Schlag nach bei IG Kultur Steiermark

Wieder einmal ein kulturpolitischer Reader, ein Kompendium, das den Versuch unternimmt die komplexe Materie zeitgemäßer Kulturpolitik und die sich daraus ableitenden Notwendigkeiten zusammenzufassen. Ein Unterfangen, dem das Scheitern von Anfang eingeschrieben zu sein scheint, teils aufgrund der Vielfältigkeit der Themenstellung aber vor allem aufgrund mutloser und unwilliger politischer Gegenüber. Trotzdem oder gerade deswegen hat die IG Kultur Steiermark «Es gibt viel zu tun. Für eine Demokratisierung der Kulturpolitik im 21. Jahrhundert» herausgegeben, ein Resultat eines seit 2011 laufenden Diskussionsprozesses. Gleich einmal vorweg – und das ist der IG und den im Reader vertretenen Autorinnen hoch anzurechnen – Lokalkoloritabhandlung ist nicht die Aufgabe. Die Blicke über den Tellerrand sind weit, Deutschland, Slowenien, Ungarn, Griechenland werden beleuchtet. Weit ist auch die unterschiedliche Relevanz und die Qualität der Beiträge. Nur zwei Beispiele: Der Beitrag von Ulf Wuggenig gehört zur eher trockenen Abteilung und liefert jenen, die die «Kritik der Kreativität » (Raunig, Wuggenig, 2007) gelesen haben, wenig neues. Stilistische Qualitätsmängel gibt es bei der Transkription von Vorträgen, eine Lesefassung z.B. des Vortrags von Josef Gründler hätte für mehr Wonne in dessen inhaltlich hervorragendem Beitrag gesorgt. Wobei, dieser Beitrag auch insofern für Wonne sorgt, weil er das verhandelte Thema (Solidarität und Organisation) am Schluss in Frage stellt. Der thematische Spannungsbogen ist – und das ist ein weiterer Verdienst – äußerst weit gespannt. Von den «Klassikern» (Budget, Relevanz von Kulturarbeit) über naheliegende kulturpolitische Felder (Netzkultur, -politik) geht es zu oft vergessenen Bereichen in diesem Kontext wie der Schul- und Bildungspolitik (Anspieltipp: Elisabeth Harniks Beitrag zum Thema Kulturvermittlung) und liefert eine (inhaltlich unterschiedlich großartige) Auseinandersetzung mit der Frage nach der Demokratie. Einzig schön wäre gewesen, wenn es mehr Information zu dem Prozess gegeben hätte, aus welchem das Kompendium entstanden ist und warum welche Autorinnen ausgewählt wurden, bzw. in welchem Kontext die transkribierten Vorträge gehalten wurden. Aber! Es ist ein gutes Werk, das einlädt querzulesen, sich Inputs zu holen und sich in gewissen Dingen bestätigen zu lassen.

Es gibt viel zu tun. Für eine Demokratisierung der Kulturpolitik im 21. Jahrhundert. Hg. Von IG Kultur Steiermark. ISBN-978-3-200-03496-9
igkultursteiermark.at