Die Karen-Methode

Mobbing! Hass im Netz! Wir Frauen müssen zusammenhalten! So oder so ähnlich lesen sich immer öfter die Rechtfertigungen und Pseudoentschuldigungen mancher weißer cis Feminist:innen, die sich auf Social Media ‚angegriffen‘ fühlen. Es ist eine bekannte Dynamik. Im Netz werden weiße cis Feminist:innen, die so agieren, ‚Karen‘ genannt. Aber was bezwecken die Karens damit?

Ganz einfach: Berechtigte Kritik an ihren vorher getätigten transfeindlichen, rassistischen, klassistischen – you name it – Aussagen wird somit umgekehrt, es geht nicht mehr ums Thema und auch nicht um die Menschen, die sie mit ihrer Sprache entwertet haben, es geht jetzt nur noch um sie selbst. Die Tränen der Karens waren und sind schon immer ein mächtiges Instrument, um Marginalisierte zum Schweigen zu bringen. Das Perfideste daran ist diese Dimension, die derzeit ganz ungeahnte Ausmaße annimmt: Feministische und politische Kämpfe und Bewegungen werden schamlos instrumentalisiert, indem Begriffe wie ‚feministische Solidarität‘ und ‚Hass im Netz‘ zum Zweck des reinen Machterhalts entfremdet werden. 

‚Derailing‘ wird das auch genannt, denn die Diskussion entgleist sofort. Ist es überhaupt je um strukturelle Ungleichheiten gegangen? Dass Karens & TERFs (1) für ihre Menschenfeindlichkeit nun offen und laut kritisiert werden, statt weiter ungestört in ihrem Sumpf zu baden, gefällt ihnen natürlich nicht. Sie holen zum Gegenschlag aus und machen das auf eine sehr problematische und gewaltvolle Art und Weise. Dass jene mit viel Reichweite auf Social Media Plattformen strukturell die Oberhand haben, zeigt sich dann etwa an Klagsdrohungen gegen weniger Privilegierte, sollten diese es weiter wagen, sie zu kritisieren. 

Diese Machtdimension zu benennen und zu kritisieren, ist nicht antifeministisch oder sexistisch, sondern wichtig. Denn sie zeigt einmal mehr, dass die Kämpfe weißer cis Frauen nicht die gleichen sind wie jene von BIPOCs und trans Personen. Wer transfeindliche Aussagen tätigt und sich nicht ehrlich und ernsthaft dafür entschuldigt, ist eine TERF. Wer rassistischen Müll absondert, ist Rassistin. Das ist kein Mobbing, sondern einfach nur Fakt.

(1) TERFs: trans-ausschließende (excluding) radikale Feminist:innen