Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:
Was ist eine Kulturhauptstadt?
„Kulturhauptstadt Europas“ ist ein Titel, der jährlich von der Europäischen Union an mindestens zwei Städte vergeben wird. Er soll einerseits die Vielfalt der Kulturen und ihr gegenseitiges Verständnis in Europa befördern; andererseits zielt er stark auf Stadterneuerung und die Stärkung des internationalen Profils von Städten ab.
Wieso wird 2024 eine österreichische Stadt zur Kulturhauptstadt?
Die nationale Verteilung der Kulturhauptstädte ist auf Jahre im Vorhinein festgelegt. Österreich wurde bereits 2003 (Graz) und 2009 (Linz) bedacht und kommt 2024 wieder an die Reihe.
Welche österreichischen Städte wollen sich bewerben?
Offiziell werden die bislang bewerbungswilligen Städte und Regionen Mitte Juni präsentiert. Man darf mit einigen Fixstarterinnen rechnen (zB mit Baden, den Rheintalstädten Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch oder auch der Murtal-Region), andere Städte ringen noch mit der Entscheidung (St. Pölten, Salzburg, Villach).
Und was ist mit Oberösterreich?
Tatsächlich: Bad lschl und die Salzkammergut-Gemeinden lassen sich auf den Bewerbungsprozess ein. Das Vorhaben wird unterschiedlich bewertet, vor allem beim Land OÖ scheint man hinter vorgehaltener Hand wenig erfreut; eine offizielle Positionierung durch den neuen Kulturreferenten Stelzer steht aber noch aus. In der Region selbst gibt man sich optimistisch.
Als weiterer möglicher Kandidat wird medial immer wieder auch Wels kolportiert, offiziell steht die Stadt dem aber eher skeptisch gegenüber.
Sind diese Kommunen nicht recht klein?
Die Zeit der „großen“ Kulturhauptstädte scheint vorbei, der Titel wurde zuletzt für „Second Cities“ und noch deutlich kleinere Einheiten attraktiv – und für Metropolen eher uninteressant. Immer öfter bewerben sich auch ganze Regionen zusammen mit einer Stadt um den Titel, auch länderübergreifende Einreichungen sind möglich.
Was kostet eine Kulturhauptstadt eigentlich?
Die Bandbreite geht von einigen wenigen Millionen Euro Budget (Patros 2017: 8,5 Mio.) bis zu
dreistelligen Millionenbeträgen (Istanbul 2010: 288 Mio.). Für Österreich empfehlen manche ExpertInnen ein Minimum von 12 bis 20 Millionen, andere veranschlagen mindestens 60 Millionen Euro. Letztendlich gibt es aber keine Vorgabe. Nicht zu unterschätzen sind auch die Kosten für den ungewissen Bewerbungsprozess.
Und wer zahlt das?
Die EU zahlt in der Regel nur einen Minimalbeitrag, der Rest muss national finanziert werden. Das 60-Millionen-Budget von Linz09 wurde zu je einem Drittel von Stadt, Land und Bund gestemmt, zusätzlich wurden noch einige Millionen an Drittmittel erwirtschaftet (Sponsoring, Ticketing, …). Im Falle der Salzkammergut-Bewerbung könnte sich als günstig erweisen, dass sich die Region über drei Bundesländer erstreckt (neben OÖ auch Salzburg und Steiermark).
Wer entscheidet über die Kulturhauptstadt 2024?
Das Bundeskanzleramt betreut und begleitet die BewerberInnen, die endgültige Entscheidung liegt aber bei einer EU-Jury. Diese beurteilt die Bewerbungen anhand definierter Kriterien (Langzeitstrategie, europäische Dimension, kulturelle Inhalte, Realisierbarkeit, gesellschaftliche Teilhabe, Verwaltung) und wählt eine Stadt aus.
Wann wissen wir, wer Kulturhauptstadt 2024 wird?
Wenn alles klappt wird im Dezember 2019 die „Gewinnerin“ des Bewerbungsprozesses präsentiert. Theoretisch kann die EU auch sämtliche Bewerbungen als unzureichend zurückweisen und auf die Titelvergabe verzichten. Das scheint aber politisch kaum denkbar.
Referenzierter Artikel:
4 Fragen an Kathrin Kneissel. Kathrin Kneissel ist Leiterin der Abteilung für Europäische und internationale Kulturpolitik im BKA. Wir haben sie zum Kulturhauptstadtprogramm befragt: