Magdalena Stammler beobachtet das kulturelle Geschehen im Salzkammergut mit Ungeduld.
Dies ist ein Text mit vielen Leerzeichen. Möglicherweise ist dieser Text außerdem demnächst obsolet – vielleicht bereits, wenn Sie diese Zeitung in Händen halten. Denn eine Momentaufnahme, wie lange gilt die? Aber immerhin geht es nun schon einige Monate so: Dass man nix hört, nix sieht – und schon überhaupt nix weiß. Wovon die Rede ist? Bad Ischl und das Salzkammergut sind Europäische Kulturhauptstadt 2024. Ach, das hatten Sie schon ganz vergessen? Ja, da sind Sie vermutlich nicht allein. Oder aber, Sie erinnern sich vage, könnten aber keinerlei Aussagen darüber treffen, was diesbezüglich im Gange ist.
Im Winterschlaf?
Um etwas über ein Thema schreiben zu können, muss man zuerst etwas darüber wissen. Bei der Recherche zur Kulturhauptstadt fiel mir ins Auge: Man findet kaum etwas heraus! Salzkammergut2024 verhält sich in den letzten Monaten auffällig still. Ob Website, Social-Media-Kanäle oder Newsletter, es macht den Eindruck als befände sich der ganze Prozess im Winterschlaf. Leerzeichen über Leerzeichen! Über 1.000 Einsendungen hat es zum Open Call gegeben –- dem offenen Aufruf für Projekteinreichungen, dessen Frist im Herbst geendet hat. Dieser Batzen Arbeit, alle Einsendungen zu bewältigen, fordert das Team um die künstlerische Leiterin Elisabeth Schweeger. Die Projekteinreichenden sollten Ende Jänner über eine Zu- oder Absage informiert werden, wurden informiert, es werde bis Ende Februar dauern – jetzt ist es März. Keine Nachricht von der Kulturhauptstadt. Dazu die fix geplanten Projekte aus dem Bewerbungsbuch, deren Umsetzungen zum Teil dennoch auf wackeligen Beinen stehen. Warum? Wann kommen Antworten?
In der Warteschleife?
Der Druck auf die Mitarbeiter*innen des Teams muss groß sein: Viele Projektpartner*innen möchten nach teils mühseligen Einreichungen, Nachbesserungen, Neueinreichungen und wieder Nachbesserungen nun endlich Gewissheit haben. Aber im Augenblick lässt Salzkammergut2024 zwei Dinge vermissen: Transparenz und Kommunikation. Mitarbeiter*innen, die regional gut vernetzt und etabliert waren, wechselten aus dem Bereich Kommunikation in den Bereich Programm. War das eine strategisch günstige Entscheidung? An die frei gewordenen Stellen ist vorerst niemand nachgerückt. Das hat zu Leerzeichen geführt, einem für Beobachter*innen spürbaren Kommunikationsvakuum rundum die Prozesse und Aktivitäten von Salzkammergut2024.
Medial präsent war zuletzt ein Konflikt um die Sanierung des historischen Lehàr-Theaters in Bad Ischl. Dabei ging es vor allem um die Höhe und das Wie der Finanzierung, in demr lokale parteipolitische Feindseligkeiten im Vordergrund standen, und die Kulturhauptstadt eher eine Nebenrolle spielte. In der öffentlichen Wahrnehmung überhaupt nicht mehr präsent ist hingegen ein Offenes Kulturhaus für Bad Ischl, das zu Zeiten der Bewerbung um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ als wichtiges Projekt dargestellt wurde. Was ist nur daraus geworden?
Im Vorbeigehen?
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation werden gerne als Arbeitsfelder betrachtet, die „nebenbei” und „im Vorbeigehen” gemacht werden. Derart abgetan, bleiben sie schnell einmal liegen, wenn andere Arbeiten überhand nehmen. Nicht nur bei Salzkammergut2024 und nicht nur in der Kulturbranche, in der gesamten Gesellschaft und verschiedenen Arbeitsfeldern kommt das häufig vor. Wenn wenig bis keine Informationen und Abläufe kommuniziert werden, entsteht für Außenstehende der Eindruck, es würde gar nichts passieren, nichts weitergehen. Das unmittelbare Gegenüber, Projektpartner*innen, Beteiligte und Beobachter*innen – , kurzum: die Menschen in der Region – fühlen sich dadurch nicht wertgeschätzt. Aber es wird letztendlich das Engagement einer ganzen Region brauchen, um eine glaubwürdige Europäische Kulturhauptstadt zu werden, zu sein und als solche in den Köpfen zu bleiben. Das Engagement einer Region hängt maßgeblich davon ab, wie gut die Menschen vor Ort informiert sind. Leerzeichen sind zwar zwischen den Wörtern eines Textes notwendig, sorgen aber bei gehäuftem Vorkommen keinesfalls für Motivation. Der Prozess um das Austragen des Titels „Kulturhauptstadt” wäre die Gelegenheit, Kommunikation und Transparenz einmal anders vorzumachen als sonst üblich. Zurzeit wird aber ein anderer Eindruck erweckt. Man kann bekanntlich nicht nicht kommunizieren – und gerade das Fehlen von Kommunikation transportiert eine Botschaft. Wie kommt die bei Ihnen an?