Einen Bezug herstellen

Katharina Lenz blickt im Gespräch mit Andi Liebl auf das erste kulturpolitische Kamingespräch der KUPF zurück

Unter der Moderation von Andi Wahl diskutierten Reinhard Kannonier (Rektor Kunstuni Linz) und Udo Danielczyk (KUPF) beim ersten „kulturpolitischen Kamingespräch“ der KUPF. Eine Nachbetrachtung in Form eines Interviews mit Katharina Lenz (Wochenklausur).

KUPF: Wie war für dich das kulturpolitische Kamingespräch im Kunstraum?

Lenz: Es war für mich ein sehr, sehr netter Abend, der Kunstraum einmal ganz anders, nicht als Ausstellungsraum sondern beim Zusammensitzen um ein elektronisches Kaminfeuer, dessen Prasseln dann im Verlauf des Abends leiser gedreht wurde, um die Redebeiträge besser zu hören. Für mich war der Abend so eine Art Anstoß, die eigene Befindlichkeit in der kulturpolitischen Diskussion zu überprüfen. Was will ich überhaupt mit dem eigenen Tun im Kulturbetrieb? Und mit wem will ich da überhaupt zusammenarbeiten, um etwas zu bewegen?

Der Ansatz der Reihe ist, abseits der kulturpolitischen Mainstreamthemen kulturpolitisch Relevantes zu diskutieren, beziehungsweise auch Relevanzen herzustellen. Hast du den Eindruck das ist gelungen?

 

Ja, absolut. In der kulturpolitischen Diskussion geht es primär um das leidige Thema Geld. Wer hat wie viel um was umzusetzen. Es gibt zu wenige informelle Runden, wo verschiedene, sehr unterschiedliche Leute zusammensitzen, um theoretische Aspekte zu besprechen und gleichzeitig Platz und Zeit zu haben, um zu fragen, wie diese dann umgesetzt werden können. Kurz gesagt: die Vernetzung von Menschen, Gedanken und theoretischen Ansätzen und möglichen Projekten.

Inhaltlich spannte sich der Abend ausgehend von der These der Verbürgerlichung der Kultur über Definitionen der Soziokultur hin zu Praxen der oö. Kulturverwaltung. Was war für dich thematisch besonders interessant?

Die Diskussion um den Standort von Kultur, wo sich Kultur eigentlich verorten sollte, genauer das Plädoyer von Kannonier, Gedanken der 20er Jahre des 20 Jhd. wieder aufzugreifen, nämlich Kultur auch in unserem Alltag zu verorten bzw. verankern und einen Bezug dazu herzustellen. Mir ist da diese Bushaltestelle noch lebhaft in Erinnerung , wo Kannonier gemeint hat, dass es damals durchaus noch ein mitunter auch politisches Anliegen war, künstlerische Ansätze mit dem normalen Leben, den Menschen auf der Straße zu verbinden. Und zum anderen der Versuch vom Udo zu thematisieren, die so genannte Gegenkultur mit der Mainstreamkultur zu verbinden, beziehungsweise hier Ansätze zu finden.

Das Gespräch hat dich bewegt?

Durchaus. Dieses Gespräch war für mich Anstoß wieder einmal zusammenzufassen und zu fragen: Was ist Kultur? Was ist Kreativität in der Gesellschaft? Und: Was bedeutet für mich Kultur?

Welche Antworten hast du dir gegeben?

Es geht um ein Umgehen mit Alltag und Öffentlichkeit im Sinne von Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen. Die Bewältigung des Alltags und des Zusammenlebens inklusive der auch utopischen Versuche, wie dieses Zusammenleben in Zukunft gestaltet werden kann sowie das Denken von allen möglichen und unmöglichen Möglichkeiten. Diese Gestaltung des Zusammenlebens umfasst für mich neben dem formal ästhetischen Bereich, den auch Kannonier stark von Industrie und Werbung besetzt sieht, drei weitere große Bereiche:
Die Gestaltung von Sprache und Denken in Form von philosophischen Betrachtungen und z.B.: Literatur. Das sozioökonomische Gestalten von Zusammenleben, sprich Arbeit, Freizeit und verwandte Themenkomplexe, Lebensformen, sprich Familie, Generationen etc … und das Gestalten von Zeit und Raum. Und letztendlich die politische Gestaltung. Die Mitbestimmung in einer Gesellschaft und die inhaltlichen Weichenstellungen wie Zusammenleben organisiert wird.
Die spezifische Funktion des Kulturbereiches wäre dann die Mitgestaltung dieser Bereiche, Nischen zu suchen und Utopisches und Gegenwärtiges zu verbinden und darauf einzuwirken bzw. die gegenwärtigen Strömungen aufzugreifen und zurückzuspiegeln.

Wie fandest du die Form der Veranstaltung?
 

Vielleicht war die Situation zuviel wie im Studio, Stichwort: Club 2, eher ein Mitanschauen wie sich die Gäste auseinandersetzen. Vielleicht kann in Zukunft über räumliche Gestaltung sowie über Zwischenfragen der Moderation die Runde mehr einbezogen werden. Und nicht so eine starke Trennung zwischen dem Publikum und den Leuten, die uns erzählen wie es ihrer Meinung nach läuft.

Danke für das Interview.

Das Interview als mp3-Stream ist zu hören unter http://cba.fro.at/show.php?lang=de&eintrag_id=1858