Eine Konferenz der IG Kultur Österreich untersucht die Rolle von Kulturarbeit in den Kontexten der Globalisierungskritik.
Der Linzer Verein MAIZ hat mit seiner migrantischen Kulturarbeit nicht nur für das oberösterreichische Kulturgeschehen neue Wege aufgetan. Aufmerksamkeit erzielt er auch über die Landesgrenzen hinaus. Worin liegt aber die Bedeutung der Kulturarbeit im Zusammenhang mit Migration? Ist ihre thematische Einbeziehung eine Erweiterung der Allianz der Anti-Globalisierung im kulturellen Feld? Oder versucht man sich nicht vielmehr an einer “anderen“ Form der Globalisierung? Mit einer dreitägigen Konferenz versucht die IG Kultur Österreich in Kooperation mit eipcp (European Institute for Progressive Cultural Policies), die Funktion des kulturellen Feldes in den verschiedenen Kontexten der Globalisierungskritik auszuloten.
Die Wahl des Konferenztitels ist dazu ein allererster Schritt. TRANSVERSAL hat seine ideengeschichtlichen Wurzeln bei Gilles Deleuze, Félix Guattari und Michel Foucault. Deren Verständnis von Transversalität wird jetzt auch auf breiterer Basis herangezogen, um eine neue – hier vor allem ahierarchische – Praxis der Vernetzung zu beschreiben, wie sie seit Seattle, Göteborg und Genua immer klarere Konturen entwickelt. Das weltumspannende wie auch sehr heterogene Aufbegehren gegen die ökonomische Globalisierung richtet sich daher auch gegen die Enge der Disziplinen, denn neben der Betrachtung dieser Widerstände als transnationale Aktionsformen verweist Transversalität vor allem auf deren felderübergreifende Beschaffenheit zwischen Kultur, Politik und Wissenschaft. Effekte der Transversalität sind nicht zuletzt auch in Österreich in immer größerem Ausmaß auszumachen. Mediale Strukturen wie Freie Radios, nomadische wie die VolxTheaterKarawane sowie antirassistische wie das NoBorder-Netzwerk wenden sich nicht mehr nur an eine bestimmte Subkultur, sondern erreichen viele Szenen in einem gemeinsamen Patchwork von Minoritäten.
In drei Themenblöcken (Sektionen) werden im Rahmen von TRANSVERSAL die strukturellen Auswirkungen der Kulturindustrie und eines angeblich globalisierten Kunstfelds ebenso zur Debatte stehen, wie die lokal-transversale Kulturarbeit im Zusammenhang mit Migration sowie aktuelle transnational-transversale Strategien zwischen Symbolpolitik, Medienguerilla und theatralen Interventionen. Das in Linz stattfindende Projekt ‘hybrid/resistance’ (siehe Kasten) führt TRANSVERSAL fort und fokussiert dabei auf den Zusammenhang von künstlerischer Praxis und politischem Aktivismus.
Damit entsteht eine Klammer von der Kritik der Ideologie der ökonomischen Globalisierung, wie sie sich nicht zuletzt auch im kulturellen Feld manifestiert, über eine strategische Diskussion des staatlichen Rückzugs aus der Kulturförderung bis hin zu einer Beschreibung der lokalen Ausformung von Transversalität im Kontext migrantischer Kulturarbeit.
Eine schwierige Positionsfindung im Spannungsfeld von Globalisierung, “anderer“ Globalisierung und Anti-Globalisierung. Die Reflexion der Kulturarbeit kann sich jedoch davor keineswegs verschließen.