Tick, Trick & Track über die neu aufgenommenen KI’s.
Was man beim milden Lächeln über Basisdemokratie, Vereinsmeierei und Bürokratie leicht vergisst: So eine KUPF-Jahreshauptversammlung ist eine durchaus beeindruckende Anhäufung von Intellekt, Know-How und Aktivismus. Einmal im Jahr treffen sich unterschiedlichste Kulturaktivistinnen aus dem ganzen Bundesland, essen Strudel und tauschen sich aus — auf hohem Niveau! Zuletzt im Jänner im Medienkulturhaus Wels. Dabei wird auch den jüngst verschiedenen Initiativen ein wenig nachgetrauert, vor allem aber werden neue KI’s in die KUPF aufgenommen. Hier eine kurze Vorstellung der Frischlinge.
Reizend!
Wenn politisches Engagement und künstlerisch/kulturelle Praxis aufeinander prallen, kann es passieren, dass: a) Die Kunst die Überhand gewinnt, und die Ästhetik den Inhalt bestimmt, oder dass: b) Der Inhalt die Ausdrucksform unter sich begräbt, oder dass: c) Reizend! aktiv ist. Die „Waffe“ von Reizend! sind die Medien. Von Film (wie beim Projekt miss:handelt) zum Print (eine Beilage zum Welser Amtsblatt) ist alles erlaubt und erwünscht. Und Reizend! motiviert! Motiviert Menschen sich zu beteiligen, sich auseinander zusetzen und motiviert Fragen zu stellen. Zuletzt machte Reizend! Protestkultur(en) zum Thema. In der Veranstaltung „Run Against“ wurdne aktuelle und historische Protestbewegungen gegenübergestellt, diskutiert und reflektiert. Vielleicht ist das überhaupt das Wort für Reizend! – Reflektiert! Sowohl als Verb als auch als Adjektiv beschreibt es den Zugang und die Arbeit dieses Vereins. Inhaltlich erarbeitete Reizend! – bislang – Projekte zu den Themen Gendergerechtigkeit, Frauenpolitiken und Interkulturalität. Und es werden noch viele folgen – watch out!
SILK — FLUEGGE
Und weiter geht es im Tanzreigen, der letztes Jahr mit der Aufnahme von Red Sapata begonnen hat. Silk – Flu egge ist eine Company, die von Silke Grabinger gegründet wurde und sowohl in den Bereichen zeitgenössischer Tanz, als auch bildende Kunst aber auch (und vor allem) Jugendförderung tätig ist. „Ja, aber“, rufen jetzt die Menschen, „wo ist denn hier der initiative Gedanke, um den es der KUPF geht? Oder nehmt ihr jetzt auch Tanzschulen auf?“ „Ruhig Brauner“, streicheln wir den Menschen über den Kopf. Denn Silk ist mehr als ein sich der Tanzkunst verschreibendes Kollektiv. Silk – Flu egge arbeitet und vernetzt sich gezielt mit jungen Menschen, mit einem Schwerpunkt auf Mädchenarbeit. Silk – Fluegge schafft dadurch ein empanzipatorisches Umfeld, und leitet zum Empowerment an. Es geht nicht um ein bloßes Konsumieren bei Silk – Flu egge. Es geht darum, sich einzumischen und Position zu beziehen. Ganz im Sinne der KUPF.
Young & culture
Politikerinnen und Niedergangsherbeirederinnen sprechen ja gerne davon, dass die Jugend von heute zu nichts mehr zu bewegen ist und keine Initiativen mehr setzt. Pustekuchen! Young and Culture aus Vöcklabruck beweisen, dass – wenn der Missmut groß genug ist – Jugendliche das Ruder selbst in die Hand nehmen. Einzig dem Umstand geschuldet, dass die Strukturen für Jugendliche in Vöcklabruck unzureichend sind, beschlossen die Protagonistinnen von Young and Culture, selbst zu veranstalten, sich zu vernetzen und dadurch nachhaltige Akzente in der Stadt zu setzen. 2.000 Besucherinnen konnten 2011 mit den Veranstaltungen erreicht werden und auch wenn es der KUPF widerstrebt die Legitimation über Veranstaltungskennzahlen herzustellen, kann hier nur ein von Herzen kommendes „Hut ab!“ formuliert werden. Aber Young and culture betreibt nicht nur Veranstaltungswesen, sondern beweist sich auch als vorbildlich wenn es um Vernetzung geht. Es ist doch wirklich so: Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens!
