall von Ungehorsamkeit zu verprügeln. Eine weitere Maßnahme, die im Einklang mit dieser Logik steht, ist dann die Aufforderung an die Widerspenstige, das Territorium – in unserem Fall Österreich – zu verlassen. Diese Art von Aufforderungen, verbale Gewalt und das aggressive und respektlose Eindringen in unsere Räumlichkeiten bilden leider keine Neuigkeit. Das Neue hier ist der Einsatz von körperlicher Gewalt. Wir wenden uns an die Öffentlichkeit um einmal mehr klar zu stellen: Wir bleiben! Solche Gewaltakte werden uns an unseren Vorhaben nicht hindern, (dieses Land) Räume in diesem Land (zu besetzen) in Anspruch zu nehmen und den mühsamen Kampf zum Aufbau einer gerechten Gesellschaft unermüdlich weiterzuführen.

Die Maiz-Frauen