Mitgegeben

Wir haben bei jungen AktivistInnen nachgefragt: Wieso engagieren sie sich in der Kulturarbeit? Und was bedeutet überhaupt Kultur für sie?

Teil einer Bewegung sein

Kulturarbeit bedeutet für mich, eine Möglichkeit zu haben, mich ein Stück weit in etwas verwirklichen zu können, das mir und auch Anderen sehr viel Freude bereiten kann. Gerade in einem Land wie Österreich, wo eine sehr hohe Dichte an jungen KünstlerInnen herrscht, sind diese in den ländlicheren Gegenden oft unterrepräsentiert. Teil einer Bewegung sein zu können, die dieses Problem Stück für Stück zu ändern sucht, ist etwas sehr besonderes.

Kulturarbeit ist für mich ein wichtiger Bestandteil meines Privatlebens, weil es heißt, mit vielen guten FreundInnen interessante aber auch fordernde Projekte zu verwirklichen und Teil des kreativen Prozesses zu sein, der nachher hoffentlich den eben gewünschten kulturellen Mehrwert für die Bevölkerung schafft.

Urban Hammerschmied ist 23 Jahre alt, Student in Wien an der Universität für Bodenkultur und seit 2014 aktives Mitglied im Musikkulturclub Lembach.

Do it yourself or die!

Gerade in diesen politischen Zeiten, in denen Kulturvereinen die Förderung gekürzt wird, kann man sich nicht darauf verlassen, dass der Staat für kulturelles Angebot sorgt. Kulturelle Selbstbestimmung ist nur durch Eigeninitiative möglich.

Doch was ist Kulturarbeit eigentlich? Unter Kulturarbeit fällt für mich nicht nur z. B. das Organisieren einer Lesung, sondern auch die Barschicht beim nächsten Punk-Festival zu übernehmen. Gerade so niederschwellige Einstiegsmöglichkeiten in die Kulturarbeit sind notwendig, damit junge Menschen ihren Weg in Kulturvereine finden. Doch damit diese sich in bestehenden Vereinen einbringen können, muss Platz für neue Ideen und Projekte zur Verfügung gestellt werden, was nicht überall selbstverständlich funktioniert. Kultur basiert auf Veränderung, welche auch in den Kulturvereinen nicht fehlen darf!

Victoria ist 19, sitzt viel im KV Infoladen Wels und arbeitet immer wieder bei den verschiedensten politischen und kulturellen Projekten mit.

Neues ausprobieren

Kultur ist ein fixer Bestandteil in meinem Leben und ist in meinen Werten stark verankert. Abgesehen von der Funktion der Unterhaltung bietet Kultur für mich Raum für Weiterbildung, für neue Kontakte, spannende Gespräche und Auszeit von der Realität. Neben dem Ausgleich zum Beruf ist die Kulturarbeit bei junQ für mich eine Tätigkeit, bei der ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann, neue Formate entwickeln und ausprobieren kann. Mir ist es ein persönliches Anliegen, die Kulturlandschaft so vielfältig wie möglich zu gestalten und junge Talente zu unterstützen – Konzerte und Festivals sind der Output, den ich dazu beitragen kann. Kulturarbeit bedeutet für mich in erster Linie, Kunst in ihren verschiedenen Facetten für jede*n zugänglich zu machen. Mein Ziel ist es, Schwellen finanzieller oder intellektueller Natur abzubauen.

Lisa Leeb, 27, Projektleitung Qlash, Vorstand Jugendkultur- und Medienverein junQ, Sozialarbeiterin, Veranstalterin, Fotografin und Schreiberling bei subtext.

Sein Publikum kennen

Vor drei Jahren wurde ich von den Leuten vom Verein waschaecht bei einem Bier gefragt, ob ich Interesse hätte, aktiv im Verein mitzuhelfen. Im örtlichen Pub trifft sich die Kulturszene und außerdem sind KünstlerInnen, die in Wels auftreten, häufig hier untergebracht. Sie hätten mich schon auf einigen Konzerten gesehen und fanden es toll, dass auch so junge Leute wie ich auf Jazzkonzerte gehen. Ich sagte natürlich ja und wurde herzlichst im Verein aufgenommen. Ich bekam einen Einblick, wie man Konzerte veranstaltet, wie hart es ist, um Subventionen zu kämpfen und wie lustig es backstage sein kann. Weil sich rund ums Irish Pub die Möglichkeit dazu anbot, gründete ich mit ein paar anderen letztes Jahr meinen eigenen Kulturverein. Mit waschaecht kooperieren wir regelmäßig!

Um einen Generationswechsel erfolgreich zu vollziehen, sollte man sein Publikum kennen und dann auf jüngere mit derselben Begeisterung und Offenheit zugehen, wie man es damals bei mir gemacht hat!

Robin Beer ist 27 Jahre alt und stellvertretender Obmann des 2017 gegründeten Kulturvereins A Quadrat.