Drei Menschen aus der KUPF haben sich in der aktuellen KUPFzeitung #148 Gedanken über Ressource, das Thema des KUPF-Innovationstopfes 2014 gemacht. Der Text gilt als Anregung, Erläuterung und Weiterentwicklung der aktuellen Ausschreibung.
Einmal ist nicht die Rede von Erdöl, wenn es um den Begriff Ressource geht. Der KUPF Innovationstopf 2014 befördert die künstlerische und k ulturarbeiterische Auseinandersetzung mit ganz anderen Kapazitäten: Beleuchtet werden die Fähigkeiten und Grenzen des Kollektivs und neue Zusammenschlüsse von Menschen, die aus gemeinsamen Bedürfnissen heraus agieren, Ideen produzieren und Organisationen und Strukturen gemeinschaftlich entwickeln.
Es gibt so einiges, das wir immer schon gern ändern würden. Wir haben Ideen, die wir für klug halten und Ideologien, an die wir glauben. Darüber können wir diskutieren. Wir können uns beklagen, raunzen und Schönmalerei betreiben.
Etwas anderes ist es da, abseits der theoretischen Ebene tatsächlich aktiv zu werden und sich für ein konkretes Anliegen zu engagieren. Trauen wir uns das zu? Was kann entstehen, wenn wir im Bestreben, etwas real zu verändern, nicht mehr allein dastehen, sondern es plötzlich gleich eine ganze Handvoll Menschen (oder noch mehr) gibt, die bereit sind, mit der gleichen Überzeugung an der Umsetzung von Ideen zu arbeiten? Wenn sich dann die jeweiligen Motivationen der Menschen kraftvoll addieren und eine Vision in greifbare Nähe rückt?
Vom gemeinsamen Netzwerkln
Menschen, die Fremdsprachen lernen, die Torten dekorieren, die Bienen züchten, die einen gemeinsamen Sport betreiben, die sich nachbarschaftlich Hilfe leisten, die Ausstellungsprojekte organisieren oder die gemeinsam eine Musikcrew gründen – sie finden sich mehr denn je über offene und einfach zugängliche Plattformen zusammen. Besonders Internetforen und zahlreiche «Soziale Netzwerke» erreichen mehr und mehr Menschen und ermöglichen einen vergleichsweise einfachen Einstieg in diverse Interessensgruppen. Ständig entstehen neue Formen und Nischen im Bereich des Noch-nicht-Vor-handenen; aus neuen Situationen und Bedürfnissen heraus entwickeln sich Ideen und Ansätze, die ihre Realisierung etwa in offenen Ateliers und La-boren, in Denkwerkstätten oder Creative Communities finden. Kollektive, die sich im Netzwerk zusammenfinden, reagieren auf fehlende Möglichkeiten, um diese für ihre eigenen Bedürfnisse selbst zu or ganisieren.
Verwirklichen diese Menschen in ihren Initiativen ein Stück autonomer Freiheit? Hält das Versprechen von Selbstbestimmung, Kreativität und Interaktion das, was es verspricht?
Viele offene Interessensgruppen möchten als mög lichst barrierefreie Plattformen für alle zugänglich sein. Umrühren und Aufkochen ist nicht nur gestat tet, sondern auch höchst erwünscht. Das Verspre chen der Zusammenschlüsse liegt darin, nicht von EntscheidungsträgerInnen in Wirtschaft oder Politik abhängig, zu sein, sondern vom Willen und Engagement einzelner Menschen, die sich organisieren. Mitsprache und Freiheit für eigene Anliegen wird Realität, ohne erst Ansuchen und Anträge stellen zu müssen.
Frischer Wind in die alten Getriebe!
Menschen, die sich aus großer Überzeugung zusammenschließen, um mit eigenem Einsatz Neues voranzutreiben, machen auf sich aufmerksam und beeindrucken nachhaltig. Diese Fähigkeit, auf einfachem Weg miteinander in Kontakt zu kommen, um gemeinsam reale Veränderungen in unserem Umfeld zu bewirken, beginnt erst eben, an den Rahmen altbekannter Strukturen und Systeme zu rütteln.
Wo liegen die Grenzen gemeinschaftlichen Agierens? Wie tragfähig sind die neuen Modelle der Kooperation?
Kunst und Kultur: Initiative ergreifen
Was für eine Gelegenheit, im Rahmen des Innovationstopf 2014 mit den Mitteln der Kunst oder Kulturarbeit diese Ressource freudig oder kritisch zu untersuchen, sie zu vermessen oder sie gar zu nutzen – die Ressource des Kollektivs, mit einem Gemeinsamdenken und -arbeiten, mit Kommunikation und Austausch!
Es gilt, den Blick für das Umfeld zu schärfen, für Menschen rund um uns, für bestehende Gruppen, Räume, Welten … Was hat eine physische oder virtuelle Umgebung zu bieten, wie funktioniert sie, wo gibt es Schwachstellen, was sollte ganz anders laufen und was können Kunst und Kultur dabei leisten? Gesellschaftliche Entwicklung kann hier mit den Mitteln der Kunst und Kulturarbeit entscheidend gemeinsam beeinflusst und gestaltet werden. Für uns bieten sich hier Möglichkeiten, unbequem zu werden für abgenützte Strukturen und Mechanismen sowie wirkungsvoll auf Neues aufmerksam zu machen und freien Meinungsaustausch zu betreiben. Der Innovationstopf 2014 lädt dazu ein, Initiative zu ergreifen, sich auf vernetztes Denken und Tun einzulassen und aus der Dynamik des Gemeinsamen neue Erfahrungen zu ziehen. Weiterraunzen können wir immer, aber es ist durchaus einen Versuch wert, gemeinsam in unserem Umfeld etwas zu verändern!
Der KUPF-Innovationstopf
Der KUPF-Innovationstopf wurde 1995 von der Kulturplattform ins Leben gerufen. Ziel dieses Fördertopfes war und ist es, oberösterreichischen Kulturinitiativen sowie Kultur- und Kunst schaffenden die Möglichkeit zu geben, neue kritische Impulse zu setzen. Die themenbezogenen Ausschreibungen sollen sowohl Kunst-/Kulturschaff ende als auch den Finanzier, das Land Oö, herausfordern und inhaltliche Neuerungen anregen. Die organisatorische Abwicklung des IT liegt zur Gänze bei der KUPF, die Auswahl der Projekte trifft eine unabhängige Jury in einer öff entlichen (!) Sitzung. Die Jury, welche sich aus ExpertInnen des Kunst- & Kulturbetriebs zusammensetzt, ist angehalten, alle ihre Entscheidungen nachvollziehbar zu begründen. Mit diesem transparenten und nachhaltigen Modell der Subventionsvergabe setzt die KUPF neue Standards in der hiesigen Förderpolitik und bietet ein Best-Practice-Beispiel für fortschrittliche Kulturpolitik.
Der KUPF-Innovationstopf wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. 2014 wird er von der Landeskulturdirektion mit voraussichtlich 75.000 Euro Projektgeld ausgest attet. Zusätzlich unterstützt die Abteilung Soziales des Landes Oö den IT mit 15.000 Euro. Aktuell lädt der IT ein, sich künstlerisch oder mit den Mitteln der Kulturarbeit der «Ressource» anzunähern – inhaltliche Details sind in der beigelegten Auschr eibung zu finden sowie unter: