Obwohl er weder Kosten noch Mühen gescheut hatte, stand er plötzlich im Rampenlicht jener Öffentlichkeit, in das er üblicherweise andere zerrt. Das von ihm so erfolgreich betriebene Geschäftsmodell der Skandalisierung richtete sich – schwupp-di-wupp – gegen ihn: den sich mächtig gebenden Verleger Wolfgang Fellner, der sich gern Mogul nennen lässt. Auf einmal ging es ihm wie Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Sein Tun war Thema. Auch wenn es gut und richtig ist, dass den körperlich übergriffigen Machtdemonstrationen der beiden damit fürs Erste Einhalt geboten wird, bleibt ein schaler Nachgeschmack. Sowohl die voyeuristische ‹Wer hat wen wann wo berührt›- als auch die heuchlerische ‹Haltet den Dieb›-Berichterstattung zielen nämlich allein auf individuelle Verfehlungen. Was weiter verborgen bleibt, ist ein problematisches System, das längst nicht nur dort zu finden ist, wo derzeit hingestarrt wird. Solange Politiker*innen sich zwar aus Angst um das eigene Image nicht interviewen lassen, gleichzeitig aber diesen Medien weiterhin Steuergeld in Form von Förderungen und Regierungsinseraten in den Rachen stopfen, wird nach einer gewissen Erregungsphase wohl das Meiste wieder in gewohnten Bahnen laufen. Wenn sich wirklich etwas ändern soll, müssen die Strukturen als frauenverachtend und patriarchal erkannt und Gleichstellungsmaßnahmen institutionell implementiert werden. Zum Beispiel in Form einer Quote, wie sie auch das Frauennetzwerk Medien schon lange fordert. Aktuell sind zwei Drittel aller Leitungsfunktionen und an die 90 % der Chef*innenetagen in österreichischen Medienunternehmen mit Männern besetzt. Elfriede Hammerl, seit Jahrzehnten feministisch engagierte Journalistin, formuliert dazu treffend: «Wer Frauenquoten verhindert, fördert den Quotenmann.» Dass die Veränderung etablierter Strukturen einen langen Atem braucht, wissen die Aktivistinnen von FC Gloria, dem Netzwerk der Filmfrauen. Mit der Verankerung einer Quote in den Förderrichtlinien des Österreichischen Filminstituts haben sie aber jüngst einen Etappensieg errungen. Mögen ihm weitere folgen.
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