Schrebergarten, Vorgarten, oder Gemeinschaftsgarten

Nachhaltigkeit im regionalen Gartenprojekt

Eine Beschreibung aus Berlin besagt: “Urban Farmers” züchten Frischfisch und Gemüse mitten in der Stadt. Dabei legen sie Wert auf Nachhaltigkeit. Die Bewegung kam über die USA in die Schweiz und jetzt auch nach Berlin. Das Konzept haben sich die „Hauptstadt-Bauern“ von den Schrebergärten abgeschaut: Überschaubarkeit, regionale Verwendung und Nachhaltigkeit. So nutzen sie die Exkremente von Karpfen, um Tomatenstauden und Salate zu düngen. Nicht nur Zucht- und Anbauweise klingen zunächst ungewöhnlich, auch die Orte sind eher exotisch. (http://urbanshit.de)

Was gibt es Neues in der Gartenkultur?
Guerilla Gardening ist ein Großstadtphänomen und dort werden Freiflächen und ungenützte Räume bepflanzt. Ungefragt entstehen so neben dem Gehsteig oder um Bäume herum kleine Gärtlein. Samenbomben explodieren hier und dort und so entstehen vielerorts Satelliten von Gärten und Minibiotope am Straßenrand.

Community Gardening ist da schon eine erweiterte und gesellschaftlichere Form des Gärtnerns. Hierbei stehen der soziale Aspekt im Vordergrund und die gemeinsame Erschaffung der lokalen Nahrungsmittelproduktion. Die Region steht im Mittelpunkt und das „wieder selber machen“.

Wie sieht es bei uns aus?
Wir leben in einem Land, wo bevorzugt die Erzeugnisse der eigenen Landwirtschaft gekauft werden. Um vielleicht auch diese Tendenz zu untermauern, ist das Urban Gardening auch in Linz angekommen. Das Recht auf Garten und Gartenkultur fernab der Schrebergärten hat neue Möglichkeiten der gemeinsamen Grünflächenbespielung geschaffen.
Kulturvereinigungen in Linz, wie zum Beispiel die KAPU hat ein Gärtchen mit Gemüse, die Stadtwerkstatt bepflanzt das Donauufer, Time‘s Up bietet den „NonGreenGardening“ Workshop an, einen Hafengarten wird es geben und das Garten_Labor ist in Leonding entstanden. Im afo – architekurforum oberösterreich entstand 2011 der Honigraum und zahlreiche Pflanzen fanden ihren Platz auf der Dachterrasse.

Den Kulturverein urbanfarm gibt es seit 2008 in Leonding. Johanna Klement und Jose Pozo sind federführend in diesem Projekt. Im Rahmen der Leonart wurden 2011 Gemeinschaftsgärten am Harter Plateau angelegt. In diesem Jahr geht es mit einem neuen und größeren Feld weiter – und besseren Standortfaktoren in Hart. Leonding ist eigentlich sehr ländlich, möchte man meinen, und es hat jede ihren Garten vor der Tür, jedoch findet das Projekt großen Zuspruch in der Bevölkerung.
Teilen und Teilnehmen sind Schlagwörter, die derlei Gartenprojekte auszeichnen. Die urbanfarm beschreibt das Garten_Labor als „Bindeglied des gemeinsamen nachbarschaftlichen Gärtnerns, das anregt, belebt und bereichert“. Dieses Jahr hat das Projekt bereits begonnen und sie bestellen gemeinsam ein Feld von 250 m2. Der Ort ist gut erreichbar und verfügt auch über einen Wasseranschluss und einen Parkplatz. Dass das Pflanzen von Gemüse international ist, spiegelt sich auch in der internationalen TeilnehmerInnenliste des Garten_Labors. Es ist ein Projekt, das den öffentlichen Raum gemeinsam bespielt – und es funktioniert. Gut vernetzt ist das Projekt auch und erhält Unterstützung von der Gemeinde Leonding und dem Bauhof.
 
Was gibt es noch?
Die Rückkehr zur eigenen Produktion von Lebensmitteln hat auch noch einen anderen Ursprung. Der Film „Taste the Waste“ von Valentin Thurn aus dem Jahr 2011 verweist darauf, dass zu viele Lebensmittel aufgrund ihres Verfallsdatums oder ihres nicht mehr „frischen“ Äußeren, aussortiert und weggeworfen werden. In Zahlen heißt das: 50% aller Lebensmittel werden weggeworfen; jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Alles landet im Müll und wird, wenn überhaupt, von Mülltaucherinnen wieder herausgefischt. Durch das Sammeln dieser Lebensmittel ernähren sich erstaunliche viele Menschen.

Wenn der Nahrungsmittelhandel nicht eine grundlegende Veränderung schafft, dann wird die Kluft der Nahrungslosen und der im Überfluss Lebenden noch größer als bisher. Und das schlimmste ist, dass viele Produkte, die wir im Überfluss haben und vermehrt wegwerfen, in Regionen der Ärmsten produziert werden.