Meine liebe, liebe KUPF!

Es tut sich was in der Außenwelt: Es ist heiß, es ist kalt. Es scheint die Sonne, es regnet. Der Basilikum mag diese Wetterkapriolen gar nicht mitspielen, und lässt sich hängen, dafür erröten die Paradeiser artig. Die Bienen taumeln, nachdem sie sich am falschen Wein angesaugt haben, besoffen durch die bodennahen Lüfte. Die Bauern fahren ihre zweite Heuernte ein, und bringen zum Dank Jauche aus. Überall ist Arbeit zu tun, nur ich sitze (oder liege) seit geraumer Zeit untätig in der Unteren Außenwelt herum. Das liegt nicht am feinen Müßiggang, sondern an argem Kränkeln: verschnupft, verschleimt, gerädert! Dazu verspannt, sehr verspannt, der Außenweltler (und manchmal auch mit süffisantem Ton die Außenweltlerin) nennt das: „Dea kummt aus’m Kreitz nimma auße!“ – ein wahrer Krampf!
Dabei war ich nicht nur untätig: Unlängst hatte ich ein Engagement an einer hiesigen Bühne, am „K.E.“ („Kleines Ensemble“, heißt das – glaube ich) und spielte! Spielte einen jungen Pfleger, der, Zitat: „Nichts gehört, nichts gewusst“ haben mag. Dabei hätte ich so gerne gewusst, und würde noch immer, immer noch wissen wollen!
Mögen anderswo Saure-Gurken-Treibjagden in den Sommerlöchern abgehalten werden – hier begibt man sich vorzugsweise auf die Jagd nach dem gemeinen Wald- oder Wiesenschwamm. Dass man diesen nicht klaubt, sondern zu jagen hat, habe ich zugegebenermaßen erst in Deinen Gefilden gelernt.
Zu solch einer Schwammerljagd durfte ich auch Deinen geschätzten ehemaligen Geschäftsführer begrüßen, ein wahres Leidilei war das! Was? Was meine ich Dich sagen hören? Wie bitte? Nix da! Nix von wegen Vergünstigungen und Willfährigkeiten. EHEMALIG, vastehst?! Und selbst wenn – wem sollte es nützen? „Cui boni?“, wie man hierzulande neuestens fragt. Dass der ehemalige Geschäftsführer unmittelbar nach der Jagdeinladung seinen neuen Posten angetreten hat, und – zeitgleich! – der Chef der hiesigen Feist Packelnden Korrumpisten zur Seite getreten ist, ist – selbstredend – rein zufälliger Natur. Und dass sich zu unserem Stelldichein noch eine Kollegin aus dem KUPF-Vorstand eingefunden hat, musst Du ja nicht weiter breittreten, oder? Man wird doch wohl noch amikalen Umgang pflegen dürfen, oder etwa nicht? „Durch Regen kommen die Schwamm zam!“, sage ich immer!
Und überhaupt: Jetzt, da in der Außenwelt die Korruptionseiterblase aufgebrochen ist, braucht man sich vor selbiger nicht mehr zu fürchten. Das ist wie mit Zugs-, Schiffs- oder Flugzeugsunglücken: Die beste Zeit, sich dieser Transportmittel zu bedienen, ist unmittelbar nachdem selbige versagt haben. Je katastrophaler, umso besser!

In diesem Sinne!
Dein lieber Onkel Gutz

 

David Guttner ist hoffnungsfroher Imkeraspriant, Wegebauer, Saitenzieher und Autor. Lebt im Zweisprachenland und ist stolzester Vater der besten Tochter auf der ganzen Welt!