:kult — das neue Mühlfestival
Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich ein erprobtes und denoch mutiges Unterfangen: Seit 2011 organisiert diese Initiative jährlich ein Kunstfestival von besonderer Vielfalt im Mühlviertel. Theater, Musik, Bildende Kunst, Film und weitere Sparten werden an zwei Sommerwochen prominent auf über 3000 m² Spielfläche präsentiert. Das dreiköpfige (zuagroaste) Leitungsteam, das sowohl Verein als auch Festival schupft, führt dabei internationale wie regionale Akteurinnen zusammen. Der Austragungsort Freistadt, gelegen zwischen der Provinzhauptstadt Linz im Süden und der tschechischen Grenze im Norden, bietet hier als mehrfaches Grenzgebiet einen ebenso passenden wie herausfordernden Schauplatz. Ziel ist die Etablierung des Festivals vor Ort und Festigung seiner überregionalen Relevanz bei hoher künstlerischer Qualität.
OTELO
An der Schnittstelle zwischen Technologie, Bildung und Kultur arbeitend, liegt OTELO am Puls der Zeit und im Zentrum des Diskurses. Es ist also eine von jenen Kulturinitiativen, denen die Zukunft gehören könnte. Das Offene Technologie Labor bietet niederschwellig Raum, Infrastruktur und Know-How für offene Zugänge zu Naturwissenschaften, Technik und Kunst an. Jenseits von Veranstaltungsdienstleistungen oder Leistungsdruck werden Wissen, Strategien und Erfahrungen erarbeitet und vermittelt. Konkret heißt das, dass bei OTELO z.B. Kinder das Löten lernen und auch mal an den Laser dürfen, die Großen Radio-Skills und Improtheater aufsaugen und die Nerds an 3D-Druckern arbeiten, welche wiederum andere 3D-Drucker ausdrucken sollen. Die Termine haben dann auch so schöne Namen wie „Laser ab 12+“ oder „Vermöbeln“. Was die KUPF noch beeindruckt: OTELO, ursprünglich eine Vöcklabrucker Angelegenheit, hat sich mittlerweile schwarmartig auch nach Ottensheim, Kremstal, Gmunden und Kirchdorf ausgedehnt und kooperiert auch ganz unverschämt mit großen Playern wie z.B. der Ar s Electronica oder dem einen oder anderen Stahlkonzern. Respekt!
BACKLAB
Backlab ist noch nicht bei der KUPF? Nun, seit Januar ist es das endlich und die Freude darüber ist groß. Denn Backl ab ist allein schon numerisch eine große Verstärkung. Ein Kollektiv, das als ein Netzwerk funktioniert und beinahe alle Genres künstlerischer Tätigkeit abdeckt. Kommuniziert wird im Netz und das dutzende Mitglieder umfassende Kollektiv hat es schnell zum „Power User“ bei servus.at geschafft. Neben dem diskursiven Austausch geht es vor allem darum, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsame Projekte zu realisieren. Zumindest einmal im Jahr – beim sommerlichen Rootlab – treffen die vielen Teile auch physisch zusammen. In den letzten Jahren wurde das Kollektiv verstärkt auch kulturpolitisch wahrgenommen und der KUPF-Beitritt ist als klares politisches Bekenntnis zur freien Szene zu verstehen. Das Statement kommt zum richtigen Zeitpunkt, denn angesichts des um sich greifenden Sparwahns ist Zusammenrücken angesagt. Backl ab will die KUPF als gemeinsame Interessensvertretung stärken und ich spüre, dass das gelingen wird.
Medien Kultur Haus Wels
Als ich das erste Mal dort war hat mich der Neid gefressen. Ein wunderschönes Schlösschen mitten in der Stadt. Ideal um es mit Kreativität zu fluten und die Fahne der freien Szene auf dem schmucken Türmchen zu hissen. Gemeinsam mit dem Alt en Schlachthof bildet das Medien Kultur Haus das Rückgrat einer eng vernetzten und höchst aktiven Kunst- und Kulturszene in Wels. Das MKH sieht sich selbst als ein multifunktionales Kulturzentrum, in dem Jugendliche mit professioneller Unterstützung Ideen umsetzen können. Alles dreht sich um Medien und es findet sich kaum ein Aspekt, der nicht thematisiert wird. Die Menschen im MKH reflektieren, produzieren und vermitteln. Und das auf höchstem Niveau. Der Verein zur Förderung von Jugendkultur ist nun der KUPF beigetreten, weil es dem Kulturverständnis des Hauses entspricht, Teil dieses Netzwerks zu sein. Was ihn auf Anhieb sympathisch macht: Auch im MKH gibt es keine fertige Definition von „freier Szene“ und schon alleine deswegen passt der Verein hervorragend zur KUPF. Willkommen!
Tick (Haslinger), Trick (Pilsl) und Track (Diabl) sind treue Vasallen der KUPFredaktion.