Worum geht’s überhaupt?
Der Titel ‹Kulturhauptstadt Europas› (KHS) wird von der Europäischen Union jährlich an mindestens zwei Städte vergeben und soll die kulturelle Vielfalt in der EU unterstreichen. In der Praxis zielt er stark auf Entwicklung, Re-Branding und internationale Profilierung von Städten ab. KHS bieten eine Mischung aus infrastrukturellen Investitionen, aufwändigen Kulturprogrammen und touristischen Konzepten.
Was hat das mit Österreich zu tun?
Im Jahr 2024 ist gemäß EU-Reglement wieder eine österreichische Stadt berechtigt, den Titel zu beanspruchen: Bad Ischl / Salzkammergut, St. Pölten und Dornbirn rittern darum. Bewerbungen kleiner und mittelgroßer Städte liegen seit den 1990ern im Trend. Athen war 1985 die erste KHS, Graz (2003) und Linz (2009) die bisherigen österreichischen Vertreterinnen.
Was muss eine KHS können?
Interessierte müssen einen anspruchsvollen Bewerbungsprozess absolvieren und in sechs Kategorien (Langzeitstrategie, Europäische Dimension, Kulturprogramm, Umsetzungsfähigkeit, Einbindung der Bürger*innen, Management) eigenständige Konzepte entwickeln. Nicht zu unterschätzen sind die regionalen Herausforderungen wie die Akkordierung der örtlichen Player. Darüber hinaus zählt das große Narrativ: Wie glaubhaft können der Bedarf (‹Need›) und die Fähigkeit, das Konzept umzusetzen, vermittelt werden?
Wer entscheidet wann über die KHS 2024?
Die Bewerberinnen mussten sich 2018 qualifizieren und befinden sich nun im Endspurt: Im Oktober 2019 präsentieren sie Neufassungen ihrer Bewerbungsunterlagen (‹Bid Books›). Eine internationale Jury der EU-Kommission ist mit der Prüfung der Unterlagen, dem Besuch der Bewerberstädte und der Entscheidungsfindung beauftragt. Das Ergebnis wird am 12. November 2019 im Bundeskanzleramt präsentiert. Mit Sylvia Amann ist eine ehemalige KUPF-Geschäftsführerin Mitglied der 12-köpfigen Jury.
Was kostet die Gaudi eigentlich?
Manchen KHS reichen ein paar Millionen (Patros 2017: 8,5 Mio. €), andere klotzen ordentlich (Istanbul 2010: 288 Mio. €). Seitens der EU gibt es keine Vorgabe. Die österreichischen Bewerberinnen wollen 20 bis 60 Millionen Euro investieren. Die Kosten trägt die öffentliche Hand, von der EU gibt es einen Bagatell-Betrag (1,5 Mio. € via «Mercouri-Preis»).