Sexualität ist für viele schambesetzt. Kein Wunder, wenn sich „Scham“ oder “ Schambereich“ hartnäckig als Bezeichnungen für die Vulva halten. Die verkörperte, einverleibte Scham zu entschämen bedeutet viel Arbeit, denn die toxischen Gedanken sitzen tief. Das darfst du nicht, darfst du nicht wollen, nicht begehren. Das darf dich nicht heiß machen. So darfst du nicht aussehen, dich nicht bewegen, nicht stöhnen.
Ich habe mich viel geschämt, sicher auch für meine Sexualität, aber mittlerweile kaum noch. Und das überrascht mich. Ich bin geradezu stolz auf mich! Anstatt hemmender Selbstkritik treibt mich die Neugier an. Im richtigen Setting – also alleine, oder mit einem respektvollen Gegenüber – ist Sexualität nun für mich eine befreiende, subversive Kraft der Lebendigkeit gegen das Narrativ meiner toxischen Scham. Mit dieser Erkenntnis werde ich weiter meine Scham streicheln. Mehr lebendige Momente werden mich – und andere – erfreuen.