Liebe Kulturlandretter/innen!

Es gibt viele gute Gründe, das Kulturland Oberösterreich retten zu wollen. Kaum einer davon fühlt sich besonders heldinnenhaft an. Aus Zuschauer/innenperspektive wirkt die Verteidigung des Status Quo in der oberösterreichischen Kulturlandschaft vielleicht eher wie ein defensives Fußballspiel. Aber eines muss man sagen: mit einem äußerst solidarischen und ambitionierten Team in der Abwehr. Vom oberösterreichischen Bibliothekenverband und der Bauernkapelle über den JKU-Wirtschaftsprofessor bis zum Vorsitzenden des Landeskulturbeirats herrscht Einigkeit: Es braucht Kultur in diesem Land. Wie, warum und wo – darüber gibt es verschiedene Auffassungen und Spielarten. Lesen Sie selbst die Stellungnahmen der Kulturlandretter/innen: Kuchen und Würstel in Zombiestadien, Eine unbezahlbare Leistung gegen den Fachkräftemangel, Kultur hält fit und stärkt den Hirnmuskel, 2 statt 3, Dezentral und blauäugig.

Stephan Gasser ist freischaffender Künstler in Linz

Ob Blasmusik, ob zeitgenössische Kunst: Kulturschaffende wissen, wie man Feste feiert und Hochzeiten begeht. Wir wissen, wie man Trauermärsche begleitet und Melancholie zelebriert. Wir wissen, wie man sich in die Arme fällt und streitet. Wir wissen, wie man das Leben lebt.

Mit den angekündigten Kürzungen sollen finanzielle Spielräume für «Gestaltungsmöglichkeiten» geschaffen werden, so der Sprech der schwarz-blauen Landesregierung. Wie man ein Land «gestalten» will, ohne dabei Kultur in seiner gesamten Bandbreite und Tragweite mitzudenken? Um welche Form von «Gestaltung» soll es dabei gehen?

Warum, Herr Stelzer? Thomas Diesenreiter sucht nach den Motiven des Kulturreferenten und Landeshauptmanns. Dabei bleiben mehr Fragen offen, als der KUPF und ihrem Geschäftsführer lieb ist. Das Gespräch haben wir auch mit dem Landeskulturdirektor Reinhold Kräter gesucht. Er muss mit seiner Abteilung die Kürzungen umsetzen. Ob alle Projekte und Vereine um den gleichen Betrag gekürzt werden oder manche gar nicht, manche komplett gestrichen werden? Ob es für 2019 eine Budgeterhöhung geben wird? Das erfahren Sie im Interview. 4 Fragen haben wir auch an den Linzer Bürgermeister Klaus Luger geschickt, um herauszufinden, wie sich die Landeshauptstadt mit dem Bundesland abstimmt und wie sie auf die Kürzungen reagieren will.

Stephan Gasser ist freischaffender Künstler in Linz

Müssen Staaten wirklich dringend sparen? Michael Bonvalot schaut sich an, was hinter den Einsparungen zugunsten eines Nulldefizits steht. Er erklärt uns, warum man einen Staatshaushalt nicht mit einem Familienhaushalt gleichsetzen kann. Apropos Familie: Durch die Einführung von Gebühren für den Kindergarten bittet die Landesregierung Familien zur Kasse. Kristina Botka weiß, warum der Kindergarten eine Bildungseinrichtung ist. Sie wundert sich darüber, wie eine Hypothek auf Kosten der Kinder enkelfit sein soll.

Wo bleiben die Frauen? Mit den eingeführten Gebühren für den Kindergarten wolle man weg von der «Gratismentalität», Leistungen sollten wertgeschätzt werden, so die Landesregierung. Also dann: Ich schaue mir an, was Frauen in Oberösterreich leisten und wie sie dafür honoriert werden.

Übrigens: Die geplante Lohnerhöhung der Landesbediensteten um 1 % (im Vergleich zum Bund mit 2,33 %) betrifft nicht nur Regierungsmitglieder und BeamtInnen. Es geht um 65.000 Menschen, die in Bauhöfen, Kindergärten und Pflegeeinrichtungen arbeiten. Mehr als die Hälfte davon sind Frauen.

Krankenpfleger und Aktivist Tobias Haas meint: Der Schein trügt! Moderate Budgetaufstockungen im Gesundheitsbereich sind angekündigt. Auch die Effizienz soll gesteigert werden. Doch Kosteneffizienz kann Langzeitfolgen für Patient/innen nach sich ziehen.

Wie gestalten wir unser Miteinander in diesem Bundesland? Über die verschiedenen Kultursparten und über die verschiedenen Bereiche des sozialen Zusammenlebens hinweg? In die Zukunft blickend?

Bleiben wir streitlustig und solidarisch!
Retten wir das Kulturland Oberösterreich!
Edith Huemer für die Redaktion