Wahlkampf (gähn)

Eine Gnackwatsch´n über den aktuellen Wahlkampf zu schreiben, klingt eigentlich nach einem einfachen Auftrag. Sollte angesichts der Schießbudenfiguren, die uns regieren, kein Problem sein. Doch kann ich diesmal kaum die nötige Aggression aufbringen, die einer solchen verbalen Gewalttat vorausgeht. Woran mag das liegen? Gäbe es nicht genug Grund zu toben und zu bitzeln? Oberösterreich hat von allem etwas, aber von nichts beeindruckend viel. Unser Landesfürst wirkt wie eine Schmalspurversion von echtem Politadel wie Pröll oder Häupl, sein Herausforderinnen wie eine Deix-Karikatur, die grüne Regierungspartnerin ist unter die Wahrnehmungsgrenze gerutscht und die Freiheitlichen gehen mit zwei blassen deutschen Recken ins Rennen. Ach ja, die Uschi Haubner gibt’s auch noch, aber zu der fällt mir beim besten Willen nichts ein. Vielleicht liegts an der lähmenden Langeweile, die mich nach einem kurzen Blick auf unsere Landespolitik überkommt, vielleicht schäm ich mich auch zu sehr für meine Landsleute, wahrscheinlich ist es aber einfach zu unwichtig, wer am 27.9. gewählt wird.

Wäre da nicht Erich Watzl – ich könnt mich nicht mal mehr richtig ärgern. Der aber hats wirklich drauf. Seine gelben Plakate wirken wie eine gelungene linke Spassguerilla-Aktion. Auf jede Heroinspritze in Linz kommen 10 Plakatständer unseres neuen Sheriffs. Kultur ist ihm langweilig geworden, wohl auch weil er damit nie so richtig was anfangen konnte. Sag, lieber Erich, willst du vielleicht Innenminister werden? Und schon weicht die Langeweile einer gewissen Besorgtheit und etwas Aggression steigt auf, auch deshalb, weil das gar nicht so unrealistisch scheint. Dafür qualifiziert hätte sich der Watzl in den vergangenen Monaten schon. Da wäre einmal die Nibelungentreue zur Polizei nach dem Gewaltexzess vom 1. Mai, dann die von ihm unterstützte Drohung mit Subventionsentzug für die Vereine des Bündnis gegen Polizeigewalt und schließlich die beeindruckende Plakatserie zum dankbarsten aller Wahlkampfthemen: der Sicherheit, unser aller Sicherheit, mit der sich ohne intellektuellen Aufwand jedwedes politisches Schindluder treiben läßt. Watzl kann froh sein, dass seine Mitbewerberinnen so am Sand sind und als einzige Antwort 100 neue Polizistinnen fordern. Eine Innenministerin braucht aber auch Mut zum Absurden und sogar den hat er bewiesen, indem er – noch war der Kleister nicht trocken – gemeinsam mit der Schotter-Mitzi vor die Presse trat und eine Studie präsentierte, nach der Linz die sicherste Stadt Österreichs sei. Ein Widerspruch? Schon. Ein Widerspruch, der zu Diskussionen führt? Nicht in diesem Wahlkampf, nicht in diesem Land..
Also hol ich etwas schwerfällig zum Schlag gegen Watzl aus, klatsche ins Make-Up und fürchte mich schon vor seinen Polizistinnen.