Von Graz lernen II

Das legt uns Luigi Gabinetto nahe. zum ersten teil gehts hier lang…

 

Ein Blatt in Oberösterreich, zu dem mir ansonsten nur Sätze einfallen, für die die österreichischen Gesetze Geld- und Freiheitsstrafen vorsehen, hebt sich wieder einmal prächtig von den anderen ab.

Der Wahlerfolg der Grazer KPÖ, die anlässlich des Kulturhauptstadtjahres in „jeder Gemeindewohnung eine Dusche“ gefordert hatte, wird höchst unterschiedlich interpretiert. Der Spitzenkandidat Kaltenegger wird mal als Engel, mal als Heiliger, immer aber als Kummerl, der ja gar kein richtiges ist, gedeutet. Nur das selbige Blatt meldet via gänzlich humorfreier Karikatur: „Schocker aus Graz“. Jaja, das hatten wir doch schon einmal, vor 155 Jahren als es hieß „ein Gespenst geht um in Europa“, wie Marx und Engels dies ironisch im „Manifest“ konstatierten. Die Blattmacher heute und damals machen sich in die Hose, was auch wieder Wurscht ist, denn das Produkt ihres Hosen-Machens ist das gleiche wie das ihres Zeitung-Machens.

Schadenfreude ist die beste Freude, wenn’s um die Medienprodukte hierzulande geht. Aber auch die Schadenfreude der Medienmenschen untereinander ist recht nett. Außer Rand und Band gerieten Oberösterreichs Gazetten als der alte Dichand und die Führung des WAZ-Konzerns einander in die Haare gerieten, weil Dichand seinen, dem Vernehmen nach nicht ganz hellen, Sohn als Chefredakteur installieren wollte, was ihm ja in der Zwischenzeit auch gelungen ist. Eine herrliche Aufgeregtheit, man sah die Kronenzeitung schon den Bach hinunterschwimmen. Wunschdenken allemal, dem man aber nur hinzufügen sollte, wenn schon was runterschwimmen soll, dann alle miteinander. Die kathartische Wirkung gliche dem Betätigen einer Klospülung. „Hinter der Initiative der Acht stehen (…) durchaus achtenswerte und legitime Motive“, schreibt eine Landeszeitung zum Kniefall von einigen Europäischen Ländern vor der Kriegspolitik der USA. Weil Saddam Hussein ein mörderischer Diktator ist, sind die USA, weil sein Erzfeind, kein imperialistischer Staat, sondern Schutzengel der Zivilisation, so einfach ihre Milchmädchenargumentation. Andere meinen wiederum, weil die USA ein imperialistischer Staat sind, ist Saddam Hussein, ihr Erzfeind, Antiimperialist und also Racheengel der Erniedrigten und Beleidigten. Dass Saddam ein Mörder ist und dennoch Bush ein Kretin, scheint nicht in Ihren Kopf zu passen, wie dies Gremliza formuliert hat.

Aber in dem Land, das ich liebe, ist ja auch nichts besser. Der Ministerpräsident, selber mächtigster Medienmensch im Lande, hat die Verneigung vor den Stupid White Men je höchstpersönlich unterschrieben. Das soll jemand glauben, dass die Medien nur annähernd was anderes bringen. Doch? Na, dann kann man nur annehmen, dass die dortigen Journalisten nicht so weit in jenem Körperteil der Mächtigen, der die oben erwähnten Produkte erzeugt, stecken, wie hierzulande.

Luigi Gabinetto