Zwischen „musikalischer Schule“, „Wohnzimmer zum Verweilen mit Gleichgesinnten“ und „Kulturanbieter“: Das Veranstaltungszentrum Röda in Steyr feiert heuer sein 15jähriges Bestehen. Chris Rabl (Geschäftsführer), Martina Hofmair (Öffentlichkeitsarbeit) und Marlene Lacherstorfer (Bassistin bei Velojet) über die Steyrer Kulturinstitution.
Von Bad Hall nach Steyr. Eine Strecke, die Marlene Lacherstorfer sehr vertraut ist. Früher legte sie jene nämlich des Öfteren zurück. Grund für die Reise von ihrer Heimatstadt nach Steyr war das Kulturzentrum Röda. Dort besuchte sie Konzerte von Bands wie Tocotronic, The Notwist oder Naked Lunch. (Ein)prägende Momente also für die Bassistin von Velojet, jener aus Steyr und Umgebung stammenden, jetzt in Wien beheimateten Pop-Formation. Die für sie und Velojet grundlegende Bedeutung des Röda skizziert sie darüber hinaus folgendermaßen: „Das Röda war unsere musikalische Schule. Mit Velojet haben wir dort unser erstes Demo aufgenommen, mit dem wir dann zu Wohnzimmer Records (Wiener Independent-Label, Anm. d. Red.) gekommen sind.“ Mit einem Smiley fügt sie im E-Mail-Interview hinzu: „Außerdem gibt es im Röda das beste Essen und die beste Betreuung weit und breit.“
Fremdwort Inflationsanpassung
15 Jahre Röda also. Was Ende November 1997 in einer ehemaligen Schnitzerei in Steyr begann, ist heute eine in ganz Österreich bekannte und anerkannte Kulturorganisation. Ein Grund, warum das Röda jetzt bereits 15 Jahre existiert, ist wahrscheinlich auch jener der eigenen Philosophie. Der Geschäftsführer Chris Rabl definiert sie: „Man muss in Zeiten, in denen Förderungen seit Jahren nicht mehr werden und Inflationsanpassung im Kulturbereich ein Fremdwort ist, erfolgreich sein. Nur mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen kann man einen Kulturbetrieb ganzjährig leiten. Man braucht ein Team und das will finanziert werden, denn je stärker der Teamgeist ist, umso leichter können unmögliche Aufgaben bewältigt werden. Das war unter anderem die Aufgabe heuer, nämlich ein neues Team zu ermöglichen. Selten hat es in so kurzer Zeit so viele neue Gesichter im Hause Röda gegeben wie heuer im Jubiläumsjahr.“ Herausforderungen gibt es genügend bei der Leitung eines Kulturvereins, Rabl spricht hier besonders die Vereinsaktivität an: „Der Kulturverein Röda besteht seit 15 Jahren und wie jede Initiative, die über längere Zeit besteht, wechseln die handelnden Personen rasch. Der Non Profit-Bereich hat in dieser Hinsicht seine Eigenarten. Das Schwierige im Vereinsleben ist, dass sich Menschen finden, die gerne zusammen arbeiten, gemeinsam ein Ziel verfolgen. Wenn sich eine Gruppe findet, die sich untereinander versteht, kann alles erreicht werden. Die Schwierigkeit dabei ist, dass man sehr viel zulassen muss, möglichst viele Akteure in das Vereinsleben einbinden sollte. Dann steigt nämlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich genau dieses Team findet, welches einen starken Verein ausmacht.“
Einbrüche und Diebstähle
Wie beschreibt Martina Hofmair, für die Öffentlichkeitarbeit zuständig, jemandem das Röda? „Das Röda ist eine Kulturkonsumstation, mit spannendem, vielfältigem Programm, ein Wohnzimmer zum Verweilen mit Gleichgesinnten, ein Platz um sich mit seinen Ideen zu verwirklichen.“ Auch unangenehme Dinge spricht sie an, zum Beispiel, dass das Jugendzentrum fehlt und keine aktive Jugendbetreuung stattfindet. Hier wünscht sie sich „mehr Verantwortung von der Stadt“. Auch Einbrüche und Diebstähle kommen vor, „das nervt, dass gerade bei uns eingebrochen werden muss“, meint Hofmair. Es ist aber davon auszugehen, dass die schönen Momente solche unangenehmen Vorfälle überwiegen: „Schöne Momente passieren, wenn Unmögliches möglich gemacht wird. Nach 15 Jahren können wir den Bands nun einen richtigen Backstageraum, wirklich hinter der Bühne, anbieten, da wir nun über das ganze Haus verfügen dürfen. Unglaublich!“
Manche Dinge passieren nach vielen ausgefochtenen Kämpfen also doch und wenden sich zum Positiven. Optimismus mit Blick in die Zukunft ist dabei natürlich ein wichtiges Gut, auch und vor allem im heimischen alternativen Kulturbetrieb. Ein T-Shirt-tauglicher Satz von Geschäftsführer Rabl, welcher sehr gut in die aktuellen Feierlichkeiten passt, lautet schließlich: „15 Jahre Röda und noch lange nicht leise.“ Gut so!