Seit dem zweiten Mai-Wochenende hat die über 20jährige Raumsuche ein Ende. Mit einem zweitägigen Programm feierten die freien Kulturaktivistinnen in Vöcklabruck ihren Einzug in das neue OKH – Offene Kulturhaus Vöcklabruck.
Das Haus wird seitdem fast wöchentlich von individuellen Veranstalterinnen und den Mitgliedsvereinen des OKH bespielt und bietet angesichts derer unterschiedlicher Ausrichtungen ein Programm, das vielfältiger nicht sein könnte. Zeitgenössisches Theater spielte es da schon, regionale Musikacts, aber auch Bands von weiter her aus allerlei Genres, die eins im Mainstreamradio sicher nicht zu hören bekommt, eroberten sich Bühne und Publikum. Die Terrasse wurde beim Grillen eingeweiht und ein Sozialwendfeuer machte auf soziale Ungerechtigkeit aufmerksam. Auch das Open-Air-Kino der Lichtspiele Lenzing richtete sich für eine Woche ein und donnerstags wird jetzt bei jedem Wetter – entweder im Garten oder im Saal – jongliert. Zudem kann der Stammtisch der Kulturinteressierten nun zwei Mal im Monat in den Räumlichkeiten stattfinden, für die die Teilnehmerinnen so lange gekämpft haben.
Möglich gemacht haben dies nicht zuletzt viele Spenderinnen, die den Verein OKH durch den Kauf von Bausteinen oder den Besuch von Benefizveranstaltungen im Frühjahr 2011 unterstützt haben, Nicole Honeck berichtete in der KUPFzeitung Nr. 138 (Juni 2011) davon.
War diese Aktion zu Anfang dazu gedacht, sich abzusichern – die Gemeinde Vöcklabruck hatte die notwendigen 20.000 Euro zwar budgetiert, musste als Abgangsgemeinde aber den Sanctus des Landes dazu abwarten –, vergrößerte sich dadurch nach der Genehmigung des Stadtbudgets die zur Verfügung stehende Summe. Freilich konnte das alles nicht ohne einen weiteren Stolperstein über die Bühne gehen, so sorgte im Sommer 2011 noch ein Bericht der OÖN für Unmut unter den Vöcklabrucker Kulturtäterinnen, in dem von einem möglichen Verkauf des gesamten Areals die Rede war. Nachdem der Gemeinderat diesen abgelehnt hatte, begannen im September 2011 die Adaptierungsmaßnahmen, durchgeführt zum Teil vom städtischen Bauhof, vor allem aber von einer Schar von ehrenamtlichen Helferinnen aus den Reihen der Freien Szene.
Anfang November dann war es so weit, mit einer Gleichenfeier im provisorisch nutzbaren OKH bedankten sich die Aktivistinnen bei den vielen Unterstützerinnen. Bürgermeister Brunnsteiner, der an diesem Abend selbst auch anwesend war, erklärte nochmals, dass die Stadt hinter dem Projekt stehe.
Völlig unkompliziert und vor allem langfristig gesichert ist der Betrieb des OKH Vöcklabruck allerdings noch nicht. So läuft die Nutzungsvereinbarung vorerst nur bis 2014, und ohne Ansuchen um Verlängerung im Vorfeld der Veranstaltungen heißt es derzeit schon um Mitternacht „Sperrstund‘ is‘!“ Außerdem wurde ein Teil des großzügigen Gartens tatsächlich an eine Immobiliengesellschaft verkauft, welche plant, Wohnhäuser darauf zu errichten. Hinzu kommt, dass es voraussichtlich ab Oktober ziemlich kühl werden wird im OKH, fehlt doch bislang eine Heizung in den nutzbaren Räumen.
Zumindest dieses Problem wird schon jetzt angegangen: Im OTELO, dem Offenen Technologielabor, erarbeiten Schüler der HTL Vöcklabruck im Rahmen eines Praktikums ein nachhaltiges Heizkonzept für das OKH. Denn nicht nur die Freie Kulturszene im OKH Vöcklabruck wächst und gedeiht, auch die Beschäftigung mit freier Medienproduktion und Technik im OTELO trägt weiterhin Früchte.
Mit dem OTELO gibt es also eine „Back-up“-Zuflucht, für all jene, die nach Raum für kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen suchen – als Ort für Veranstaltungen kann dieses allerdings nicht dienen. So liegt es nun an den Kulturtäterinnen und der Stadt gemeinsam, das OKH auch über 2014 hinaus als das zu erhalten, was es in den Augen einer Besucherin ist: „Ein Ort für Menschen, die ähnlich denken, aber bisher keinen Platz hatten, an dem sie sich hätten treffen können.“
Offenes Kunst- und Kulturhaus Vöcklabruck: http://okh.or.at/
OTELO: http://www.otelo.or.at/