Streetview – Mitgegeben
Zweitheimisch
Steinbach am Attersee ist ein wichtiger Ort für mich. Ich bin die vierte Generation meiner Familie, die als Zweitheimische hier ansässig ist. Von meinem eigenen Narrativ ausgehend, befasse ich mich schon länger mit Fragen rund um die Polarität zwischen dem dörflichen Charakter und dem städtischen Einfluss, die die Menschen im Ort prägt. Wann gehört jemand wie dazu? Wer ist der, die ‘andere’? Wer ist einheimisch, wer möchte es sein? Wie können wir voneinander lernen? Viele dieser Fragestellungen sind konfliktreich, kratzen an den gelebten Strukturen. Ein Kulturhauptstadt-Programm, das uns dabei hilft, diese Konflikte zu gestalten, das unsere Problemlösungskapazitäten stärkt und ein Interesse für den bzw. die jeweils andere wecken kann, wäre eine Bereicherung. Eine Bearbeitung dieser Fragen würde uns und dem Ort gut tun.
Konstanze Horak, Kunsthistorikerin und Internationale Betriebswirtin, macht gerade den Master für Denkmalpflege – Cultural Heritage in Bamberg.
Kulturlandschaft
Ein Wechsel aus kleinstrukturierten bunten Wiesen, Wald und zahlreichen Bächen und Seen. Kühe, die grasen, Duft nach Heu, frische Milch… Oft wird dieses Bild in der Tourismuswerbung verwendet. Ja, noch gibt es viele kleine Höfe im Salzkammergut. Menschen, die wissen, wie man aus dem, was im Berggebiet wächst, etwas zum Leben herstellt: Fleisch, Milch, Käse, Holz und vieles mehr. Aber die Zahl der Höfe nimmt beständig ab. Die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern wird oft als selbstverständlich angesehen und zu wenig wertgeschätzt – ideell und finanziell. Bad Ischl 2024 bietet eine gute Gelegenheit, da hinzuschauen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, eine große Vielfalt an Höfen zu erhalten! Gemma‘s an!
Christine Pichler-Brix bewirtschaftet mit ihrer Familie den Bergsimonhof in Steinbach am Attersee und engagiert sich in der Österreichischen Berg- und KleinbäuerInnenvereinigung.
Zusammenwachsen
Steinbach ist die kleinste Gemeinde rund um den Attersee und ein bodenständiges Dorf, in dem Volkskultur hochgeschrieben wird. Daher freut es mich persönlich, dass die Beteiligung an der Kulturhauptstadt 2024 überhaupt keine Diskussion im Gemeinderat war. Kultur ist unser Herzschlag, unsere Seele! Ich sehe das als Chance, einerseits dem bekannten Hochkulturellen jenen Stellenwert zu geben, den es verdient hat (Stichwort Gustav Mahler und Friedrich Gulda), und andererseits neue Blickwinkel zuzulassen und neuen Ideen eine Bühne zu bieten. Wir wollen die Sporthalle so adaptieren, dass sie auch als Konzerthalle genutzt werden kann und mit der Gulda-Retro-Perspektive ist ein wiederkehrendes Festival geplant. Über 2024 hinaus ist bereits eine Kulturpartnerschaft mit dem Grundlsee angedacht. Ich merke jetzt schon, wie die ganze Region zusammenwächst.
Nicole Eder ist seit 2014 Bürgermeisterin (ÖVP) in Steinbach am Attersee.
Netzwerke
Am Attersee sind die Gemeinden Steinbach und Unterach mit an Bord bei der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024. In Steinbach und Unterach sind rund 15 Projekte geplant. Aktuell nehmen wir dafür gemeinsam mit lokalen Vereinen und Initiativen die Planungen vor. Darüber hinaus arbeiten wir seit längerem mit Betrieben vor Ort, wie etwa der Attersee-Schifffahrt, produktiv zusammen. Es ist schön zu sehen, wie laufend Netzwerke geknüpft und interdisziplinäre Kooperationen gesponnen werden. Darin misst sich letztendlich auch einer der wichtigsten Langzeiteffekte von Salzkammergut 2024. Noch ein Tipp am Rande: Wer sich von der Welt entkoppeln will, muss sich nur ins landschaftlich herausragende Weißenbachtal bewegen, um endlich wieder eine empfangsfreie Welt genießen zu können.
Elisabeth Schweeger ist Künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024.