Die KUPF ist eine große Verfechterin der Kulturförderung durch die öffentliche Hand und setzt sich vehement für den Erhalt und Ausbau von Subventionen für den Kulturbetrieb ein. Dem diametral entgegengesetzt steht der neoliberale Zeitgeist: Die Rede vom schlanken Staat, die Ideologie vom ständigen Sparen und die Praxis der Kürzung von Kulturbudgets sind allgegenwärtig. Die Kulturinitiativen gehen damit pragmatisch um – und scheuen mangels adäquater Förderungen auch die private Finanzakquise am „freien Markt“ nicht. Wir stellen drei Beispiele vor.
Crowdfunding für das Raumschiff
Als die populäre Kunst- & Kulturinitiative im Juni 2015 ihren zentralen Standort am Linzer Hauptplatz verlassen musste, gingen die Wogen hoch – und das Raumschiff bekam von der Stadt eine neue Location am Pfarrplatz mietfrei angetragen. Dafür musste der Verein die Adaptierung aber alleine stemmen. Für die Stadt ein Pionierprojekt, mit der die leidige «Leerstandsthematik» nun angegangen werden soll. Dem Raumschiff blieben wenig Alternativen zur Drittmittelfinanzierung, es entschied sich konkret für eine Crowdfunding-Kampagne über das Startnext-Webportal. Initiatorin Katharina Kloibhofer beschreibt das Vorhaben als sehr intensiv: «Man muss alles geben und voll überzeugt sein. Der Zeit- und Ressourcenaufwand ist sehr groß.» Gleichzeitig hat sie die große mediale Aufmerksamkeit, die die Kampagne begleitete, als großen Vorteil erlebt: «Es ist zugleich eine Riesen-Marketingaktion».
Letztendlich hat die Überzeugung der MacherInnen und die gute Verankerung des Raumschiffs in der Linzer Szene zum erfolgreichen Abschluss der Crowdfunding-Aktion geführt: Mehr als 11.000 Euro konnten für die Sanierung und den Umbau eingenommen werden, die Geldgebenden erhielten für ihre Spenden kleine Aufmerksamkeiten, zum Beispiel Getränke-Bons oder selbst bedruckte Stoffsackerl. «Die Menge an Leuten, die das Raumschiff kennen, mögen und bereit sind, privat einen kleinen Beitrag zu leisten, war groß genug für eine Crowdfunding-Aktion.» Ob sie es weiterempfehle? Katharina Kloibhofer ist da recht eindeutig: «Ja, wir würden es schon weiterempfehlen – aber letztendlich kann jede Initiative selbst am Besten beurteilen, wie wahrscheinlich ein Erfolg ist. Gute Vorbereitung ist jedenfalls das A und O. Ich hätte da schon noch ein paar gute Tipps.»
Direktkredite für das habiTat
Direktkredite sind Darlehen von privaten Personen, welche ihr Geld statt bei einer Bank bei einem Projekt ihres Vertrauens «anlegen». Diese Kredite bieten privaten InvestorInnen eine «alternative» Möglichkeit, Geld «sinnstiftend» zu parken. Der oö. Kulturverein habiTat beispielsweise hat mittels Direktkredite den Ankauf eines gemeinnützigen Wohn- und Kulturhauses (Haus Willy*Fred) in Linz finanziert – wobei diese Kredite natürlich zurückgezahlt werden müssen. Direktkredite eignen sich also im Kulturbereich für nur sehr wenige, sehr spezielle Projektvorhaben, die auf langfristige Einnahmemöglichkeiten angewiesen sind. Im Falle Willy*Fred sollen die KreditgeberInnen ihr Geld samt Zinsen im Laufe der kommenden Jahre zurück gezahlt bekommen; die Rückzahlungen werden finanziert durch Mieteinnahmen, die Willy*Fred von privaten und institutionellen MieterInnen lukriert.
«Für den Hauskauf benötigten wir über eine Million Euro an Eigenkapital», erklärt Elisabeth Ertl vom habiTat, «welche wir über Direktkredite finanziert bekommen haben. Diese Form der Finanzierung ist in unserem Fall eine wichtige Säule, sonst wäre schlichtweg der Kauf des Hauses nicht möglich gewesen. Da es ja ein Mietshaus ist und unsere MieterInnen über keine Eigenmittel verfügen müssen, wurde das Grundkapital der GmbH anderweitig organisiert. Das hat zusätzlich den positiven Nebeneffekt, dass alle BewohnerInnen auf Augenhöhe dieselben Mitbestimmungsmöglichkeiten besitzen und sich diese nicht nach der kapitalmäßigen Einlage richten.» Das Direktkredit-System ist durchaus in der Logik des Kapitalismus verankert – der Kreditgebende profitiert schließlich von den Zinszahlungen des Kreditnehmenden – das habiTat bemüht sich aber um Abgrenzung: «Im Gegenzug zu profitorientierten Unternehmen spekulieren wir nicht mit dem Geld der AnlegerInnen.»
Wirtschaftsbetrieb für die KAPU
Die Linzer KAPU finanziert sich seit 1984 klassisch: öffentliche Kulturförderung auf der einen Seite, Veranstaltungseinnahmen auf der anderen Seite. Dazu kam über viele Jahren eine eher symbolische Einnahmequelle durch die Verpachtung des Beisls im Haus an einen Gastronomen. Seit 2015 ist das anders. Die KAPU betreibt das Beisl nun selbst: «Die KAPU hat sich entschieden, eine Bar zu führen, um diesen Raum selbst definieren und bespielen zu können. Wir wollten, dass die Bar ein integrierter Bestandteil der KAPU wird, ein neuer Raum für kulturelle Nutzbarkeit», erzählen die Geschäftsführer Christian und Günther. Aber das war nicht der einzige Grund: «In Zeiten stagnierender Kultursubventionen ist es für Initiativen wie unsere fast unabdingbar, weitere Einnahmen zu lukrieren, um die gemeinnützigen, kulturellen Ziele umsetzen zu können.» Ein Schritt, den ähnliche Player scheuen – immerhin wird ein Gastronomiebetrieb von den Finanzbehörden als «begünstigungsschädlicher» Wirtschaftsbetrieb eingestuft.
Christian und Günther führen das aus: «Die KAPU bleibt weiter ein gemeinnütziger Kulturverein. Aber sie ist nun zusätzlich Betreiberin eines Gewerbebetriebs. Dieser unterliegt den gleichen gesetzlichen Grundlagen und Steuerpflichten wie jeder andere, dient aber dazu – entgegengesetzt zu den gewinnorientierten Interessen der Privatwirtschaft – gemeinnützige und kulturelle Agenden zu ermöglichen. Jeder erwirtschaftete Cent fließt in unsere gemeinnützige Kulturarbeit und nicht auf ein privates Bankkonto.» Klingt gut, ist aber kein Konzept für neuen Reichtum in der KAPU: «Ohne öffentliche Subventionen wäre ein Verein wie die KAPU nicht möglich. Ein Bar-Betrieb wie der unsere führt bestenfalls zur Ausbesserung der fehlenden Inflationsanpassung durch die Fördergeber.»
Klemens Pilsl hat für die KUPF bei den Initiativen nachgefragt.