Ana Threats Kolumne
In Sachen Musiker_innenruhm in der Rockmusik kann sich Bass als schwieriges Instrument erweisen, wenn es darum geht, sich aus dem Schatten von Gitarrengewichse und Frontpersonenwahnsinn herauszuboxen. Das wohl bemerkenswerteste Beispiel bassbezogener Unsichtbarkeit ist Carol Kaye. Als Studiomusikerin hinter den Kulissen tätig, spielt die 1935 geborene Kalifornierin zwischen 1957 und den Mitt-1970ern über 10 000 Sessions ein, darunter zahlreiche ewige-Welthit-Produktionen wie “Then He Kissed Me” (The Crystals, 1963), “You’ve Lost That Lovin’ Feeling,” (Righteous Brothers, 1965), das Batman-Thema (Neal Hefti, 1966) und “These Boots Are Made For Walking” (Nancy Sinatra, 1966). Bekannt wird sie deswegen nicht: Nicht einmal Paul McCartney, der die Bassarbeit auf “Pet Sounds” (The Beach Boys, 1966) als persönliche Epiphanie beschreibt, ist sich dessen bewusst, dass diese auf Kayes Mist gewachsen ist. Kaye bleibt davon unbeeindruckt, kämpft lieber in ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld um angemessenen Lohn für herausragende Arbeit: In den späten 1960ern fordert sie das Doppelte dessen, was Musikerinnen an Mindestlohn zusteht – mit Erfolg. Kaye unterrichtet bis heute Interessierte per Skype.