Die Freien Radios feiern. Eigentlich gar nicht ihren zwanzigsten Geburtstag, sondern die zwanzigjährige Wiederkehr ihrer Legalisierung. Denn engagierte Gruppen, die wild entschlossen waren, die Medienlandschaft pluralistischer und vielstimmiger zu machen und sich mutig und ungestüm auf noch verbotenes Terrain begaben, gab es schon vorher. Das Senden war abenteuerlich und gefährlich. Denn der Staat verteidigte das Rundfunkmonopol des ORF mit Zähnen und Klauen und Verstöße wurden teils drastisch geahndet. Seither hat sich viel getan und Community Medien sind zu einem festen und in vieler Hinsicht professionalisierten Bereich der heimischen Medienlandschaft geworden. Das ist so schön, wie das Engagement der Beteiligten und die gemeinsame Leidenschaft für ein mediales Angebot, das so viel mehr zu bieten hat, als bloßen Content. Der offene Zugang lässt verschiedenste Menschen zu Wort kommen und verschafft marginalisierten Positionen Gehör. Die Freien stellen nicht nur Produktionsmittel zur Verfügung, sondern vermitteln auch Know-how, zum Beispiel bei Medienrechtsworkshops. Und das macht den entscheidenden Unterschied.
Wenn Menschen die Grenze zwischen privater Meinungsäußerung und öffentlicher Kommunikation nicht ziehen können, haben wir ein Problem, das den demokratiepolitisch so wichtigen zivilisierten Diskurs beschädigt. Hier schaffen die Freien Medien Bewusstsein. Sie arbeiten an dem, was Bernhard Pörksen in seinem jüngst erschienenen, sehr lesenswerten Buch «Die große Gereiztheit» eine redaktionelle Gesellschaft nennt. Was ihm vorschwebt, ist ein Miteinander von BürgerInnen und professionellen JournalistInnen. Denn wenn beide Seiten etwas von Medien- und Machtanalyse verstehen, können sie gemeinsam an einem wirklich demokratischen Diskurs arbeiten. Damit die Übung gelingt, ist die Vernetzung und Zusammenarbeit all jener Medien gefragt, die statt am schnellen Geld an der dringend notwendigen Neudefinition ihrer Aufgaben in der Demokratie interessiert sind. Die Freien Medien allein werden nie «alle» Menschen erreichen. Ihre Stärke liegt im Community Building und im Aufgreifen vielfältiger Nischenthemen. Damit vermögen sie nachhaltig zu begeistern. Falls der ORF also eines Tages doch erkennt, dass die Delegation des Austauschs mit der Bevölkerung an den Publikumsrat kein wirklich zukunftsträchtiges Konzept ist, stünde der punktuellen Zusammenarbeit nichts im Weg. Die Bereitschaft von Seiten der Community Medien ist da. Der demokratische Diskurs im Land würde von einem Mehr an Medienproduktionen, die nicht nur für, sondern auch mit den betroffenen Menschen – und das sind potentiell alle – erstellt werden, zweifellos profitieren. In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, Freie Radios. Live long and prosper!
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