Kooperationen, Kultur und Arbeit

2019 ist das Jahr der ganz großen Fragen. Was vereint Österreich mit Europa? (Warum) Gehen wir wählen? Wird es zu einem Brexit kommen? Wie sieht Kulturarbeit im Pongau aus und wieso hat die KUPFzeitung nun einen Salzburg-Teil?

Zumindest auf die letzte Frage gibt es gleich hier eine Antwort. Für grenzübergreifende Probleme und Themen muss es grenzübergreifende Lösungen und Netzwerke geben. In der Welt, in der wir heute leben, können wir es uns nicht mehr leisten, dass jede*r einen eigenen Brei kocht und wir nebeneinander jammern, weil bei „uns“ alles so schwierig ist. Es darf nicht weiterhin um ein „wir“ und „die“ oder um den grüneren Rasen im Nachbargarten gehen.  Jede*r von uns hat so mancherlei Probleme im eigenen Kleinen, es ist aber an der Zeit, einen Schritt nach außen zu tun und sich das große Ganze anzusehen (auch, wenn das nicht sehr rosig ist, sondern unangenehm sein kann). Auch wir Kulturarbeiter*innen betreiben einen Föderalismus, der uns schadet und den wir auch tagtäglich bei den Regierenden Europas beobachten können. In Linz, Oberösterreich, Österreich, Europa, ja auf der ganzen Welt sehen sich Kulturinitiativen und Arbeiter*innen momentan mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Da ist es doch längst an der Zeit, unsere gemeinsame Lobby nach innen und außen zu stärken, um an Hebel zu gewinnen. Die Zeit der kleingeistigen Eitelkeiten, die zusehends zu einer Entsolidarisierung und zu verengten Horizonten führt, ist vorbei. Wir müssen uns mehr mit der Welt um uns als mit uns selbst beschäftigen. Um wieder eine starke Solidarität entwickeln zu können und unseren Horizont zu erweitern, schauen der Dachverband Salzburger Kulturstätten und die KUPF OÖ zumindest mal ins nächste Bundesland. Das ist erstmal nur ein kleiner Schritt, aber man muss endlich beginnen – am besten gleich bei sich selbst.

Auch Salzburg hat, wie alle anderen Bundesländer in Österreich, in der freien Szene Einiges zu bieten und seit 1988 mit dem Dachverband viel bewirkt – etwa den Kultplan, den Veranstaltungskalender, der in vielen Salzburger Küchen hängt, die Aktion „Stolpersteine“ oder die tagtägliche Politisierung von Kulturarbeit. In der KUPFzeitung gibt es nun Platz für Blickwinkel aus dem Nachbarbundesland, mit dem Ziel, Expertisen und Netzwerke zu bündeln, um voneinander zu lernen und miteinander etwas zu bewegen.

Karl Marx und Kulturarbeit

Schon Karl Marx schreibt von der „gesellschaftlichen Kraftpotenz, die sich entwickelt, wenn viele Hände gleichzeitig in derselben ungeteilten Operation zusammenwirken, z. B. wenn es gilt, eine Last zu heben, (…)“. Unserer Last der chronischen Unterfinanzierung bei gleichzeitiger Kapitalisierung von freier Kulturarbeit ist also am besten gemeinsam beizukommen. Es kann doch nicht sein, dass Kunstschaffende hauptsächlich nach deren Wirtschaftstauglichkeit bewertet werden – Kunst und Kultur dürfen nicht zu Produkten degradiert werden. Kultureinrichtungen sowie Vereine, ob groß oder klein, können in Österreich nicht weiter als ein „nice to have“ gesehen werden. Wir stellen uns dezidiert gegen das geflügelte „weniger ist mehr“! Wir sagen: „mehr ist mehr!“. Wir brauchen mehr Ideen, mehr Zeit, um diese umzusetzen, mehr Geld, um davon leben zu können und mehr Verständnis aus der Gesellschaft, die scheinbar vergessen hat, dass Kultur Gesellschaft erst schafft. Gemeinsam müssen wir uns für eine strukturelle Absicherung der Kulturinitiativen und die soziale Absicherung von Kulturarbeiter*innen einsetzen – am besten von Ost nach West, von Nord nach Süd. So sind Kulturarbeiter*innen schließlich auch hüben und drüben von jahrzehntelang stagnierenden Kulturbudgets (oder gar massiven Kürzungen, wie z. B. in der Steiermark) und äußerst prekären Arbeitsbedingungen betroffen.

Voneinander lernen, aneinander wachsen und nach außen hin gemeinsame Ziele kommunizieren: Mit der KUPFzeitung haben wir ein gemeinsames Sprachrohr, durch das wir alle sprechen können und sollen. Das beantwortet zwar nicht all unsere Fragen, hilft aber, an Lösungen zu arbeiten, von denen am Ende jede*r etwas hat: eine kulturell aufgeladene Region, offene Zugänge zu Kunst und Kultur, Kulturarbeit, die sich nicht an einer monetären „Wirtschaftlichkeit“ bewerten lassen muss, kritische Ansätze, die zu eigenem Nachdenken anregen und die Gewissheit, dass Kultur ein grundlegender Eckpfeiler von Demokratie und Freiheit ist.

Das ist kein Appell von einer Kulturarbeiterin an andere Kulturarbeiter*innen, das ist ein Appell an die Gesellschaft.