Mitte Februar wurden Vicy Schuster, Johanna Klement, Thomas Kreiseder und Julia Müllegger* neu in den insgesamt neunköpfigen Vorstand der KUPF gewählt Ein ausführliches Gespräch erschien ihnen als guter Einstieg in die Tätigkeit. Auch vor dem Hintergrund, dass sie einander vorher kaum kannten.
Kreiseder: Ich habe im Netz recherchiert, was ihr so macht. Zur „urbanfarm“ habe ich einiges gefunden. Das Projekt gibt es noch nicht lange. Wie ist es entstanden?
Klement: Ganz banal. Mein Mann und ich haben lange in Wien gewohnt, wo ich Architektur studiert habe, und wir wussten, dass wir irgendwann auf das Harter Plateau nach Leonding ziehen werden. Meine Oma hatte dort ein altes Haus. Als wir schließlich hergezogen sind, haben wir uns mit dieser Gegend und mit dem Kontrast auseinandergesetzt, denn in Wien wohnten wir in der Innenstadt und hier sind wir wirklich in den Suburbs. Außer einer Siedlung nach der anderen gibt’s hier einfach gar nichts. Uns war klar: wenn wir hier zwischenmenschlich und kulturell mehr Bewegung wollen, dann müssen wir etwas machen.
Müllegger: Ist euer Verein so ausgerichtet, dass man von außen bei Projekten andocken kann?
Klement: Im Verein sind wir zu sechst. Wir beide arbeiten aber an Konzept und Organisation und laden Menschen ein, sich an den Projekten zu beteiligen. Das funktioniert auch sehr gut, weil es vor Ort wirklich kaum Angebote gibt. Sonst ist hier wirklich nur Wohnen, Einkaufen und Auto fahren angesagt. Mit kleinen Impulsen versuchen wir nun, ein bisschen in die Gegenrichtung zu lenken.
Kreiseder: Eine Gegend, die für großräumige Wohnsiedlungen eher nicht gerade bekannt ist, ist Ebensee.
Müllegger: Ja. Dort lebe ich jetzt auch. Ich habe zehn Jahre in Wien und Berlin gewohnt, aber jetzt bin ich wieder sehr gerne am Land und schätze auch die überschaubaren Strukturen. Da weiß ich, wer für was Ansprechpartnerin ist. Auf Gemeindeebene kennt man sich und es ist überall eine ganz gute Gesprächsbasis vorhanden.
Kreiseder: In welchen Zusammenhängen engagierst du dich dort?
Müllegger: Mein Geld verdiene ich bei der Sommerakademie Traunkirchen, die sich dort vor fünf Jahren eingenistet hat. Sie verfolgt ein etwas touristisches Konzept und wollte ursprünglich die künstlerische Sommerfrische am Traunsee wiederbeleben. Es hat sich jetzt zu einem Projekt entwickelt, mit dem wir versuchen, junge Kunststudentinnen zu fördern. Eigentlich bin ich aber hierher zurück wegen der Kombination vom Kulturverein Kino Ebensee, in dem ich schon länger tätig bin, und der Natur vor Ort.
Kreiseder: Vicy, woraus schöpfst du die Energie für die Organisation eures Ottensheim Open Air?
Schuster: In jedem Jahr entsteht eine besondere Dynamik – gerade in den Wochen vor dem Open Air und in der Aufbauwoche. Tag für Tag passiert extrem viel: gemeinsames Aufbauen, kommunizieren, Ideen spinnen – man wächst zusammen und es entsteht ein Ausnahmezustand. Seit es in Ottensheim kein Jugendzentrum mehr gibt, ist das Open Air eine der wenigen Möglichkeiten, wo man außerhalb vom Sport- oder Musikverein hinkommen und mithelfen kann und neue junge Leute kennenlernt. Das war gerade im letzten Jahr ein ganz wesentlicher Faktor. Ich bin selber auf diese Art in die Struktur hineingewachsen.
Kreiseder: Bei mir war’s ähnlich. Ich bin in Linz gelandet und habe mich für Medien interessiert. Dann bin ich als allererstes auf Radio FRO gestoßen, wo man seine eigene Sendung machen und experimentieren konnte. Das empfand ich als außerordentlich anregende Spielwiese und der Sender wurde zu meiner kulturellen Heimat. Eine Hauptqualität dieser Initiativen ist meiner Meinung nach, dass sie Zugänge schaffen und Möglichkeiten zur Beteiligung und Freiräume eröffnen.
Johanna Klement studierte Architektur (TU) und Druckgrafik (Angewandte) in Wien und lebt seit zwei Jahren als Künstlerin in Leonding.
Julia Müllegger ist Geschäftsführerin im Verein Sommerakademie Traunkirchen, Vorstandsmitglied im Kulturverein Kino Ebensee und im Freien Radio Salzkammergut (*sie wird Mitte 2012 nach dem Wechsel von Vorstandsmitglied Richard Schachinger in die GF in den KUPFVorstand eintreten).
Vicy Schuster lebt in Ottensheim und mischt dort kulturell mit. Sie studiert und arbeitet in Linz und ist flohmarktsüchtig.
Die Langversion des Gesprächs kann hier nachgelesen werden: thomaskreiseder.com