Kultur und Klasse, Medien und Politik

Edit(h)orial

Liebe Kulturinteressierte!

Darüber zu sprechen tut immer ein bisschen weh und ist mit Scham belegt: Woher kommt das Geld für die Eigentumswohnung der Kulturarbeiterin? Warum kann der Kunstschaffende dieses französische Wort nicht aussprechen? Klassenherkunft und -zugehörigkeit prägen, wie wir uns verhalten, wo wir uns wohl fühlen und vor allem: Was wir uns leisten können. Zum Beispiel Kulturarbeit. Das Schaffen von Kunst und Kultur wird zunehmend prekärer. Werden sich deshalb bald nur noch die Rich Kids leisten können, in der Kultur zu arbeiten? Übernehmen die Kinder g’stopfter Eltern den Kunst- und Kulturbetrieb?

Eine solche Tendenz lässt sich in Österreich und in der Schweiz erkennen. Sophie Vögele und Philippe Saner haben drei Schweizer Kunsthochschulen untersucht. Wer warum zum Kunststudium zugelassen wird, erklären die beiden Florian Walter im Interview zur Auswahl der Auserwählten.

Was passiert, wenn die Rich Kids den Kulturbetrieb übernehmen? Dazu nehmen vier Kulturaffine erstaunlich unaufgeregt Stellung in der Streetview.

Wem wird das Kunstschaffen in die Wiege gelegt? Dem Ärztekind oder dem Arbeiterkind? Dominika Meindl bezichtigt sich selbst: Ärztekinder und die Kunst. Alenka Maly weiß, wo die Kunst nicht wohnt, aber was sie vermag: Lassen Sie mich durch, ich bin Arbeiterkind! Barbara Blaha zitiert die Doors und erklärt den Klassenkampf – im Leitartikel: Klassenkampf? Klassenkampf!

Licht aus, Vorhang zu: Warum Schauspieler/innen von Altersarmut besonders betroffen sind, hat Inez Ardelt recherchiert: Von der Bühne in die Armut. Nicole Schöndorfer hat sich ebenfalls in der Theaterszene umgehört: Machtverhältnisse und sexuelle Übergriffe hängen zusammen. Was ist nach #metoo zu tun? Große Häuser können von der Freien Szene lernen: Grenzen sichern!

Gleich zwei Schwerpunkte legen wir in dieser Ausgabe der KUPFzeitung. Uns geht es einerseits um den Zusammenhang von Kulturschaffen und Klassenzugehörigkeit. Andererseits fragen wir nach der Lage der Medien und der Öffentlichkeit. Kolumnist Leonhard Dobusch bringt es sogar zustande, diese beiden Themen zu vereinen: Anhand der Diskussion um sogenannte «Qualitätsinhalte» im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeichnet er Geschmacksfragen als Klassenfragen.

Eine demokratische Öffentlichkeit braucht mediale Infrastruktur. Diese sei – wie auch Straßenbau, Öffis und Schulen – öffentlich zu finanzieren, so Barbara Eppensteiner. Sie skizziert die Bedingungen für eine funktionierende demokratische Öffentlichkeit: Public Open Spaces. In der rechtsextremen Medienlandschaft spiele Oberösterreich eine besondere Rolle. Darauf weisen Joseph Maria Sedlacek und Judith Goetz hin. Sie stellen die Studie von Kathrin Quatember im Auftrag der KUPF OÖ zu den neuen rechten Medien vor: Rechtsextreme Medienlandschaft Oberösterreich. Mit dem Kulturkampf im Internet kennt sich Elke Wittich aus. Sie zeichnet nach, wie die US-amerikanische Alt-Right-Bewegung das Netz für ihre Propaganda nutzt: Rechte Hetz‘ aus dem Netz.

Kulturpolitisch schauen wir ins Nachbarland Salzburg. Andrea Folie berichtet über den kürzlich beschlossenen Kulturentwicklungsplan für das Bundesland. Wird er eine nachhaltige kulturelle Infrastruktur ermöglichen? Bloß nicht Oberösterreich lautet die Devise.

Über Kulturstrategien unter Schwarz-Blau hat Klemens Pilsl mit Yvonne Gimpel unterhalten. Die neue Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich blickt auf die künftigen kulturpolitischen Entwicklungen in Österreich und in der EU: Kulturstrategien unter Schwarz-Blau.

In der Gnackwatsch’n geht es um Rückgrat und Kampfgeist in diesen Tagen: Mutig in die „Neue Zeit“! Haltungsfragen spielen auch in der Sexkolumne eine Rolle: Kommt es auf die Haltung an? Um die Kinder der Revolution sorgt sich Klemens Pilsl in der Bürokolumne: Nachwuchs oder Sozialstaat? Dorothea Dorfbauer widmet ihre Sozialkolumne dem Thema Sicherheit. Behindert oder nicht – wir alle müssen in der Kultur der Gewinner performen, so Eva Egermann: Tag der Arbeit. Und Jelena Gučanin meint: Nette Frauen leben ungesund! Sie fordert mehr Arschlochfrauen! Die Musikkolumne widmet sich der Komponistin von March of the Women: Ethel Smyth.

Ein großes Sommerloch wünscht
Edith Huemer
für die Redaktion