KUPF OÖ-Vorstandsmitglied Alice Moe über das selbst gewählte Schicksal des Unter-un-bezahltseins.
Einer Künstler*in wird das Ausmaß ihres kreativen Daseins erst so richtig bewusst, wenn sie auf ihr Konto sieht. Mit einem Auge offen, mit dem zweiten hoffen. Immerhin: ein abwechslungsreiches Leben, das Hobby als Arbeit und der Kontostand hält sich beständig auf 0. Neuerdings wird uns verrückten Freigeistern aber selbst die Stabilität genommen: Die 0 auf dem Gehaltskonto wird zur −0. Weniger als nichts für seine Arbeit zu bekommen, nennt mensch dann den ‹Künstler*innen-Kredit›. Selbst schuld, hättma doch was Gscheites glernt!
Aber nehmen wir einmal versuchsweise an, von heute auf morgen stünde ALLE Kunst einfach still. Ergo: KEIN(E) Kino, Radio, Buch, Theater, Party, Spotify, YouTube, Netflix, Wanderwegbeschilderung, Landschaftsarchitektur, Dekoladen, Omi’s Kuchenrezept, Mandala- oder Sudokuheft, und von mir aus auch Bierzelt mehr. Und ja, all das sind Kunst- und Unterhaltungshandwerke. Dann merken wir langsam, dass Künstler*innen nicht einfach nur an Selbstdarstellungszwang leiden. Nach der Maslow’schen Bedürfnishierarchie ist künstlerischer Ausdruck sogar ein psychologisches Phänomen, das – Achtung! – ‹normal› ist, JEDEM Menschen innewohnt und kein historisches Phänomen zur Unterhaltung der Upper Class ist. Kunst ist Kommunikation und wie wir wissen kann der Mensch nicht nicht kommunizieren. Erzählt’s mir nix von Luxus, es ist ein Grundbedürfnis.
Daher scheint also das eigentliche Problem nicht der Selbstausdruck, sondern dessen Bewertung durch ein übergeordnetes Außen zu sein. Wer wird dafür bezahlt und wieso? Kreative Köpfe aller Länder, vereinigt euch! Geistiges oder physisches Handwerk, persönliche Präferenz spielen keine Rolle (Menschenrechtsverletzungen ausgeschlossen). Verlangt, was euch zusteht! Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen, es geht um die Marie. Kunst ist Arbeit, Arbeit hat Wert – und Wert heißt in diesem System nun auch mal Geld. Und wenn noch einmal wer sagt, «Du musst das ja eh nicht machen, such dir was anderes!», – dann reiße ich dieser Person ihr Lieblings-Sudokubuch aus der Hand, dekoriere den Garten um und schreibe den Speiseplan so, wie er mir passt. FÜR IMMER und für den gesellschaftlich höheren Auftrag! Mahlzeit −0!