Überall wird es gerade heraufbeschworen: das Ende des Patriarchats. Und es mag schon sein, dass die Macht der alten, weißen Männer schwindet. Manch einer bäumt sich noch auf, um den letzten Hauch seiner schwindenden Relevanz im Gesicht zu spüren, um noch ein bisschen das Gefühl zu haben, etwas zu sagen zu haben.
Aber die Frage, die noch nicht gestellt wurde, ist: Was kommt eigentlich danach? Ich ahne: nichts Gutes. Es wird das Patriarchat in neuem Gewand sein, nur eben mit mehr Frauen an der Spitze. Ich konkretisiere: mehr weißen, privilegierten Frauen an der Spitze. Einige davon werden sich sogar stolz als „Feministinnen“ bezeichnen – weil es halt gerade „in“ ist. Die Bedeutung des Wortes und der politischen Bewegung dahinter sind da eher nebensächlich. Dass Feministinnen – also jene, die die Solidarität, Intersektionalität und Politik dahinter wirklich ernst nehmen – sich ihr Wissen und ihre Kämpfe ein Leben lang selbst (!) hart erarbeitet haben, ist den Elite“feministinnen“ wurscht. Hauptsache Karriere. Dass der Wohlstand weißer, privilegierter Frauen auf der Vereinnahmung und Ausbeutung prekär arbeitender Women of Colour und marginalisierter Frauen beruht, scheint dank glitzernder Girlpower-Oberfläche egal zu sein. Die Solidarität reicht eben nur bis zur eigenen Geldbörse.
Denn wenn weiße Frau es sich nicht mehr im Kuschelnest ihres Bullshitfeminismus (© Margarete Stokowski) gemütlich machen kann und tatsächlich etwas von ihren eigenen Privilegien hinterfragen muss, um andere zu Wort kommen zu lassen, wird es für diese Anderen ungemütlich. Und das sind dann oft Women of Colour, deren Stimmen schnell ausradiert werden. Da fängt das „neue“ System ganz offensichtlich an, altbekannte patriarchale und rassistische Strukturen zu reproduzieren: Am Ende muss der „White Girls Club“ erhalten bleiben, um jeden Preis. Denn das Ende des Patriarchats bedeutet eben leider nicht das Ende ökonomischer Ausbeutungsverhältnisse.
Macht wird weiterhin dazu da sein, um Menschen zu erniedrigen. Und nicht immer richtet sie sich gegen die im System Ausgegrenzten. Wenn letztere – und das sind in der heutigen Welt noch immer auch Frauen – zu Macht kommen, werden sie nicht selten selbst zu den Unterdrückerinnen. Dabei könnte es anders gehen, denn die Chance wäre da, ein System zu schaffen, das auf Solidarität fußt. Das ohne Aneignung, und dafür mit Wertschätzung und auf Augenhöhe funktioniert. Nützen wir sie.