Klemens Pilsl interviewt Stefan Haslinger und Andrea Mayer-Edoloeyi über die Akademie Kulturarbeit der KUPFakademie.
Die KUPF-Akademie hat ihre Feuertaufe bestanden: am 4.Juli dieses Jahres fand die Abschlussfeier der ersten AbsolventInnen der Akademie Kulturarbeit (ein einjähriger Lehrgang der KUPF-Akademie und der Kunstuniversität Linz) statt. Die KUPF Zeitung hat über die Entwicklung des Projektes ausgiebig berichtet, zum Abschluss hier noch ein Interview mit den MacherInnen der Akademie. Klemens Pilsl sprach mit Andrea Mayr- Edoloeyi und Stefan Haslinger über Erreichtes und Versäumtes sowie über die Zukunft des Projektes. Eine Langversion des Gesprächs (auch mit AbsolventInnen) ist auf der Homepage der KUPFakademie zu finden.
Klemens Pilsl: Andrea, du bist Projektleiterin bei der KUPF-Akademie. Kannst du die Intention der Akademie noch einmal zusammenfassen?
Andrea Mayr-Edoloeyi: Die Akademie Kulturarbeit ist ein Weiterbildungsprojekt. Grundidee ist, für AktivistInnen Weiterbildung anzubieten, die Theorie und Praxis sehr intensiv verbindet. Zielgruppe sind AktivistInnen, die in der initiativen Kulturarbeit tätig sind. Auf der Ebene der Theorie haben wir uns dieses Jahr klar auf Kulturtheorien konzentriert, stark gekoppelt an den gesellschaftlichen Hintergrund von initiativer Kulturarbeit; im praktischen Teil ging es um Skills, die man in der Kulturarbeit einfach braucht: Teamarbeit, Projektarbeit, Finanzierung. Inhaltlich haben wir uns dieses Mal ein Schwerpunktthema vorgenommen: Kulturarbeit in der Einwanderungsgesellschaft.
KP: Nachdem der erste Lehrgang nun abgeschlossen ist: habt ihr als VertreterInnen der Akademie das Gefühl, dass eure Zielsetzungen erreicht wurden?
Stefan Haslinger: Das kann ich jetzt noch nicht beantworten, weil das Erlernte und Erlebte erst relativ kurz abgeschlossen ist. Ich denke, es hat sehr viel mit Sickerwissen zu tun, mit Skills oder Inhalten, die man immer wieder brauchen kann. Ich glaube nicht, dass man „ich bin jetzt zertifizierter Kulturarbeiter „ sagen kann – weil es den nicht gibt. Es ist uns gelungen, dass bei den meisten Leuten eine Art Perspektivenverschiebung eingetreten ist. Dahingehend, die eigene Arbeit stärker zu reflektieren und Querverbindungen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und der eigenen Kulturarbeit herzustellen.
KP: Gibt es seitens der KUPF einen Rahmen der Evaluierung, ein Instrument zur Messung des Erfolges?
Andrea Mayr-Edoloeyi: Wie es bei solchen Projekten dazugehört, gab es sowohl während als auch im Anschluss an den ersten Lehrgang eine Evaluierung, welche von Andre Zogholy von der Linzer Kunstuni geleitet wurde. Wir haben recht viele positive Rückmeldungen bekommen, sowie einige kritische Anmerkungen. Es schaut relativ gut aus, es wäre natürlich spannend, in einem oder zwei Jahren noch einmal nach zu fragen. Erst dann kann man sagen, was die in diese Ausbildung investierte Zeit wirklich gebracht hat.
KP: Arbeit in der freien Kultur wird nicht selten idealisiert, was oftft aus dem „do it yourself“-Verständnis vieler Szenen resultiert. Solche externen Weiterbildungen werden dann manchmal als unnötige Kulturmanager-Kacke interpretiert, die den ursprünglichen Motivationen für freie Kulturarbeit zuwider laufen würden.
Stefan Haslinger: Das war vielleicht auch ein Qualitätsmerkmal von der Akademie Kulturarbeit, dass wir nicht die klassische Weiterbildung, die man im heutigen Kulturbereich kennt, angeboten haben. Wir sagen nicht, dass der Kulturbereich das gesegnete Arbeitsfeld der Zukunft ist, das zu Reichtum verhilft. Es geht der Akademie Kulturarbeit nicht darum, einen Arbeitsmarkt zu bedienen. Es geht um Qualifizierung und neue Sichtweisen für in diesem Feld tätige Menschen.
KP: Ist die KUPF-Akademie die Antwort der freien Initiativen auf solche Kulturmanagementlehrgänge?
Stefan Haslinger: Ich weiß nicht, ob sie eine Antwort darauf ist. Für die KUPF-Akademie und die KUPF war es klar, dass wir nicht etwas reproduzieren, was wir ständig kritisieren.
Andrea Mayr-Edoloeyi: Es gibt einen wesentlichen Unterscheidungspunkt: uns liegt viel an reflexiv-theoretischer Tätigkeit im Rahmen der Weiterbildung. Soweit ich das beobachte, sind die klassischen Kulturmanagement- Ausbildungen sehr stark auf praktische Skills abgezielt und dann redet man halt noch einmal kurz über das Feld Kunst und Kultur, aber de facto geht es da wirklich nur um Umsetzen, praktisches Managen. Ich glaube, dass Kulturarbeit einfach noch einmal etwas anderes ist. Bei Kulturarbeit geht es immer um demokratische Gesellschaftsgestaltung. Wir fragen: unter welchen Rahmenbedingungen findet Kulturarbeit statt und wie kann ich das gesamtgesellschaftlich kontextualisieren?
KP: Noch ein Blick in die Zukunft: wird es einen neuen Lehrgang im Rahmen der KUPF-Akademie geben?
Andrea Mayr-Edoloeyi: Leider ist es nicht gebongt. Es ist unsererseits erwünscht und mit unserem Kooperationspartner, der Kunstuniversität Linz, sind wir uns einig, dass es sehr gescheit wäre, den Lehrgang biennal anzubieten. Die Grundfrage dabei ist weniger, ob wir wollen – denn wir wollen – sondern es hängt an der Frage der Finanzierung. Es macht für uns keinen Sinn, bei so einem Projekt 5000 Euro pro Nase zu verlangen. Wir brauchen einfach eine adäquate Förderung, um zu ähnlich guten Rahmenbedingungen wie beim jetzigen Pilotprojekt die Sache weiterhin anbieten zu können.
Stefan Haslinger: Für Optimismus ist es noch zu bald. Es gibt den grundsätzlichen Wunsch, es wieder zu machen. Optimistisch kann man nicht sein, weil es einfach noch keine realistische Kalkulationen oder Konzepte gibt, mit denen wir verhandeln oder in die Zukunft blicken können. Realpolitisch stellt sich jetzt natürlich auch eine Frage: welche Regierung werden wir bekommen?
Andrea Mayr-Edoloeyi: Mutter Oberin der KUPF-Akademie, KUPF-Vorständin
Stefan Haslinger: Referent bei der KUPF-Akademie, Geschäftsführung KUPF
Klemens Pilsl ist Redaktionsmitglied der KUPF-Zeitung
Die Langfassung dieses Textes ist in der Publikation „akademie kulturarbeit dokumentation“ erschienen. Diese ist über die KUPFakademie (office@kupfakademie) erhätlich.